Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
vor Cyrus hat, so ist doch Nolan der Einzige, der ihm die Meinung sagt und er wirkt alles andere als erfreut.
Doch Cyrus lässt sich das nicht einmal von ihm bieten: "Du hast wohl vergessen, mit wem du hier sprichst! Ich bin dir gar keine Erklärung schuldig!"
Nolan grinst: "Ach, bist du dir in deiner Sache wirklich so unsicher? Deine Reaktion zeigt mir, wie wenig du gerade von dir überzeugt bist." Wut steigt in Cyrus auf. "Ich will dich nicht wütend machen, aber eines sage ich dir: überdenke deine Entscheidung noch einmal, mein Freund. Mittlerweile kenne ich dich lange genug, damit ich weiß, dass du diese Entscheidung bereuen wirst."
"Ist das so? Und wie kommt mein ach so weiser Freund darauf?" Ich habe Cyrus noch nie so wütend und gleichzeitig hilflos gesehen. Nolan hat ihn im Moment wirklich voll und ganz in der Hand...unglaublich.
Jetzt lächelt er: "Nun...dreh dich doch mal um." Was? Wie meint er das? Cyrus folgt seiner Anweisung und ist plötzlich schockiert. Ich brauche etwas, bis ich merke worauf Nolan hinauswill, aber dann sehe ich es auch. Gerade ist etwas geschehen, von dem ich nie geglaubt hätte, dass es passieren würde: das Rudel hält zusammen. Endlich haben sie ihre Ketten abgelegt und der Ausdruck in ihren Augen verursacht Gänsehaut bei mir. Alle stehen zusammen hinter den Kämpfern und sie sehen so aus, als ob sie zu handeln bereit wären.
Cyrus ist momentan etwas geschockt, beginnt dann aber lautstark zu lachen: "Was ist denn das jetzt für eine Lachnummer? Ihr habt wohl vergessen, wo ihr steht! Was seid ihr denn schon ohne mich? Gar nichts!" Doch die Wölfe rühren sich keinen Millimeter. Sie bleiben standhaft und scheinen sich ihrer Sache endlich sicher zu sein. Langsam wird Cyrus etwas nervös und auch unter den Kämpfern scheinen einige zu zweifeln. Verwirrt schauen sie sich untereinander an und warten auf die Befehle ihres Anführers. Dieser wirkt aber gerade etwas hilflos.
Dann ergreift endlich Timeos das Wort: "Du warst jetzt lange genug unser Anführer, Cyrus. Und du hast deine Sache alles andere als gut gemacht. Als dein Vater noch lebte, war dieses Rudel noch eine Einheit. Wir alle hielten zusammen und so sollte es eigentlich auch sein. Du hast deine Aufgabe nicht erfüllt und deswegen ist es nun an der Zeit, dass ein anderer die Führung übernimmt."
"Wie kannst du es nur wagen?" Cyrus zittert richtig vor Wut. "Und wer soll diese Rolle übernehmen? Glaubst du wirklich, dass irgendjemand den Mumm dazu hat?" Na also, jetzt haben wir ihn genau da, wo wir ihn haben wollen.
Timeos holt noch einmal tief Luft. Dann gibt er Cyrus eine Antwort: "Ich werde das übernehmen. Ich kenne dieses Rudel besser, als du es je kennen wirst und ich werde ein fairer Anführer sein. Du kannst dich dieser Entscheidung beugen und ein friedliches Leben im Rudel führen, oder du verschwindest von hier und kommst nie wieder zurück. Es liegt bei dir." Cyrus ist sprachlos. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund steht er da und sagt kein Wort. Er zeigt keine Emotionen mehr. Alles ist still und jeder wartet auf Cyrus' Entscheidung. Nun ist er derjenige, der in der Zwickmühle steckt.
Auf einmal senkt Cyrus den Kopf und dreht sich zu uns. Er sieht gebrochen aus. Will er sich etwa bei uns entschuldigen? Haben wir gewonnen? Gespannt warten wir drei auf seine Reaktion.
Endlich hebt der Anführer des Rudels seinen Kopf wieder und er schaut zu uns. Seine Augen strahlen Wut aus...nein, nicht nur Wut, es ist der pure Hass! Er lässt seinen hasserfüllten und verachtenden Blick über uns schweifen: "Ihr...ihr seid daran schuld! Wärt ihr nicht hierhergekommen, wäre alles noch wie früher! Ihr drei minderwertigen Wölfe habt ihnen Mut gemacht!" Plötzlich wird er nachdenklich. "Und ihr gebt ihnen immer noch Mut..." Es klingt fast so, als wäre ihm gerade eine Idee gekommen. Seine Mundwinkel gehen langsam nach oben...dieses Grinsen gefällt mir ganz und gar nicht. "Eigentlich ist es doch logisch...wenn ich euch aus dem Weg räume, haben die anderen nichts mehr, an dem sie festhalten können. Dann verschwindet der Mut, den ihr ihnen gegeben habt, mit euch und sie fallen wieder in ein tiefes Loch aus Selbstmitleid und Verzweiflung..." Meint Cyrus das tatsächlich ernst?
Er wirkt entschlossen und nickt seinen Kämpfern zu, die nun auch wieder an Selbstvertrauen gewonnen haben. Dann kommen sie langsam auf uns zu. Cyrus ist wieder ganz vorne und führt die Truppe an. Ich mache einen kleinen Schritt zurück:
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