Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
öffnet. Dann betreten wir einen abgedunkelten Raum. Sofort steigt mir ein unbekannter Geruch verschiedenster Kräuter in die Nase. Ich kann nur wenig erkennen, da kein Licht brennt. Außerdem lassen die dicken Stofflaken, die die gesamte Glasfront des Geschäfts verdecken, fast kein Tageslicht durch. Es ist still im Laden und keiner scheint hier zu sein. Irgendwie herrscht eine unangenehme Atmosphäre in dem Raum. Kurz schaue ich über meine rechte Schulter zu Jake und werfe ihm einen unsicheren Blick zu. Auch in seinen Augen erkenne ich ein gewisses Unwohlsein. Chris hingegen ist seelenruhig. Auf einmal spüre ich, wie etwas meine rechte Hand berührt. Ich schaue kurz runter und sehe, wie eine andere Hand sich der meinen nähert...es ist Jakes. Er umschließt sanft meine Handfläche und mein Puls wird sofort ruhiger. Die Unsicherheit ist durch die Wärme, die von Jakes Hand ausgeht, wie weggeblasen und ich fühle mich wieder sicher. Wenn er in meiner Nähe ist, kann mir ja eigentlich gar nichts passieren.
Plötzlich betätigt jemand einen Schalter und ein grelles, künstliches Licht erfüllt den Laden. Ich zucke kurz zusammen und Jakes Hand schnellt sofort wieder zurück. Noch etwas geblendet erkenne ich die Silhouette einer älteren Dame. Langsam wird das Bild klarer...
Chris begrüßt die Frau: "Guten Morgen, tut uns leid, dass wir so früh schon stören, aber wir benötigen Ihre Dienste." Nun kann auch ich die Frau besser erkennen. Sie ist wirklich sehr alt und gebrechlich. Gebückt steht sie vor einer alten, abgenutzten Holztür, über die ein karminrotes Laken gespannt ist. Die Frau selbst ist den Vorhängen und Tüchern in ihrem Laden entsprechend gekleidet. Sie trägt ein buntes, ziemlich ausgewaschenes Kleid, das bis zu den Zehen, die aus den schwarzen Sandalen herausragen, reicht. Ein violettes Tuch verdeckt ihre Haare, aber vereinzelt sieht man noch den grauen Ansatz. Ihre müden und von Falten umrandeten Augen mustern uns alle drei von oben bis unten.
Sie betrachtet uns eindringlich bis sie uns letztendlich auch begrüßt: "Willkommen in meinem bescheidenen Laden. Wie ich sehe hast du wiedermal ein etwas anstrengenderes Erlebnis hinter dir." Ihr Blick fällt nun auf Christophers Kleidung, die auch den ein oder anderen Blutfleck aufweist. Im Vergleich zu Jake und mir sieht er zwar nicht so schlimm aus, fällt aber trotzdem auf. Sie schaut nun zu uns beiden. "Du bist heute nicht alleine hier. Was kann ich für dich und deine Freunde tun, Junge?" Sie geht hinter die alte Theke, die gleich neben der Tür, aus der sie gekommen ist, anfängt. Auf der abgenutzten Holztheke stehen verschiedenste Fläschchen, die in meinen Augen einfach willkürlich angeordnet sind. Dahinter befindet sich ein Regal aus demselben dunklen Holz, das bis zur Decke reicht und ebenfalls mit Fläschchen, kleinen Behältern, getrockneten Pflanzen und noch ein paar anderen Dingen vollgestellt ist. Jetzt, wo der Raum beleuchtet ist, fällt mir erst auf, wie klein er doch ist. Tücher hängen vor den Fenstern, an den Wänden und von der Decke, was den Raum noch etwas kleiner wirken lässt. Ein Tischchen mit drei Stühlen steht an einer Wand, sonst ist kein Mobiliar in dem Laden. Topfpflanzen der verschiedensten Farben und Größen befinden sich hier und da. Die Talismane, die teilweise an den Wänden festgenagelt sind machen die auch so schon mystische Atmosphäre noch geheimnisvoller. Alles in allem wirkt der Kräuterladen genauso mysteriös, wie ich ihn mir vorgestellt habe, genauso wie die alte Dame. Ob sie mir wirklich helfen kann?
Chris wendet sich ihr zu: "Na ja, meine Freundin ist kürzlich mit einem Messer angegriffen worden und es hat sich herausgestellt, dass die Klinge vergiftet war. Ich habe sie vorübergehend mit einem Mittel von Ihnen betäubt, um ihre Schmerzen zu lindern. Jetzt sind wir hier und brauchen unbedingt Hilfe."
Skeptisch beugt sich die alte Frau über die Theke, um einen Blick auf meine Wunde zu werfen. Dann geht sie langsam hervor, bückt sich vor mir auf die Knie und schaut genauer auf die schwarze, verkrustete Stelle. "Das sieht nicht gut aus, Mädchen. Wir haben es hier mit einem sehr starken Gift zu tun...wann wurdest du denn verwundet?"
Ich denke kurz nach: "Das war vor zwei Tagen. Seitdem schmerzt mein Bein sehr. Gestern bekam ich es dann auch mit Kopfschmerzen zu tun und heute waren die Schmerzen schon unerträglich..."
"Das glaube ich gleich...ihr hättet nicht so lange warten dürfen! Wir müssen
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