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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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die Bergspitze in ihrer vollen Pracht zeigte. Es lag ein ungewöhnliches Blau auf dem Berg. Etwas heller darüber wölbte sich der Himmel in einem nebeldurchwachsenen helleren Blau. Von der Bergspitze wehte Rauch gen Osten. Rings um den Berg waren auch die Bäume in blauem Licht zu sehen, die Abhänge und das Wasser der Bäche. Und über all dem blauen Licht stand ein großer Adler am Himmel und rührte sich nicht. Sein Schnabel war mächtig und seine Krallen von gefährlicher Schärfe. Atles öffnete die Augen. Er durfte sich mit diesen Bildern nicht beschäftigen, sonst würde ihm der Schädel platzen. Vor ihm im Gras sonnte sich eine Schlange. In einiger Entfernung zu ihm stand Ekuos und sah ihn an. Dann nahm er erstmals Werena zur Kenntnis. Sie schlug mit einer Axt Zweige von einem Baumstamm. Die Bäume waren im Winter von einer Lawine umgeworfen worden und dienten nun als Material für das neue Haus. Atles erhob sich und trat neben Werena. Er nahm eine Axt, die in einem anderen Baum steckte, und begann, neben Werena zu arbeiten. Atles war erfahren im Umgang mit Werkzeugen und musste nicht einmal hinsehen, wenn er die Rinde von den Stämmen löste. Ihm war, als hörte er den Zwerg lachen, weil er den Blick nicht mehr von Werena wenden konnte. Bald schon war er ebenso verschwitzt von der Arbeit wie Matu und Amadas. Die Schlange lag noch immer im Gras in der Sonne und es gab keinen Grund, sie von dort zu vertreiben. Atles fragte sich, was er gesehen hatte, denn die Bäume standen an ihrem Platz und das Licht war wie sonst auch, aber er wollte es gar nicht so genau wissen. Werena war da und er spürte seinen Körper wieder. Morgen würde er den anderen sagen, dass er zurückgehen wollte, in die Siedlung seiner Leute. Werena lächelte, als hätte sie seine Überlegungen erraten. Er könnte gehen, wenn das Haus fertig war, dachte Atles. Niemand hier zwang ihn, etwas zu tun, was er nicht tun wollte. Vielleicht ging er auch erst, wenn in seinem Kopf nicht so viele verwirrende Gedanken mehr waren. Er hielt in der Arbeit inne. Ihm wurde es schwindelig. Atles setzte sich auf den Baumstamm und atmete heftig. Es gab noch etwas auszusprechen.
    »Alle Freunde, die mit mir gefangen wurden, sind tot. Sie sind alle tot.« Atles schlug die Hände vor das Gesicht, als habe man ihm diese schreckliche Wahrheit soeben erst überbracht. »Alle sind tot, nur ich lebe noch«, rief er unglücklich. Dann brach er ohnmächtig zusammen.
    Ekuos bewegte sich nicht, während Rosmerta nun neben ihm stand. Matu und Amadas arbeiteten weiter, wie auch Amanda, die geschickt den angerührten Lehm zwischen die Baumstämme strich. Rosmerta trat vor Atles hin und führte mit dem Finger eine Linie aus Honig quer über seine Stirn. Sie zerteilte eine Zwiebel und klebte ihm die siebte Haut auf die Honigspur. »Der böse Geist, der in dir zerrt und rüttelt, wird dich nicht wieder befallen«, sagte Rosmerta.
    Sie ging zu Ekuos und sie stiegen gemeinsam in den verwunschenen Berg hinein. Atles erwachte und sah ihnen nach, bis sie hinter einer Steinwand verschwunden waren. Plötzlich war wieder Furcht in ihm. Die Furcht, die ihn so lange auf seinem Weg als Gefangener begleitet hatte. Dann spürte er die warme Hand von Werena in seinem Nacken. Er war nicht mehr allein. Diese Gewissheit tat ihm gut.
    Ekuos stieg voran. Über einen Pfad gelangten sie immer höher auf den Berg. Er wollte Rosmerta etwas zeigen und sie fragen, was sie davon hielt. Bei den Moosflechten mussten sie einen Bogen um eine Höhle machen, die einem Bären gehörte. Ihn zu stören, wäre frevelhaft gewesen. Er dachte an Atles und das Bild, das er ihm mit Werena geboten hatte. Auf dem Weg zurück zum See des Bedaius würde sie wieder Palmira sein dürfen. Dann hielt er nicht mehr die Hände über sie. Dass auch Atles gehen wollte, hatte er bereits mehrfach gespürt. Aber es gab etwas, das er nicht deuten konnte und Atles und Werena noch bei ihm bleiben ließ. Es ergab sich vielleicht, dass Rosmerta es erkennen konnte. Ekuos war sich nicht sicher, denn sie war eine Kräuterfrau und Heilerin. Vielleicht war es insgesamt falsch, dass er unter Menschen lebte, statt sich mit den Dingen zu befassen, die von den anderen nicht gesehen werden konnten. Wie leicht verlor er immer noch die Konzentration auf die Welt der Sterne und der Götter, weil er mit den Menschen war. Seinesgleichen hatte in der Einsamkeit zu leben, um erkennen zu können. Er musste an Amanda denken. Da war sie wieder, die andere

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