Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
sich noch an derselben Stelle vom letzten Mal befinden. Das heißt, es gibt noch Hoffnung!" Er wendet sich mir zu. "Hast du das gehört, Jess? Es ist noch nichts verloren!" Jakes Enthusiasmus ist natürlich eine Aufmunterung für mich, aber ich muss zugeben, dass ich noch skeptisch bin. Außerdem will ich mich nicht zu sehr mit der Idee anfreunden, dass uns diese Frau helfen kann, denn wenn dem dann nicht so ist, bin ich umso enttäuschter. Also erwidere ich Jakes Freude nur mit einem gezwungenen Lächeln und einem Kopfnicken.
Christopher versucht mich weiter aufzuheitern: "Kopf hoch, Jessica! Ich kenne die alte Dame. Sie kann bestimmt etwas für uns tun, aber wir dürfen keine Zeit verlieren. Je länger wir warten, desto schlimmer könnte es werden." Er dreht sich zu Jake. "Du läufst sofort los und holst die Klinge, sicher ist sicher. Ich werde in der Zwischenzeit mit Jessica zum Kräuterladen gehen. Komm dann dort wieder zu uns, die Fährte müsstest du eigentlich finden können."
Jake nickt und wendet sich dann noch einmal mir zu: "Keine Sorge, ich bin bald zurück." Mit diesen Worten läuft er zum Fenster und springt in hohem Bogen hinaus. Dann höre ich nur noch schnelle Schritte, die in immer weitere Ferne rücken. Hoffentlich findet Jake das Messer...
"Na gut, wir werden auch gehen. Momentan sollte sich noch nicht so viel in der Stadt tun. Hoffentlich fallen wir nicht zu sehr auf." Ich zweifle das zwar sehr an, aber gut. Meiner Meinung nach ist es schon etwas auffällig, wenn zwei blutverschmierte Teenager die Straße entlanggehen, aber uns bleibt ja sowieso nichts anderes übrig. "Komm schon, ich helfe dir auf." Chris reicht mir die Hand und hilft mir auf die Beine. Ich kann schon wieder selbstständig stehen und die Lähmung hat komplett nachgelassen. Ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll, ist eine andere Sache...
Ich schaue zum Fenster rüber: "Wir sollten eher durch das Fenster verschwinden, oder? Immerhin wäre es nicht so gut, wenn uns der Typ an der Rezeption so sehen würde."
Chris nickt und dreht sich mit dem Rücken zu mir. Dann blickt er über die Schulter und sagt: "Los, spring auf meinen Rücken! Es geht viel schneller, wenn ich dich trage." Ich hätte ja gerne gesagt, dass ich auch allein gehen kann, aber Christopher hat recht. Also hüpfe ich auf seinen Rücken und er nimmt mich Huckepack. Dann gehen wir so zum Fenster, er steigt mit einem Fuß auf das Fensterbrett und lehnt sich nach vorne. Ich schaue runter auf den schmalen Asphaltweg und muss schlucken. Es geht ein gutes Stück nach unten. Chris blickt noch einmal kurz zurück: "Gut festhalten!" Und schon drückt er sich vom Fensterbrett und springt nach unten. Der freie Fall dauert zwar nur wenige Sekunden, aber mir rutscht trotzdem das Herz in die Hose. Ich schlinge meine Arme fest um Chris, sodass ich nicht runterfalle. Dann kommen wir am Asphalt auf und er federt den Aufprall geschickt mit dem Beinen ab. Somit landen wir relativ weich und schon läuft Chris weiter. Er hat ein enormes Tempo drauf, obwohl er mit mir noch eine zusätzliche Last mitschleppt. Hoffentlich hält er das Tempo durch, denn ich spüre langsam wieder so ein Unwohlsein am rechten Bein...
Der Kräuterladen befindet sich wirklich am äußersten Rande der Stadt. Christopher ist ziemlich lange gelaufen, hat aber währenddessen keinen Anflug von Müdigkeit gezeigt. Er hat tapfer durchgehalten und setzt mich nun schnaufend am Eingang des Ladens ab.
Dankbar schaue ich ihn an: "Vielen Dank, Chris."
Er muss erst noch zu Atem kommen: "Ach...schon gut."
"Hey Leute!" Plötzlich höre ich eine vertraute Stimme und schaue nach rechts auf die Wiese neben dem Kräuterladen, wo Jake gerade angelaufen kommt. Er hat seine Wolfsgestalt angenommen und prescht über das Gras. Von Weitem erkenne ich, dass er etwas Glänzendes im Maul hat...das Messer! Er hat es tatsächlich gefunden! Großartig, auf Jake ist eben immer Verlass!
Nach kurzer Zeit ist er bei uns und legt den Gegenstand vor Chris auf den Boden. Dann verwandelt er sich wieder zurück in die vertraute Menschengestalt und ist ebenfalls ziemlich außer Atem. Jetzt erst wird mir klar, was für eine Strecke er in so kurzer Zeit zurückgelegt hat. Ich wusste ja, dass Jake schnell ist, aber so schnell?
Chris beugt sich runter und nimmt das Messer in die Hand: "Na dann, ich würde sagen, dass wir reingehen." Jake und ich nicken und folgen Chris, der die Glastür, die von innen mit bunten Vorhängen verdeckt ist,
Weitere Kostenlose Bücher