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Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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sich an und grinsten wie zwei
spitzbübische Kinder, was Ekarius scharfen Augen nicht entging und ihn zur
Weißglut brachte. Er zeigte mit einem seiner knochigen Finger auf Line und
keifte boshaft: „Weiber wie du sind Schuld daran, wenn die Menschen beginnen,
die göttliche Ordnung anzuzweifeln.“
    Alle hatten ihre Gespräche unterbrochen und starrten den
Pfarrer an.
    „Schluss!“ Jetzt war es mit Conrads Beherrschung vorbei. Er
schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Becher hüpften und die Teller
klirrten. „Und verbohrte, engstirnige Männer wie Ihr sind Schuld daran, wenn
Menschen den Glauben an Gott gänzlich verlieren, Hochwürden“, sagte Conrad
scharf. „Die Dame Caroline hat recht, es kommt nicht darauf an, welche Kleider
man trägt, sondern darauf, wer drinsteckt. Auch Eure Soutane macht Euch nicht
unfehlbar. Wenn Ihr es noch einmal wagt, in diesem Ton mit einer der Damen zu
sprechen, seid Ihr die längste Zeit Gast in meinem Hause gewesen!“
    Aus dem Gesicht des Pfarrers war jede Farbe gewichen. Sein
Mund bewegte sich wie bei einem Fisch auf dem Trocknen, aber er brachte kein
Wort heraus.
    Als er sich halbwegs wieder gefangen hatte, wandte er sich
an seinen Nachbarn Erhardt von Bassewitz.
    Line hörte, wie er dem älteren Ritter Zustimmung heischend
zuraunte: „Wenn ich ein Ritter wäre, würde ich diesen ungehobelten Jüngling vor
mein Schwert fordern.“
    „Dann seid froh, dass Ihr kein Ritter seid, Vater Ekarius“,
antwortete der ältere Ritter trocken.
    Der Pfarrer starrte griesgrämig vor sich hin.
    Einige der Gäste grinsten heimlich.
    Line beobachtete, wie der Pfarrer einem älteren Ritter etwas
zuraunte. An dem Fuchs auf seinem Wappenrock erkannte sie, dass es sich um
Gunthart von Vosse handelte.  
    Lines scharfe Ohren fingen einige Wortfetzen auf.
    „…nicht von Adel…Hure…Kräuterweib…“ Der Ritter zog erstaunt
die Augenbrauen hoch. Er hatte schon einiges getrunken und fing plötzlich an zu
lachen.
    Dann sah er in die Runde und sagte etwas, das die anderen
Gäste wiederum aufhorchen ließ: „Manch eine sieht in einem schönen Kleid wie
eine Heilige aus und ist doch nur eine Hure.“ Dann rülpste er laut.
    Constance fiel undamenhaft der Kinnladen herunter.
    Es wurde totenstill im Saal. Einige hielten erschrocken die
Luft an. Jeder wusste, wer gemeint war.
    Aber wer erwartet hatte, die Tischdame Conrads würde weinend
aus dem Saal laufen, hatte sich in Line gründlich getäuscht.
    Aus den Augenwinkeln sah Line Conrads Halsader anschwellen,
aber bevor er etwas Unüberlegtes tun konnte, sagte sie betont gleichgültig:
„Kennt Ihr das Lied von dem Fürsten und seiner Geliebten, Herr Ritter von
Vosse?“
    Dabei lächelte sie ihn an, als hätte er ihr ein Kompliment
gemacht.
    „Nein“, erwiderte dieser verblüfft.
    „Nun, in diesem Liebeslied geht es um einen unsensiblen
Edlen, der zu viel getrunken hatte und über die Geliebte seines Fürsten
spottete. Er sagte, sie sähe so schön und rein aus, als wäre sie eine Heilige,
und doch sei sie nur eine Konkubine.“
    Der Ritter sah sie mit hochgezogenen Brauen an, sagte aber
nichts. 
    „Ich habe nicht mehr das ganze Lied im Kopf, aber an die
Antwort der geschmähten Dame kann ich mich noch gut erinnern“, fuhr Line fort.
Dann zitierte sie die Verse aus dem Gedächtnis:
            
    „Ihr meint, ich schau  wie eine Heilige aus,
    obwohl ich doch eine Kebse nur wär?
    Ich sage, das schließt einander nicht aus;
    Denn eine Liebende ist beides, mein Herr.“
               
    Die Verse stammten aus einem beliebten Spottlied, dass von
fahrenden Sängern vorgetragen wurde. Line hatte es zwei oder dreimal in einem
Gasthof gehört und wusste nicht, warum sie gerade diese Strophe behalten
hatte. 
    Der Ritter starrte sie verblüfft an. Dann schluckte er. „Ich
glaube, der Fürst konnte sich glücklich schätzen, eine solch kluge – äh –
Gefährtin zu haben“, brachte er schließlich heraus.
    Beifälliges Gemurmel war von allen Seiten zu hören, welches
jedoch weniger der imaginären Kurtisane im Lied als der Interpretin der Verse
galt.
    Ritter von Vosse stand wankend auf und verbeugte sich vor
Line. „Ich entschuldige mich und hoffe, ihr verzeiht einem alten Mann seine
unbedachten Worte, Dame Caroline.“
    Line lächelte und nickte huldvoll mit dem Kopf.
    Erleichtert ließ der alte Ritter sich wieder auf seinen
Sitzplatz fallen.
    Constance sah Line bewundernd an. Sie selbst hätte sicher
nicht die

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