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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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Der
Burgherr wollte sogar die Tore der Burg für die Breuberger Bürger und die
Bauern der umliegenden Dörfer öffnen lassen, wie es sonst nur bei großen
festlichen Anlässen wie Hochzeiten oder der Geburt eines Kindes im
Herrscherhaus üblich war.
    Die Vorbereitungen waren in vollem Gange. Conrad und
Constance waren gerührt, wenn sie den Aufwand auch für übertrieben hielten.
    Am Nachmittag vor dem Fest nahm Constance Line beiseite und
bat sie in ihre Kammer. Dort holte sie zu Lines Überraschung ein schönes Kleid
aus blau gefärbtem, gutem Leinen hervor.
    „Mit diesem Kleid wirst du für das Fest heute Abend
angemessen gekleidet sein“, sagte sie lächelnd.
    „Ihr beschämt mich, Herrin“, sagte Line leise. „Euer Bruder
ist durch meine Schuld in Gefahr geraten, und Ihr seid so gut zu mir.“
    „Es war seine eigene Schuld. Er war ein bisschen - sagen wir
mal - undiplomatisch.“
    Constance lächelte Line an und nahm sie bei den Händen. „Er
ist mein Zwillingsbruder. Wenn er leidet, leide auch ich. Als du weg warst, war
er nicht mehr er selbst. Aber du hast ihn geheilt, Heilerin Line.“
    „Danke, Herrin“, hauchte Line und Tränen der Rührung traten
ihr in die Augen.
    „Für dich bin ich Constance. Und jetzt haben wir genug
geschwatzt. Anna, hilf uns beim Umziehen.“
    Anna, die sich im Hintergrund gehalten hatte, begann resolut
damit, die Verschnürung von Lines einfachem, nicht ganz sauberem Kleid zu
lösen. Constance war sich nicht zu schade, ihr dabei zu helfen.
    Bevor Line ihre Stimme wieder fand, hatten die Frauen sie bereits
entkleidet. Sie zogen ihr ein Unterkleid aus feinem Leinen über. Dann begannen
sie, ihr das blaue Kleid anzulegen. Die nach unten verbreiterten Ärmel waren
der Mode entsprechend an der Außenseite geschlitzt, so dass der blütenweiße
Stoff des Unterkleides hindurchlugte. Der Rand des Ausschnitts, die Ärmel und
der Saum waren kunstvoll bestickt. Line ließ alles widerstandslos über sich
ergehen.
    Erst jetzt ging Anna daran, ihre Herrin für das Fest
herzurichten, wobei ihr diesmal Line half. Constance legte ein rostbraunes,
reich verziertes Kleid mit einer Schleppe an, dessen Saum mit Goldfäden
durchwirkt war. Die Spitzen der ebenfalls geschlitzten und kunstvoll bestickten
Ärmel reichten fast bis zum Boden. 
    Ihre goldenen Locken versteckte sie unter einem Gebende,
welches von einem silbernen Schapel gehalten wurde.
    „So, jetzt können wir uns auf dem Fest sehen lassen“, sagte
Constance, als sie einen kritischen Blick in den polierten Messingspiegel
geworfen hatte.
    Dann nahm sie Line einfach an die Hand und ging gefolgt von
Anna hinunter zum Festsaal, der fast die ganze erste Etage des Palas einnahm.
    Constance nahm an der Stirnseite der Tafel Platz, zwischen
ihrem Bruder und der Burgherrin, die über dem Unterkleid aus feinstem Leinen
ein eng anliegendes, dunkelgrünes Surcot mit einer Schleppe trug. Eine
gleichfarbige Haube schmückte ihren Kopf.
    Line fühlte sich nicht ganz wohl angesichts der bewundernden
Blicke einiger anwesender Ritter und war froh, dass Constance mehr
Aufmerksamkeit auf sich zog als sie selbst. Etwas steif nahm sie rechts neben
Conrad Platz.
    Jetzt sah Conrad, dass sie sich ein blaues Band in ihren
Haarkranz geflochten hatte. Als er es erkannte, schlug sein Herz höher. Sie
trug sein Schleifenband, obwohl es aus billigem Stoff war und lediglich
farblich zu ihrem Kleid aus gutem Leinen passte. 
    Conrad von Breuberg hatte sich an diesem Abend nicht lumpen
lassen und ließ auffahren, was Küche und Keller zu bieten hatten. Die
Gesellschaft war schon bald in bester Stimmung. Sven schien alles daran zu
setzen, seinen jungen Freund an diesem letzten Abend unter den Tisch zu
trinken, aber Conrad hielt sich zurück.
    Agnes redete auf Constance ein. Sie wollte ihr so viele
Ratschläge wie nur möglich mit auf den Weg geben. Vor allem aber legte sie ihr
nahe, die Wochen der Reise zu nutzen, um dem Mädchen Caroline höfisches
Benehmen beizubringen. Ihr war natürlich nicht entgangen, wie unsicher sich das
arme Mädchen fühlte in ihrem Bemühen, nichts falsch zu machen und mit
zweifelhaftem Erfolg alles nachahmte, was die anderen Damen taten.
    Antonia hatte es da leichter, denn sie half bei der
Bedienung der Gäste, wobei sie sich sehr geschickt anstellte
    Je mehr Wein floss, desto ausgelassener wurde die Stimmung.
    Die Ritter, die sich zu Anfang noch höflich und zuvorkommend
gegenüber den Damen benahmen und auf gesittete Tischmanieren

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