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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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Sand gibt“,
erklärte der Normanne, „man sieht nur ein paar karge Pflanzen und weit und
breit ist kein Wasser. Die Sonne brennt erbarmungslos nieder und trocknet die
Erde aus, so dass kaum etwas wachsen kann. Diese Kamele sind die einzigen
Tiere, die dort längere Zeit leben können. Sie s-peichern nämlich eine Menge
Wasser in ihren Höckern wie in Wassers-hläuchen.“
    Bei dieser Vorstellung mussten die Kinder laut lachen.
    Matthes und seine Frau sahen sich lächelnd an. Schon lange hatten
sie ihre Kinder nicht mehr so aufgekratzt gesehen.
    Jetzt mischte sich auch Li Chan ein. „Es noch ganz andere
wunderliche Tiere gibt.“
    Alle außer Conrad sahen ihn erstaunt an, denn plötzlich
sprach er ganz normal, bis auf den eigentümlichen Satzbau. „Als ich war in
Indien, ich habe gesehen riesige Tiere. Mehr als Dutzend Fuß hoch und Zähne
fünf Ellen lang. Sie hatten Nasen so lang, dass sie damit konnten den Boden
berühren, ohne sich zu bücken. Sie benutzen Nase zum Greifen wie wir die Hände.“
    Die Kinder lachten laut. Die Vorstellung, ein Tier könne mit
der Nase greifen, fanden sie zu lustig.
    „Ihr ruhig glauben könnt. Und sie sind so stark, dass sie
können Baumstämme tragen – mit Nase.“
    Jetzt quietschten die Kinder vor Vergnügen.
    Matthes lächelte nachsichtig. Auch er schien die Geschichte
nicht erst zu nehmen.
    Eine Katze sprang auf den Tisch und Li Chan griff nach ihr.
Er streichelte ihr weiches Fell und sie schnurrte behaglich.
    „In Indien es gibt Katzen, die riesig groß. Mit Krallen so
lang.“ Er zeigte die Länge mit den Fingern und die Kinder bekamen große Augen.
    „Man nennt sie Tiger. Wenn solch eine Katze sich stellt auf
die Hinterpfoten, sie kann Ritter Sven Tatzen auf Schulter legen.“ Er hob die
Vorderpfoten der Hauskatze an, um seine Worte zu demonstrieren.
    „Oh, dann kann ich dieses Kätzchen streicheln, ohne mich
bücken zu müssen“, witzelte Sven zur Erheiterung der Kinder.
    Auch Li Chan lächelte. „Nicht angenehm, wenn diese Katze
Schulter streichelt“, sagte er und entblößte seine linke Schulter. „Hier hat
mich Tiger gestreichelt.“
    Ungläubig starrten alle auf die drei deutlich sichtbaren
Narben, die parallel zueinander verliefen. Es mussten tiefe Wunden gewesen
sein, von langen Krallen verursacht.
    „Bist du sicher, dass das eine Katze war?“, fragte Sven
ungläubig, „ich hätte eher auf einen Bären getippt.“ 
    „Große, gelbe Katze, mit schwarzen Streifen und weißem
Bauch.“ Nach kurzer Pause fügte er hinzu: „Und schrecklich Mundgeruch.“
    Wieder kicherten die Kinder.
    „In unserer Heimat sagt man, wenn ein Raubtier einen Mann
zeichnet, aber nicht tötet, geht seine Kraft auf ihn über“, sagte Sven.
    „Tatsächlich?“, fragte Li Chan.
    „Jetzt wird mir einiges klar, kleiner Freund“, fuhr Sven
fort, „du bist wirklich geschmeidig wie eine Katze und viel stärker als man
vermuten würde. Ich glaube, es stimmt, was man sagt. Was schaust du mich so
komisch an?“
    „Ich mich gerade fragen, welches verdammt riesige Tier dich
wohl hat gezeichnet?“
    Verblüfft starrte Sven ihn an. Als er das schelmische
Grinsen in Li Chans Gesicht sah, fing er an zu lachen. Alle fielen ein.
    „Vielleicht das große Tier mit der langen Nase?“, bot Matthes
Sohn spitzbübisch an.
    Sven drohte ihm mit dem Finger.
    Matthes sprach ein Machtwort und schickte die Kinder
schlafen.
    Sven und Conrad gingen noch einmal vor die Tür. Der Wind war
abgeflacht und das Flüsschen plätscherte beruhigend vor sich hin. Die beiden
Freunde gingen über die Wiese und genossen den lauen Abend. Conrad hatte das
Gefühl, dass Sven etwas auf der Seele brannte, aber er wollte nicht in ihn
dringen. Wenn der Normanne ihm etwas sagen wollte, würde er es schon tun. So
sprachen sie zunächst nur über Belanglosigkeiten.
    „Seit Antonia ihren Bruder Geronimo wieder gefunden hat,
sind die beiden unzertrennlich. Sie machen sich beide nützlich auf Burg
Breuberg, sie in der Küche, er im Stall“, erzählte Sven.
    „Der Schnee ist geschmolzen“, bemerkte Conrad, „es wird
langsam Frühling. Bald können wir nach Norden aufbrechen.“
    „Ja“, entgegnete Sven. Eine Weile druckste er herum, dann
rückte er mit der Sprache heraus. „Hör zu, ich werde nicht mitkommen.“
    Conrad blieb stehen und musterte seinen Freund aufmerksam,
sagte aber nichts.
    „Es ist – äh – es ist so, dass ich und Beatrice – also –
will sagen…“
    „Dich hat es erwischt“, konstatierte

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