Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
solltest dich eher bei mir bedanken! Wäre ich nicht rechtzeitig gekommen, wäre deine Freundin jetzt tot! Du hast ja offensichtlich nicht gewusst, wie man mit dieser Situation klarkommt!"
"Pass auf, was du sagst, Freundchen!" Jake steht Chris nun schon knapp gegenüber. Ich liege zwischen den beiden auf dem Boden und muss mir die ganze Sache von unten mit ansehen. Hoffentlich fangen sie keinen Kampf an. Ich bin auf jeden Fall nicht in der Verfassung eine Auseinandersetzung zu unterbinden, schließlich kann ich ja nicht einmal sprechen!
"Na gut, wenn du meine Hilfe nicht brauchst, dann gehe ich eben wieder." Chris kehrt ihm den Rücken zu und geht in Richtung Fenster. "Eines solltest du nur wissen: die Wirkung des Trankes lässt in ungefähr 24 Stunden nach, aber wenn du sie bis dahin nicht richtig behandelt hast, ist sie sowieso schon tot." Die Gleichgültigkeit in Christophers Stimme gefällt mir gar nicht. Jake blickt auf mich herab und ich sehe ihm lange und eindringlich in die Augen. Lass ihn jetzt ja nicht weggehen!
Jake scheint verstanden zu haben, was ich ihm mitteilen wollte: "Warte!" Mit einem siegessicheren Lächeln im Gesicht dreht sich Chris um. "Bitte hilf ihr. Sie ist unendlich wichtig für mich. Wenn sie stirbt weiß ich nicht mehr weiter."
"Bei diesen Hundeaugen kann man ja wohl kaum "Nein" sagen. Okay, ich helfe ihr." Er hat nun einen neckischen Unterton in der Stimme. Christopher scheint genau zu wissen, dass er Jake jetzt völlig in der Hand hat.
Aber dieser ist nun viel zu besorgt, um sich wieder aufzuregen: "Und was gedenkst du zu tun? Wie willst du überhaupt wissen, was sie hat?"
Chris schaut kurz auf mich herab: "Glaub mir, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, habe ich schon so einen Verdacht gehegt. Dass ein Wolf so schlimm hinkt, kann schon einmal nichts Gutes bedeuten. Außerdem lebe ich nun schon lange genug unter den Menschen, um zu wissen, welche hinterhältigen Tricks sie sich einfallen lassen, um wilden Tieren den Garaus zu machen."
"Was soll die ganze Sache mit den Menschen zu tun haben? Jessica wurde zwar von dem Jäger verletzt, aber das kann doch nicht mit den Kopfschmerzen zusammenhängen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn!" Da muss ich Jake allerdings Recht geben. Ich weiß auch noch nicht wirklich, worauf Chris hinauswill, aber ich habe so das Gefühl, dass er uns das gleich näher erklären wird.
"Wenn du mich mal aussprechen lassen würdest, könnte ich dir alles erklären. Also sei ein braver Junge und mach Platz!" Ich sehe von unten, wie Jake seine Hände zu Fäusten ballt. Christopher regt ihn wirklich fürchterlich auf. Anscheinend ist es Jake nicht gewohnt, so behandelt zu werden. Ich traue mich mal zu behaupten, dass er jedem, der so mit ihm umspringt, sofort die Leviten lest, aber in diesem Fall sind ihm leider die Hände gebunden und Chris nutzt dies schamlos aus. "Also, nochmal von vorn: mir ist jedenfalls Jessicas Zustand äußerst merkwürdig vorgekommen, aber da ich sonst sowieso immer alleine unterwegs bin und ich mich ehrlich gesagt nicht viel um andere kümmere, habe ich das mal ignoriert." Na das kommt mir ja äußerst bekannt vor! Vielleicht hat Jake mit ihm doch mehr gemeinsam, als ihm lieb ist. "Wir beide sind ja nur kurz ins Gespräch gekommen und dann jeweils wieder unseres Weges gegangen."
"Und weiter?" Jake wirkt etwas ungeduldig. Geht mir eigentlich genauso, wenn ich mir denke, dass es hier um meine Gesundheit geht. Mich interessiert es brennend, was mit mir nicht stimmt, und Christoper scheint es zu wissen.
Er setzt fort: "Na ja, nachdem ich wieder meinen üblichen Tagesablauf verfolgt hatte, habe ich mich nicht mehr weiter um euch Neuankömmlinge gekümmert, bis ich dieses schmerzverzerrte Heulen gehört habe. Dieses Geräusch tat mir nicht nur in den Ohren, sondern auch in der Seele weh. Ich wusste sofort, dass das nur Jessica sein konnte. Also, da ich ja nicht so bin, habe ich mir das Fläschchen aus meinem Versteck gekrallt, bin hergelaufen so schnell ich nur konnte und den Rest der Geschichte kennt ihr dann schon."
Ungeduldig beißt sich Jake auf die Lippen und fragt dann nochmal nach: "Ja, schön und gut, aber was hat sie jetzt wirklich?"
"Ganz einfach." Chris wendet sich mir zu und beugt sich hinunter. "Ich darf doch kurz einmal?" Scherzkeks! Als ob ich eine andere Wahl hätte! "Hier hast du deine Begründung für ihre Schmerzen." Mit einem Ruck reißt Christopher das rechte Hosenbein meiner Jeans und auch den von Jake
Weitere Kostenlose Bücher