Das Mysterium Des Himmels
darüber nach, ob die Götter ein Auge über den Himmel geschickt hatten, um die Erde zu beobachten. Wussten sie, dass er es gesehen hatte? Er legte die Hände ineinander. Als er sich umwandte, da sah er Amanda zwischen Bäumen stehen. Er näherte sich ihr. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass Ekuos Amanda umarmte.
Nichts war für Ekuos schrecklicher als ein Morgen, an dem er wieder keine Antwort fand. Wozu war er eigentlich nützlich? Er schaute hinauf in den grauen Morgenhimmel und hinter den bleichen Wolkenfahnen winkte ihm der Mond noch einmal zu, bevor er seine Reise in die Unendlichkeit begann. Nichts geschah. Plötzlich überkam Ekuos eine Müdigkeit wie vor einer Ohnmacht und er musste sich schnell niederlegen, um nicht zu stürzen. Die Höhle war feucht und kalt, aber der Schlaf packte ihn und ließ ihn nicht mehr los.
Matu stand hinter den Bäumen und schaute hinüber nach Hall. Amadas war an seiner Seite. Sie beobachteten das Haus des Glenn. Viel war aus der Distanz nicht zu erkennen, aber sie sahen die Bewegungen der Menschen bei dem Gehöft und dann einen Hirsch, der von dort über den Fluss auf ihre Seite wechselte und sofort in den Wäldern unterhalb des verwunschenen Berges verschwand. Das war nicht weiter von Bedeutung. Anders verhielt es sich da schon mit den Raben, die ihren Flug über die Gebäude des Glenn ansetzten, tief hinunterfielen, um sich gleich wieder hinaufzuschwingen. Ihre krächzenden Laute klangen furchterregend. Kinder waren es, die sie mit Rasseln und Schreien zu verscheuchen versuchten, aber die Raben waren klug und ließen sich nicht so einfach vertreiben.
»Der Herr Tod schickt Glenn seine schwarzen Vögel«, sagte Matu. »Glenn wird wissen, was das bedeutet.«
Amadas sah etwas anderes. Eine Gruppe Salzarbeiter schöpfte Wasser aus dem Fluss in große Behälter und wuchtete sie dann auf zwei vierrädrige Karren. Wächter beobachteten sie. Hier werden Matu und er warten müssen, bis Glenn den Fluss überquerte, um auf ihrer Seite zu jagen, dachte Amadas. Bisher war der geäußerte Jagdfrevel von Glenn nur ein Wort, denn dabei gesehen hatten sie ihn noch nicht.
Amanda hockte mit Werena im hinteren Teil der Höhle. Sie hatten sich ein kleines Feuer gemacht und darauf geachtet, dass sie nur Hölzer verwendeten, die keinen Rauch verursachten. Werena fühlte sich nicht gut. Die Nähe des verwunschenen Berges machte ihr Angst. Als Palmira hatte sie viele Geschichten von ihm gehört, die allesamt zum Fürchten gewesen waren. Es waren weniger der Riese vom Berge, die Legende vom feuerspeienden Drachen oder die wilden Tiere, die sie fürchtete. Für sie gab es das Feenland und die Zwerge, die in den Höhlen tief im Berg lebten. Viele Menschen, die sich in die Höhlen gewagt hatten, um nach Gold zu suchen, waren nie mehr aufgetaucht. Man erzählte sich, sie wären nun die Sklaven der Feen und mussten den Zwergen dienen. Gerne hätte sie mit Amanda darüber gesprochen, aber die war mit ihren Augen nur bei Ekuos. Werena glaubte zu spüren, dass es bald starke Veränderungen geben würde. Sie vermutete, dass Ekuos sie wieder als Palmira zusammen mit Matu zurück in ihre Siedlungen und zu ihren Sippen schicken wollte. Zu viele Bäume hatte man der Mutter Erde entrissen und klein gehackt für die Salzgruben. Wie sollte man die Götter besänftigen? Im Hintergrund klang es wie ein fernes Rauschen. Es hörte sich an, als lebte eine Quelle tief unten im Berg. Oder war es das Blut der Mutter Erde, das pulsierte? Wie viele Wunden hatten die Menschen ihr bereits geschlagen?
Würde er die Augen nur auf die Mutter Erde lenken, er würde vor Schmerz darüber erblinden. Als Blinder würde Ekuos nie mehr schlafen können. Er reckte sich und behielt dabei die Augen geschlossen. Er spürte, dass Amanda ihn ansah. Draußen vor der Höhle wird es Licht sein. Es war das Licht der weißen Göttin. Albina war die Herrin der Elfen, die ihm bisher den Weg in den verwunschenen Berg nicht erlaubt hatte. Sie leuchtete ihm und lockte, aber er blieb standhaft. Er war Ekuos der Seher und Hirte und würde sich nicht in eine der Höhlen begeben, aus denen es kein Entrinnen mehr gab. Manche nannten den mächtigen Höhenzug Wunderberg, weil sich in ihm Dinge zutragen würden, die sich niemand auch nur vorstellen konnte. Ekuos nahm die vielen verschiedenen Heilpflanzen vom Berg, von denen die Kräuterfrauen erzählten, als Hinweis auf die Besonderheit der umliegenden Höhen. Die Große Mutter hielt ihre Hände
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