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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Theorien und der Bibel keinen Widerspruch gibt. Ich habe mich sogar bei seinem holländischen Verleger Louis Elzevier für Galileo verwendet und den Verleger ermahnt, nichts mehr von den ohnehin äußerst mageren Erträgen aus dem Verkauf von Galileos Büchern zu unterschlagen. Doch dann habe ich verstanden, wie Bouchard.«
    Hier machte Schoppe eine Pause.
    »Ich dagegen habe nicht verstanden«, wandte Guyetus säuerlich ein, obwohl er genau verstanden hatte.
    »Ich habe endlich verstanden, dass Galileo gar nicht verteidigt werden wollte.«
    »Das ist unerhört«, sagte Guyetus mit erstickter Stimme und faltete die Hände, als bäte er den Allerhöchsten um Schutz. »Noch so ein Verrückter, wie der arme Bouchard. Du wirst uns doch nicht auch noch mit dieser Geschichte kommen, dass Galileo sich absichtlich verurteilen ließ.«
    »Galileo wollte Ruhm und Erfolg, aber er bekam sie nicht.«
    Darauf hoben Naudé und Guyetus die Augen zum Himmel.
    »Hör mal, ich bin bestimmt nicht der Einzige, der das sagt«, wandte Schoppe ein, die Hand wie zum Schwur an die Brust gelegt. »Der Erste war ausgerechnet jener atheistische Päderast Cremonini, über den ihr gottlosen Gesellen in Verzückung geratet. In Padua wissen alle, dass Galileo sich andauernd bei Cremonini darüber beklagte, dass keiner seine Schriften zur Kenntnis nahm. ›Es gibt eine Verschwörung des Verschweigens um meine Bücher‹, sagte er und fragte Cremonini um Rat, was er tun solle, aber der antwortete sarkastisch: ›Geselle dich zu der Verschwörung.‹«
    »Was hat das denn damit zu tun?«, protestierte Naudé, »Es ist bekannt, und du selbst hast es vorhin gesagt, dass Cremonini die Forschungen Galileos nicht schätzte.«
    Jeder unserer gelehrten Gefährten schielte immer dann heimlich nach den drei bärtigen Gästen, wenn er seine Reaktionen zeigte und seine Überzeugungen kundtat. Alle fühlten sich unter diesen mal zerstreuten, mal forschenden Blicken wie bei einer Prüfung. Und ein jeder musste unfreiwillig erleben, dass er seine Seele vor diesen Unbekannten entblößte, in der Hoffnung, der Bevorzugte zu sein, dem der literarische Schatz anvertraut würde.
    |427| Nur Hardouin hielt sich abseits, da er nicht auf Einladung von Philos Ptetès hier war, sondern nur als Begleitung von Guyetus. Auch Naudé hatte mitnichten eine Einladung von dem slawonischen Mönch bekommen, doch Mazarins Bibliothekar fühlte sich weit würdiger als Schoppe und Guyetus, die kostbaren Papiere zu erhalten und sie der Welt bekannt zu machen – und er war fest entschlossen, den unsichtbaren Philos Ptetès genau davon zu überzeugen.

    Galileo, erklärte Schoppe ungerührt, schien die Nachgiebigkeit der römischen Kirche gegenüber Kopernikus ein Ärgernis zu sein. Er tat alles, um sie in eine erbitterte Auseinandersetzung zu verwickeln und zog sogar den Papst mit hinein.
    Auf der Höhe seines Ruhms setzt Galileo zur entscheidenden Attacke an: Er schreibt die berühmten
Kopernikanischen Briefe
, private Briefe zwar, doch absichtlich in Umlauf gebracht, in denen er die physische Realität der Kopernikanischen Theorie bis aufs Äußerste verteidigt: Die Erde dreht sich wirklich um die Sonne, Kopernikus’ Berechnungen sind keine rein mathematischen Hilfsmittel, sondern beschreiben die tatsächliche Erdbewegung. Folglich, so stellt Galileo fest, können einige Stellen in der Bibel nicht wörtlich genommen werden. Sofort greift ihn Pater Tommaso Caccini in der Kirche Santa Maria Novella in Florenz an, doch Kardinal Giustiniani befiehlt dem Pater, seine Anklage öffentlich zurückzuziehen. Andere Geistliche übernehmen die Verteidigung Galileos: Pater Benedetto Castelli und der Dominikaner Luigi Maraffi. 1615 wird Galileo nach Rom gerufen, um seine Behauptungen zu belegen.
    In der Zwischenzeit unterläuft ihm ein grober Fehler. Am Himmel erscheinen drei Kometen, und der hochgelehrte Pater Orazio Grassi vermutet, den Theorien des großen Tycho Brahe folgend, dass die Kometen Himmelskörper sind. Galileo, der wie üblich alle verhöhnt, die anders denken als er, behauptet, die Kometen existierten gar nicht, sie seien optische Täuschungen.
    »Das stimmt, in meiner Buchhandlung in Paris habe ich beide Bücher, das von Pater Orazio Grassi und auch die Abhandlung über die Kometen von Galileo«, bestätigte Hardouin.
    Kurz nach diesem letzten Bravourstück Galileos, fuhr Schoppe fort, geht ein Gerücht unter den Aristotelikern um, dass er vor dem Heiligen Offizium alles

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