Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
Gut zu wissen, dass man jemanden hat, dem man vertrauen kann. Aber was ist bloß mit Jake? Er hat bisher kein Wort mehr gesagt...merkwürdig.
"Gut, dann wäre das ja geklärt. Was wollt ihr jetzt machen? Irgendwie müsst ihr ja schließlich von hier wegkommen." Stimmt eigentlich...darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Rachel hat vollkommen recht. Wir müssen irgendwie von hier wegkommen, aber wie?
"Die Jagd!" Wie war das? Ich schaue rüber zu Jake, der endlich wieder aufgetaut zu sein scheint. "Nolan will doch heute mit uns jagen gehen. Das wäre doch die ideale Möglichkeit, um abzuhauen."
Rachel stimmt zu: "Das könnte sogar klappen. Wenn ihr Glück habt, kommen nur ein paar Jäger mit. Die könnt ihr sicher leicht austricksen." Chris nickt auch.
Alle drei finden die Idee wohl gut. Dabei vergessen sie nur eine Sache: "Ja aber was ist mit Timeos? Wir können doch nicht so einfach verschwinden und alle hier im Stich lassen. Das wäre nicht fair!"
Jake nickt: "Stimmt, wir haben ihnen große Hoffnungen gemacht. Diese jetzt einfach so zu vernichten wäre mehr als nur falsch."
Auch Chris ist dieser Ansicht: "Ja, es würde sie zerstören, wenn wir einfach abhauen würden. Ich glaube nicht, dass ich damit leben könnte..." Na da sind wir uns ja mal einig.
Plötzlich beginnt Rachel zu lachen: "Sagt mir, dass das nicht euer Ernst ist!" Sie findet das Ganze wohl ziemlich lustig. "Ihr habt es euch tatsächlich zur Aufgabe gemacht, dem Rudel zu helfen? Ihr armen Irren!"
Ich verstehe das nicht ganz: "Was bitte ist daran denn so lustig?"
Rachel lacht noch immer: "Allein der Versuch ist schon zum Schreien! Ihr schafft das nie! Dieses Rudel ist am Ende! Die wollen sich doch gar nicht helfen lassen!"
Chris scheint sauer zu sein: "Ach nein? Hast du dir die Gruppe schon mal angesehen? Sie brauchen Hilfe! Mag schon sein, dass sie es allein nicht schaffen, aber wenn ihnen jemand hilft, dann..."
Rachel unterbricht ihn: "Und warum glaubst du, sitze ich hier drin?" Sie ist plötzlich wieder ernst geworden. "Ihr wisst gar nichts über die Wölfe, die da drüben im Gras liegen! Ich habe anfangs genauso gedacht wie ihr. Auch ich war so naiv zu glauben, dass sie nur jemanden brauchen, der sie führt...aber sie sind nur erbärmliche Feiglinge. Die wollen doch gar nichts ändern! Im Jammern sind sie gut, aber wenn es dann darum geht zu handeln, ziehen sie den Schwanz ein und verkriechen sich!" Die Wut steht Rachel förmlich ins Gesicht geschrieben. Sie scheint eine verdammt schlechte Erfahrung mit der Gruppe gemacht zu haben.
"Würdest du uns davon erzählen? Was ist passiert, dass du so sauer bist?" Ich schaue ihr tief in die Augen. Rachel antwortet nicht. "Komm schon, wir müssen es wissen, wenn wir etwas verändern wollen!"
Schließlich beginnt sie doch zu sprechen: "Verändern? Niemals. Nicht hier, das ist unmöglich. Ich habe vor zwei Jahren selbst versucht, dem Rudel zu helfen. Es war zu meinem fünfzehnten Geburtstag, als ich das erste Mal zu der Gruppe um Timeos ging. Zuvor war ich immer auf der anderen Seite des Baches gewesen, weil mir verboten wurde rüberzugehen."
Chris fragt neugierig nach: "Das heißt, du warst Mitglied der anderen Gruppe, der Gruppe um Cyrus?"
Rachel nickt: "Und wie ich das war. Dort bin ich geboren und dort habe ich auch immer gelebt. Ich war eigentlich glücklich und wusste nicht viel von der anderen Gruppe. Mein Vater hatte das Thema immer sehr schön umschrieben. Eines Tages, es war wie gesagt mein Geburtstag, wurde ich dann neugierig. Mein Vater war mit den Kämpfern gemeinsam auf der Jagd, um ein großes Festessen für mich vorzubereiten. Ich schlich mich währenddessen von der Gruppe weg, sprang über den Bach und ging zu den anderen Wölfen. Was ich dort dann sah, schockierte mich. Abgemagerte Wölfe, die sich nicht mehr rührten, lagen trostlos im Gras herum. Sogar die Welpen hatten denselben leblosen Blick in den Augen, wie alle anderen auch. Dann traf ich dort Timeos. Ich fragte ihn alle möglichen Dinge und er erzählte mir dann, wie Cyrus wirklich war. Von da an beschloss ich etwas zu tun. Ich protestierte gegen meinen Vater, schmuggelte immer Essen von unserer Gruppe zu den armen, halb verhungerten Wölfen und verbrachte immer mehr Zeit bei ihnen. Bald merkte ich, dass das nicht genug war. Es musste sich auf Dauer etwas ändern. Also heckte ich den idealen Plan aus. Wochenlang brachte ich immer mehr Nahrung zu den Wölfen, sodass sie immer mehr an Kraft gewannen. Mein Vorhaben
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