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Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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glauben.“
    Einige der Mönche bekreuzigten sich vorsichtshalber. Man
konnte ja nie wissen.
    Der Jüngste von ihnen, der sicher noch ein Laienbruder war
und die Weihen noch nicht erhalten hatte, machte eifrig einen Vorschlag: „Wir
könnten nachsehen, ob sie ein stigma diabolikum, ein Teufelsmahl…“
    Der strafende Blick des Priors brachte ihn augenblicklich
zum Schweigen. Sein Gesicht lief knallrot an.
    Auch das belustigte Lächeln eines anderen Mönches erstarb
auf dessen Lippen und er wurde schlagartig wieder ernst.
    „Ich erkenne eine Hexe, wenn ich eine sehe“, erklärte
Bartolomäus bestimmt, „und dieses Mädchen ist rein und unschuldig.“
    Niemand zweifelte seine Worte an, nur Line bekam ein
schlechtes Gewissen, denn so unschuldig war sie ja nun auch wieder nicht. Aber
das mussten die Brüder ja nicht unbedingt wissen.
    „Ritter Conrads Reisegruppe mit seiner Schwester ist ganz in
der Nähe, ich muss zu ihr, aber ich habe mich verirrt.“ Line klang völlig
verzweifelt. Sie musste irgendwie Kontakt mit Constance aufnehmen.
    „Wir werden dich erst einmal zu unserem Infirmarius bringen,
der dich verarzten kann, dann sehen wir weiter. Du musst schnellstens von hier
verschwinden, bevor deine Häscher bemerken, dass du nicht mehr auf dem Rücken
des Maultiers sitzt. Dann werden sie sicher zurückkommen.“
    „Sie werden denken, sie hätte ihren Weg mit einem Besen
fortgesetzt“, bemerkte scherzend einer der Mönche und handelte sich ebenfalls
einen strafenden Blick vom Prior ein.
    Dieses Mal grinsten fast alle Brüder.
    Line fühlte sich plötzlich sehr geborgen in ihrer Mitte. Die
Mönche waren gute Menschen und würden ihr sicher helfen. Doch sie hatten Recht.
Zunächst musste sie hier weg.
    Es drängte sie, schnellstens Conrads Schwester und Freunde
zu informieren. Aber nüchtern betrachtet konnte es auch ein großer Fehler sein,
dort aufzutauchen.
    Arnulf war bestimmt bereits im Lager. Was, wenn einer seiner
Leute sie erwischte, bevor sie mit jemandem sprechen konnte, dem sie vertraute?
    Die Mönche halfen ihr auf die Beine und verließen den Weg.
Sie wollten lieber schmalen Wildpfaden folgen als dem öffentlichen Weg, auf dem
jeden Moment die Verfolger des Mädchens auftauchen konnten. Es begann zu
regnen, kaum dass die Mönche mit Line im Wald verschwunden waren.
    Die Mönche deuteten das als ein Zeichen des Himmels, denn
der Regen würde bald alle Spuren verwischen.
    Nach einer Stunde Fußmarsch sah Line zwischen den dichten
Blättern rote Mauersteine auftauchen. Die Klostermauer grenzte direkt an den
Wald. Das Infirmarium befand sich außerhalb der Klausur und war öffentlich
begehbar, denn hier wurden auch Kranke aus den umliegenden Ortschaften
behandelt, in zwei voneinander abgetrennten Räumen für Männer und Frauen.
    Hierhin brachte man Line und bettete sie auf einem halbwegs
sauberen Strohsack, gab ihr einen trockenen, sauberen Kittel und sogar eine
wollene Decke.
    Außer ihr befand sich zurzeit nur noch eine ältere Frau im
Raum, die schwer atmete und von Hustenanfällen geschüttelt wurde.
    Kurz darauf trat der herbei gerufene Bruder Thomas zu Line,
der Infirmarius des Klosters. Er war ein asketischer, schlanker Mönch mit tief
liegenden, wachen Augen, die sie aufmerksam musterten.
    Kundig befühlte er Lines Schulter, die schmerzhaft
zusammenzuckte. Er winkte einen kräftigen, jungen Mönch heran, der ihm bei der
Krankenpflege half und wies ihn an, das Mädchen festzuhalten. Mit einem
geschickten Ruck renkte er das Schultergelenk wieder ein. Line wurde vor
Schmerz kurz schwarz vor Augen, aber dann spürte sie Erleichterung.
    Nachdem ihr Arm in einer Schlinge lag und ihr Brustkorb
bandagiert war, fühlte sie sich besser. Wenn sie flach atmete, spürte sie die
geprellten Rippen kaum, die glücklicherweise nicht gebrochen waren. Dennoch sah
sie ein, dass sie sich heute nicht mehr auf den Weg machen konnte. Abgesehen
davon wusste sie ja nicht einmal, wohin sie gehen sollte.
    Wie sollte sie den Platz finden, an dem sie gelagert hatten.
Das war erst vor einigen Stunden gewesen und doch war so viel in dieser Zeit
geschehen.
    Wieder einmal hatte das Schicksal ihrem Leben eine völlig
neue Wendung gegeben. Aber sie musste versuchen, Kontakt zu einer der Frauen
oder Li Chan aufzunehmen. Constance musste erfahren, was passiert war. Sicher
war Arnulf inzwischen bei ihr. Wenn sein Plan aufging, mussten alle glauben,
Conrad wäre von Wegelagerern erschlagen worden und sie selbst hätte

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