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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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Chan. „Euer Bruder ist guter Mensch, ich sehr
stolz darauf, dass er ist mein Freund.“
    Constance lächelte und begrüßte ihren Bruder mit einer
innigen Umarmung.
    Dann wandte sie sich an Line, die beschämt die Augen senkte.
„Sei auch du willkommen, Caroline. Versprich mir bitte, meinen Bruder nicht
mehr allein zu lassen, sonst macht er nur Dummheiten.“
    „Ich wollte nicht – es tut mir leid, dass Euer Bruder durch
meine Schuld…“, stammelte Line.
    „Durch seine eigene Schuld“, stellte Constance
richtig. „Allerdings warst du der Anlass. Als du fort gingst, hast du etwas
mitgenommen, das er sich zurückholen musste.“
    Sie lächelte, als sie Lines verwirrtes Gesicht sah.
    „Sein Herz“, ergänzte sie. Nach einem kurzen Blick zu ihrem
Bruder setzte sie hinzu: „Aber dafür hast du ihm dein Herz gegeben. Ich
glaube, deine Schuld ist beglichen.“
    Line war unendlich erleichtert, denn schließlich war Conrad
durch sie in Schwierigkeiten geraten. Constance hätte allen Grund gehabt, ihr
zu zürnen.
    Beinahe belustigt registrierte Conrad, wie sich auf der
Stirn des Burgherrn eine steile Falte bildete und er zuerst Line, dann Conrad
musterte. Aber er sagte nichts.
    Sven verdrückte sich nach der Begrüßung in den hinteren
Bereich des Hofes, wo Beatrice und Wibald standen. Der Kleine riss sich von
seiner Mutter los und rannte seinem riesigen Freund entgegen. Als er an ihm
hochsprang, fing Sven ihn auf und ließ sich nach hinten auf den schmutzigen
Lehmboden fallen, so dass der Junge auf ihm lag. Es machte ihm nichts aus, dass
sämtliche Burgbewohner zusahen.
    „Du hast mich besiegt“, stöhnte der Normanne auf dem Rücken
liegend. „Gnade!“
    Wibald quietsche begeistert.
    So hatte Conrad seinen gutmütigen, aber sonst eher
griesgrämig wirkenden Freund noch nie gesehen.
    Conrad von Breuberg hatte die Augenbrauen hochgezogen, er
missbilligte das völlig unhöfische Verhalten des Ritters, sagte aber auch
hierzu nichts. Er war sehr erfreut gewesen, als Sven sich ihm als Ritter anbot
und ihn um die Hand der Magd Beatrice bat. Ein Mann wie dieser war in diesen
Zeiten unschätzbar. Dennoch erwartete er ein gewisses Maß an Disziplin und
höfischer Contenance. Er würde mit seinem neuen Ritter sprechen müssen. Aber
nicht hier vor dem Gesinde.
    Seine Gattin Agnes jedoch lächelte nachsichtig.
    Der Burghauptmann Gernot runzelte die Stirn, seine Wachen
schauten teils befremdet, teils belustigt drein.
    Nachdem Sven sich mit Wiblad unbekümmert auf dem Vorhof
gewälzt hatte, stand er auf und schloss Beatrice in seine Arme, die in seiner
Umarmung fast vollständig verschwand.
    An der abendlichen Tafel kam der Burgherr unverhofft auf den
Vorfall am Nachmittag zu sprechen: „Es freut mich sehr, Ritter Sven, dass Ihr
auf Breuberg bleiben wollt. Aber ich erwarte von meinen Rittern eine gewisse
Disziplin.“
    „Das erscheint mir unabdingbar“, erwiderte Sven scheinbar
arglos.
    „Richtig“, pflichtete ihm sein neuer Herr bei, dann kam er
direkt zur Sache, „und es ist nicht schicklich für einen Ritter, sich vor aller
Augen im Dreck zu wälzen – außer beim Kampf.“
    „Aber es war ein Kampf“, erwiderte Sven treuherzig,
„ein Kampf Mann gegen Mann.“
    Als er das säuerliche Gesicht seines Dienstherrn sah, setzte
er zerknirscht hinzu, „Verzeiht, Herr. Ich habe mich unschicklich benommen. Es
kommt nicht wieder vor.“
    Conrad beobachtete, wie der Freund seines Vaters sich einen
heimlichen Ellenbogenknuff von Agnes einhandelte.
    „Naja“, sagte der Burgherr daraufhin gedehnt, „eigentlich
konntet Ihr ja nichts dafür, Ritter Sven. Schließlich seid Ihr angegriffen
worden und musstet Euch verteidigen. Ich werde den Sohn der Magd angemessen
bestrafen müssen. Ich kann unmöglich dulden, dass einer meiner Ritter in aller
Öffentlichkeit verprügelt wird.“
    Die angespannte Stille entlud sich in einem befreienden
Lachen.
    „Der Wibald wird mal ein gefürchteter Kämpfer werden“, prophezeite
ein junger Ritter und prostete Sven zu, der stolz die Brust reckte, als wäre
der Kleine sein leiblicher Sohn.
         
    *
                          
    Conrad von Breuberg bestand darauf, die Kinder seines
ehemaligen Kampfgefährten und Freundes sowie Verwandten seiner Gattin zünftig
zu verabschieden, bevor sie sich auf den weiten Weg in ihre Heimat machten.
    In drei Tagen sollte es am Abend ein großes Festgelage
geben, zu dem auch die Ritter aus den umliegenden Gütern eingeladen waren.

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