Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
würden mich nie einfach so weggeben. Egal, was passiert.
Aber Jake bleibt stur: "Natürlich weiß ich das! Glaub mir, Menschen sind immer nett und freundlich zu ihrer eigenen Rasse, aber wenn es um andere Lebewesen geht sind sie herzlos. Sie fühlen sich in ihrer Dominanz bedroht und machen dann kurzen Prozess."
Jetzt werde ich noch lauter: "Das ist doch gar nicht wahr! Du kannst nicht einfach alle als großes Ganzes betrachten, nur weil du bisher nur schlechte Erfahrungen mit Menschen hattest! Ich sollte das am besten wissen, immerhin habe ich mein bisheriges Leben mit ihnen verbracht!"
Kopfschüttelnd verschränkt er die Arme: "Glaub doch was du willst, aber eines musst du mir noch erklären."
Genervt frage ich nach: "Und das wäre?"
"Was wirst du jetzt tun, nachdem du erfahren hast, dass du eine Wölfin bist? Willst du weiter bei den Menschen bleiben? Weiter eine Lüge leben?" Ich kann es nicht fassen! Wie kann er so etwas nur fragen? Aber eigentlich ist diese Frage ja gar nicht so dumm. Was werde ich jetzt tun? Einfach so weiterleben wie bisher? Warum eigentlich nicht?
Jake gebe ich jetzt auf jeden Fall nicht nach. Dazu bin ich im Moment viel zu sauer auf ihn: "Natürlich werde ich so weiterleben wie bisher! Immerhin hat das doch immer gut hingehauen oder etwa nicht?"
"Ach, so ist das. Du warst ja auch immer so glücklich bei den Menschen, nicht wahr?" Schon wieder diese Ironie in seiner Stimme.
"Wenn du alles so genau weißt du Schlaumeier, dann musst du mir eines erklären: was sollte ich denn deiner Meinung nach sonst machen?" "Na abhauen natürlich!" Was redet er da? "Weg von hier! In die Wildnis hinaus!" Der spinnt doch!
Ungläubig schüttle ich den Kopf: "Abhauen? Einfach so? Hast du noch alle Tassen im Schrank? Das könnte ich George und Jane doch niemals antun! Sie würden umkommen vor lauter Sorge um mich! Außerdem könnte ich da draußen nie überleben!"
"Tja, dafür hast du ja immerhin mich." Jetzt fehlen mir die Worte. Jake hat tatsächlich vorgeschlagen, dass ich von hier verschwinde. Für immer. Einfach weg mit ihm, wohin auch immer es uns verschlägt. Na ja, ein Teil von mir findet die ganze Sache schon ziemlich verlockend. Ausbrechen aus meinem Käfig, endlich frei sein, ohne Regeln und ohne Gesetz...ach was, das ist doch absurd!
"Nein Jake, dafür bin ich nicht die Richtige..." Ich schaue zu Boden.
Aber Jake gibt nicht auf: "Warum denn nicht? Ich sehe es dir doch an! Du willst weg von hier! Der Wolf in dir war so lange eingesperrt und wurde nun endlich freigelassen! Du weißt jetzt, was du wirklich bist und trotzdem willst du dich vor all dem drücken? Hierbleiben und so tun als wäre nichts geschehen? Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!"
"Das ist es aber! Es ist mein voller Ernst! Ich will nicht einfach Hals über Kopf abhauen! Ich will hier leben! Mein Glück in der Welt der Menschen versuchen! Im Grunde genommen bin ich ja selbst auch einer von ihnen...Wolf hin oder her, ich sehe mich selbst als Mensch an und habe nicht vor daran etwas zu ändern!" Eigentlich stimmt das alles nicht ganz...irgendwie fühlt es sich richtig an, aber dann auch wieder nicht. Was ist nur los mit mir? In meinem Inneren herrscht gerade ein heftiger Konflikt.
Jakes Augen sprechen tausend Worte. Man kann die Enttäuschung in seinem Gesicht nur zu gut sehen: "Gut, ich sehe, dass ich dich nicht mehr umstimmen kann. Eigentlich schade. Ich frage mich nur, wie ich mich so in dir täuschen konnte..." Er sieht wirklich verdammt niedergeschlagen aus.
"Jake..." Aber er lässt mich gar nicht erst anfangen.
"Lass es, Jess! Keine Worte könnten die Situation hier besser machen..." Er schaut kurz zurück. "Na dann...ich werde gehen. Hier gibt es nichts mehr, was mich hält. Morgen werde ich aufbrechen. Ich möchte nur, dass du das weißt. Denk noch mal gut über deine Zukunft nach, denn ab morgen wird sie beschlossen sein. Solltest du deine Meinung aber noch ändern, dann melde dich bei mir. Morgen Mittag werde ich aufbrechen." Was soll man denn darauf noch sagen? Ich kann nur noch nicken und sehe beschämt zu Boden. Eigentlich bin ich ja ein Feigling, denn ich fürchte mich vor meiner Vergangenheit und noch mehr vor meiner Zukunft. Was wird sie bringen? Ein Leben voller Gefahren und Abenteuer als das, was ich wirklich bin, oder als eine wandelnde Lüge, die ihr Glück bei den Menschen sucht? Ich habe noch eine Entscheidung zu treffen...eine wirklich schwierige Entscheidung...
Der Rest dieses dämlichen,
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