Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
Aufpralls wird die riesige Eiche gleich mitgerissen. Nun liegt er da. Mein Gegner liegt auf dem umgefallenen Baumstamm und rührt sich nicht mehr. Blut tropft aus seiner Nase und auch an vielen anderen Stellen ist der Bär noch schwer verwundet von dem Kampf mit Jake. Ach ja, Jake! Sofort wende ich mich ihm zu. Oh nein...er sieht wirklich schrecklich aus. Sein ganzes Fell ist voller Blut und er atmet nur noch sehr schwer.
"Jake?...Jake? Wach doch auf, Jake! Bitte, wach auf!" Keine Reaktion. Der Kampf hat ihm wirklich alle Kräfte geraubt. Wenn er doch zumindest seine Augen öffnen würde! Sanft stupse ich ihn mit der Nase an, aber er rührt sich nicht. Ich lege meine Pfote auf seine Schulter und versuche ihn wach zu kriegen, aber er reagiert einfach nicht. "Oh Jake, bitte wach auf! Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll! Du bist mir so unendlich wichtig! Ich will einfach nicht, dass du gehst! Komm schon, das kannst du mir doch nicht antun!" Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich kann meine Trauer einfach nicht länger zurückhalten und beginne zu weinen. Langsam kullert eine Träne über meine Schnauze nach vorne und tropft über meine Nasenspitze auf Jakes Gesicht.
Plötzlich öffnet er langsam die Augen: "...Jess? Bist du das?"
"Jake, du lebst! Du lebst! Ich kann es gar nicht fassen!" Voller Freude jaule ich auf und kuschele mich zu ihm.
"Hey, immer langsam, Jess! Du erdrückst mich noch!" Unglaublich, dass er selbst in dieser Situation noch lachen kann. "Ich kann dir gar nicht sagen wie froh ich bin, dass dir nichts passiert ist." Wie war das? Ausgerechnet er macht sich Sorgen um mich? Obwohl er schwer verletzt ist, denkt er immer noch zuerst an mich...das ist ja so lieb von ihm.
Trotzdem ermahne ich ihn mit vorwurfsvollem Unterton: "Ist das dein Ernst? Oh Mann, Jake! Dieses Biest hätte dich fast getötet und du machst dir Sorgen um mich? Du bist wirklich verrückt."
Er lacht: "Stimmt eigentlich, aber eines muss man dir lassen, du warst auch nicht übel. Wie eine richtige Wölfin." Ja genau, ich und eine richtige Wölfin, sonst noch was? Als ob ich eine richtige...Moment mal! Ich bin ja wirklich ein Wolf! Vor lauter Aufregung und Sorge habe ich das völlig verdrängt! Ach du meine Güte! Wie ist das nur möglich? Aber was noch merkwürdiger ist, wieso ist Jake nicht überrascht? "Jessica? Habe ich was Falsches gesagt?"
"Ähm...nein, nein, aber eines verstehe ich nicht ganz...wieso überrascht es dich nicht? Ich meine, ich habe ja noch nicht einmal selbst gewusst, dass ich sowas kann." Jake sieht schuldbewusst zu Boden. Was hat das alles nur zu bedeuten?
Ohne aufzuschauen beginnt er zu sprechen: "Na ja...es ist so...ich habe es schon vorher gewusst."
Ich bin entsetzt: "Was? Wie konntest du so etwas wissen?"
"Tja, wir Wölfe spüren eben einen Artgenossen, wenn einer vor uns steht. Dich habe ich sogar schon von weitem erkannt...wenn ich ehrlich bin, bist du sogar der einzige Grund, warum ich hier bin." D-das darf doch wohl nicht wahr sein.
"Ich verstehe nicht ganz..." Was genau versucht Jake mir gerade zu sagen?
Er schüttelt den Kopf: "Es würde sowieso viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen, um dir das alles zu erklären. Ich würde sagen, wir verschieben das Ganze." Verschieben? Was redet er bitte für einen Schwachsinn? Es geht hier immerhin um mich, um meine Vergangenheit und vielleicht sogar um meine Zukunft. Ich will alles wissen und nicht nur einen Teil!
Also schreie ich ihn an: "Das soll wohl ein Scherz sein! Ich will sofort die Wahrheit wissen! Und damit meine ich die ganze Wahrheit, von Anfang an!"
Mit etwas sarkastischem Unterton antwortet er: "Ich dachte du willst unbedingt zu der Gruppe zurück, Jess?"
Ich atme tief durch. Dann schaue ich ihn kopfschüttelnd an: "Mittlerweile können wir das auch schon vergessen. Ärger bekommen wir so und so. Außerdem, wie willst du in deinem Zustand zurückgehen? Ich glaube kaum, dass du jetzt schon wieder normal laufen kannst. Davon abgesehen werden die anderen sicher wissen wollen, wer dich so zugerichtet hat. Du siehst, es gibt viele Gründe, warum wir hier bleiben sollten."
Ein zurückhaltendes Grinsen schleicht über seine Lippen: "Du willst wirklich alles wissen?"
Ich nicke: "Bis ins kleinste Detail."
Er setzt fort: "Aber es ist eine ziemlich heftige Geschichte. Ich weiß nicht, ob du mit allem klar kommen wirst."
Wieder nicke ich: "Ich schaff das schon."
"Du wirst vieles sicher nicht verstehen können, ich meine..." Jetzt
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