Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
es
wäre ein ungleicher Kampf“, sagte er so laut, dass alle Anwesenden ihn hören
konnten, „Ihr werdet vor ein Gericht gestellt, denn diese Tat darf nicht
ungesühnt bleiben. Das war kaltblütiger Mord.“
Er ließ seine Worte wirken. Die Augen des Alten hatten sich
angstvoll geweitet. Auf Mord gab es nur eine Strafe – den Strang. Ein sehr
unwürdiges Ende für einen Ritter.
„Gewährt mir einen ehrlichen Kampf!“, rief er.
„Das täte ich, wenn Ihr wüsstet, was ein ehrlicher Kampf
ist.“, gab Conrad zurück. „Aber eines will ich noch von Euch wissen: Was hat es
mit diesem Ehevertrag auf sich, den mein Vater angeblich mit Euch zugunsten
Eures Sohnes aufgesetzt hat?“
„Der Schreiber deines Vaters hat ihn aufgesetzt“, sagte
Bernhardt zerknirscht, „er hat, wie Ihr vielleicht wisst, sämtliche
Korrespondenz Eures Vaters erledigt, daher fiel es ihm nicht schwer, an das
Siegel heranzukommen und die Unterschrift zu fälschen.“
„Lorents?“, Conrad konnte es nicht fassen.
„Ja, so hieß er wohl. Mit Geld kann man jeden kaufen, es ist
nur eine Frage des Preises.“
„Vielleicht jeden, der eine schwarze Seele wie die Eure
hat“, entgegnete Conrad angewidert. „Was heißt so hieß er, was ist aus ihm
geworden?“
„Er hatte einen Unfall.“
„Wie praktisch“, sagte Conrad sarkastisch.
Es wurde ein schmählicher Abzug der beiden Neffen und der
heulenden Geliebten des alten Nienkerkeners. Die Ritter erhielten ihre Waffen
erst zurück, nachdem sie geschworen hatten, sie niemals mehr gegen Conrad zu
erheben.
Erhard von Bassewitz und zwei weitere Ritter stellten einen
Trupp zusammen, um Bernhard von Nienkerken nach Rostock zu bringen, wo er vor
das Fürstengericht gestellt werden sollte.
Conrad bedankte sich in einer kurzen Rede bei seinen
Waffenknechten und Verbündeten.
Dann sah er in die Runde. Stolz erfüllte ihn, als er die
versammelten Männer und Frauen musterte. Da waren Manfred und seine Männer, die
mecklenburgischen Ritter und Waffenknechte, die ihm Waffenhilfe geleistet
hatten und schließlich die Knechte und Mägde, die große Hoffnungen in ihn
setzten, dass ihr Leben jetzt besser werden würde.
Er wollte sie nicht enttäuschen. „Lasst uns sehen, wie viel
Arnulf und seine Sippe uns von dem guten Wein übrig gelassen haben“, rief er
laut. „Heute Abend gebe ich ein Festmahl, mit allem, was die Küche zu bieten
hat. Schließlich habe ich Euch um den Leichenschmaus zu meinen Ehren gebracht,
nun sollt ihr mit mir meine Rückkehr feiern!“
Dröhnender Beifall war die Reaktion auf diese Ankündigung.
Kurz darauf waren mehrere Krüge mit dem besten Wein aus dem Vorratskeller im
Umlauf.
Auch die Verwundeten wurden nicht vergessen, ebenso wenig
wie der Pfarrer, der zwischen den Verletzten hin und her ging, die Beichte
abnahm, Sterbenden die Absolution erteilte und für alle tröstende Worte fand.
XVIII
Das Lied
Erntingmond Anno 1230
Während auf dem Rittergut der Sieg mit reichlich Wein
begossen wurde, stiegen Conrad, Hannes und Li Chan auf ihre Pferde, um zu dem
Bauernhof zu reiten, auf dem Constance zusammen mit Geronimo und dem
verwundeten Wenzel bangend auf ihre Rückkehr wartete. Antonia wollte sie
unbedingt begleiten und stieg zu Line auf ihr Maultier. Sie war so schwach,
dass Line sich hinter sie setzte, um sie zu halten.
Constance stand unterdessen vor der Tür und starrte
angestrengt in Richtung Norden. Endlos flossen die Stunden dahin, die sie in
banger Erwartung verbrachte, bis endlich Reiter auftauchten, die aus dem Wald
herauskamen und auf den Feldweg zum Gehöft einbogen.
„Geht ins Haus, Herrin“, bat der ältere Waffenknecht, der
zusammen mit drei weiteren Soldaten zu ihrem Schutz bei Ihr geblieben war.
Noch konnte er nicht erkennen, um wen es sich bei den
Reitern handelte. Aber Constance rührte sich nicht, bis sie endlich das
rot-graue Wappen der Uritzer auf dem Wappenrock des ersten Reiters erkennen
konnte.
Constance wäre Hannes beinahe entgegengelaufen, um ihm in
die Arme zu fliegen, aber sie hielt sich zurück. Nur ihre strahlenden Augen
verrieten ihre Freude darüber, dass ihre Ängste unbegründet gewesen waren.
Conrad und Hannes schienen wohlauf. Letzterer sah ebenfalls so aus, als würde
er Constance gern in die Arme schließen, beherrschte
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