Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
Vom Netzwerk:
wiegten.
    Dann entdeckte sie ihn. Eine Gestalt saß am Ufer, mit dem
Rücken zu ihr. Wie gebannt starrte sie auf den vertrauten blonden Haarschopf.
Sie blinzelte mit den Augen und fürchtete, es könne sich um ein Trugbild
handeln.
    Die Gestalt erhob sich und drehte sich um.
    „Conrad“, hauchte sie ungläubig. Dann stürzte sie zur Tür,
stolperte hinaus und wollte die Stiege hinunterlaufen. Aber plötzlich wurde ihr
schwindlig, sie taumelte und klammerte sich an das Geländer. Verschwommen sah
sie sein Gesicht unten auftauchen. Mit zwei, drei Sprüngen war er bei ihr und
sie ließ sich einfach in seine Arme fallen.
    Weinend barg Line ihr Gesicht an Conrads breiter Schulter.
„Was machst du hier?“, fragte sie schluchzend. Es war eine sehr dumme Frage,
denn sie wusste ja nicht einmal, wo sie waren. Ihr fiel nicht einmal auf, dass
sie ihn das erste Mal geduzt hatte.
    „Ich musste dich finden“, sagte Conrad mit rauer Stimme.
    „Warum?“, hauchte sie verständnislos und sah zu ihm auf.
    „Weil du das Wichtigste in meinem Leben bist. Das wollte ich
dir schon lange sagen. Aber es ist mir erst richtig klar geworden, als du weg
warst.“
    Ihr Herz machte einen Sprung, als sie diese Worte hörte.
Dann holte sie die Erinnerung ein.
    „Ich habe einen Mann getötet“, schluchzte sie.
    „Ich weiß.“
    „Ich wollte es nicht.“
    „Natürlich wolltest du es nicht.“
    „Ich wollte nur – er hat versucht…“, Line begann zu weinen.
Sie war völlig durcheinander.
    „Das ist jetzt nicht wichtig. Du kannst es mir später einmal
erzählen, wenn du willst“, sagte Conrad behutsam, „wir haben viel Zeit. Erst
muss ich dir noch etwas sagen.“
    Lines große, dunkle Augen sahen ängstlich zu ihm auf. Conrad
hätte ihr am liebsten die Tränen von den nassen Wangen geküsst.
    „Wegen Constance?“, fragte sie leise. „Du liebst sie, nicht
wahr?“
    „Ja“, sagte er und Line senkte die Augen. „Constance ist
mein zweites Ich, meine Vertraute und oft meine beste Ratgeberin, sie ist…“
    Er machte eine kleine Pause, hob Lines Kinn und sah ihr in
die Augen. „Sie ist meine Zwillingsschwester“, rückte er endlich mit der
Sprache heraus.
    Es dauerte einen Moment, bis Line begriff, was er gesagt hatte.
Ihre Augen weiteten sich. „Sie ist…, ich dachte…“
    „Du bist einfach weggelaufen. Ich konnte es dir nicht
sagen.“ Ein leiser Vorwurf schwang in seiner Stimme mit.
    „Ich dachte, sie wäre deine Frau, ihr wart so vertraut
miteinander und sie trug die Haare bedeckt.“ Sie merkte selbst, wie dumm das
klang.
    „Nicht jede verheiratete Frau ist meine Frau“,
erwiderte Conrad halb ärgerlich, halb amüsiert.
    „Ich wollte nicht…“
    „Versprich mir bitte, niemals wieder aufgrund einer
Vermutung wegzulaufen, ohne mit mir zu sprechen.“
    Line lächelte und spürte eine unheimliche Erleichterung. „Ich
werde nicht mehr weglaufen. Nie mehr.“
    Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie zu Allem bereit war,
wenn sie nur mit Conrad zusammen sein konnte und wie töricht sie gehandelt hatte,
als sie überstürzt aus der Burg geflohen war.
    Wäre sie Conrad auch gefolgt, wenn Grete nicht gestorben
wäre? Sie wusste es nicht. Gott hatte die alte Frau in dem Moment zu sich
genommen, als Conrad aufbrechen wollte. Also war es ihr vielleicht bestimmt,
mit ihm zu gehen. So musste es sein. Sie waren füreinander bestimmt.
    „Wie hast du mich gefunden?“, fragte sie.
    „Du selbst hast uns einen Boten geschickt, Geronimo. Der
Junge tauchte eines Tages vor der Burg auf und erzählte, eine Dame hätte ihm in
Wetzlar gesagt, wo er seine Schwester finden könne.“
    „Dann hat Antonias Bruder sie gefunden?“
    „Das hat er. Der Kleine ist ziemlich aufgeweckt. Er hat sich
von den Burgwachen nicht abwimmeln lassen. Die junge Dame konntest natürlich
nur du gewesen sein. Er hat dich sehr gut beschrieben. Zum Glück bist du ja
ziemlich auffällig“, Conrad lächelte sie an.
    „Auffällig?“
    „Einmalig.“
    „Was ist denn so Einmaliges an mir?“
    „Alles. Du bist – einzigartig – einfach wundervoll.“
    Beschämt schlug Line die Augen nieder. „Aber ich bin nur ein
einfaches, armes Mädchen…“
    „Das mein Herz erobert hat“, ergänzte Conrad und küsste sie
auf den Mund. Zuerst ganz zart, aber als sie den Kuss erwiderte, wurde er
leidenschaftlicher.
    „Du musst dich ausruhen“, sagte er, nachdem sie sich
voneinander gelöst hatten, „damit du bald wieder zu Kräften kommst.“
    Plötzlich überfielen Line die

Weitere Kostenlose Bücher