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Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
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Sie waren wohl mit Tannennadeln bestreut worden. Die Menschen bildeten ein breites Spalier, damit die weiße Frau ihren Weg gehen konnte. Erst als sie fast auf seiner Höhe war und in seine Richtung sah, bemerkte Amadas, dass sie eine goldene Maske vor dem Gesicht trug. Obwohl sie nichts sehen konnte, lief sie mit traumwandlerischer Sicherheit über die Straße auf den Weg zum Fluss hinüber, wohin ihr die sechs Kinder folgten. Als sie das Ufer betrat, wurden auf allen Booten Fackeln entzündet und so schwebte sie fast wie aus einer anderen Welt über das Wasser.
    Amadas lief mit den anderen zum Ufer und staunte, wie still das Wasser im hellen Licht des Feuers floss. Als Talale die Seherin die Mitte des Flusses erreichte, wurden am Ufer Feuer entzündet. Kaum setzte sie ihren Fuß auf das gegenüberliegende Ufer, da flammten die Fackeln auf und beleuchteten den Weg zur Burg hinauf. Amadas erinnerte sich, dass er von der Burg Alkimoennis schon einmal etwas gehört hatte und auch von ihr, der Seherin Talale, hatte man ihm erzählt. Nun war er nicht überrascht, dass sie es war, die soeben das Feuer an ihm vorbeitrug. Sie war die Vertreterin der Göttin Albina auf Erden und sie hatte sehr weiße Haut und sehr weiße Haare, ebenso wie die sechs Kinder, die ihr gemessenen Schrittes gefolgt waren. Amadas hatte solche hellhäutigen Menschen noch niemals zuvor gesehen und er war sich gar nicht so sicher, ob es überhaupt Menschen waren. Er dachte an die Erzählungen der Leute hier im Keltenland, die von durchsichtigen Feen in den Wäldern erzählten, deren Herzen man schlagen sehen könne. Man sprach darüber nur hinter vorgehaltener Hand, was ihm an diesem Ort hier erneut auffiel. Die Menschen hielten ständig die Hand vor den Mund, egal, ob sie sprachen oder gähnten, damit ihnen kein böser Geist zwischen die Lippen hindurch in den Körper rutschen konnte. Während Talale die Seherin weiter den Berg hinaufstieg und mit jedem ihrer Schritte eine weitere Fackel entfacht wurde, da dachte Amadas über die Macht der weißen Göttin nach, die sogar ein eigenes Reich in einem großen Meer liegend besaß, das die Kelten Albion nannten. Aber auch hier im östlichen Land soll es einen Fluss geben, den sie Albe nannten. Er gehörte zum großen Reich der weißen Göttin und bildete die Grenze zu den Nordmenschen. Noch während Amadas mit seinen Gedanken beschäftigt war, sah er, dass Ekuos ebenfalls zur Burg hinübergerudert wurde, direkt hinter ihm stand Palmira.
    Auf halber Höhe zur Burg blieb Talale stehen, drehte sich zu den Menschen unter ihr um, hob die Schale mit dem Feuer hoch und sofort brannten überall noch mehr Fackeln und große Feuer. Auch auf der Burgmauer waren auf ihrer ganzen Länge Fackeln entfacht. Es war ein sehr erhabenes und beeindruckendes Bild. Ebenso wirkte Talale auf ihn, deren weißer Schleier im Wind wehte und die so unnahbar schien wie die Sterne über ihr am Abendhimmel. Langsam zog die Prozession weiter in Richtung Burgtor. Amadas dachte, nun würde er Ekuos und Palmira nicht mehr wiedersehen, als ein weißer Stier, von vier Männern gehalten, auf den Weg gezogen und ebenfalls hinauf zur Burg geführt wurde. Amadas hielt Ausschau nach Matu, konnte ihn aber in der Masse nicht entdecken. Er ließ sich auf die andere Flussseite rudern, lief ein wenig herum und hoffte inständig, dass er nun nicht völlig alleine war. Immer mehr Menschen tauchten aus der Dunkelheit auf und an der Wand eines Hauses standen Leute, die sich umarmten. Er bekam den Eindruck, als würden sich hier viele alte Freunde wiederbegegnen. Amadas blickte sich um und suchte nach seinem Pferd, das zusammen mit anderen Tieren in einem gesonderten Kahn über den Fluss gebracht worden war. Aber auch das konnte er nicht mehr auffinden. Er fühlte sich inmitten dieses Festes wie ein Einsiedler, der aus seiner Höhle kam und wieder unter die Menschen trat, aber ihre Handlungen nicht mehr verstehen konnte. Nachdem ihn ein zweirädriger Pferdewagen fast überrollt hätte, wandte sich Amadas wieder dem Flussufer zu, wo er an einer Weggabelung auf Menschen traf, die auf einen schmalen Holzsteg traten und konzentriert zur Burg hinaufschauten. Die Luft war gewürzt von den vielen Fackeln und niemanden schien die Müdigkeit zu überkommen. Allmählich war die Nacht tiefschwarz geworden und das Wasser nahm das Licht des Mondes auf. Wie die ersten Strahlen der morgendlichen Sonne legte sich das Mondlicht auf den Fluss und das Land. Vögel zwitscherten,

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