Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mysterium Des Himmels

Das Mysterium Des Himmels

Titel: Das Mysterium Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Gardein
Vom Netzwerk:
und beobachteten den Wald. Also stellte Amadas sich auch hinter einen der Bäume und stierte in die Dunkelheit. Endlich wurde er erlöst. Ekuos trat von der anderen Seite aus dem Wald und wies auf den am Boden liegenden Toten hin, ohne ein Wort zu sagen. Matu löste sich von seinem Beobachtungsposten und ging hinüber zu der Leiche. Ekuos brauchte keine Worte, um Matu zu erklären, dass sie den Toten nun in einem Baum aufhängen würden. Nur für Amadas, der diesen Ort so schnell wie möglich verlassen wollte, war die Zeremonie so unverständlich wie überflüssig.
    Ekuos machte sich auf, um einen Baum zu finden, der die Leiche tragen sollte. Nicht jeder der vielen Bäume kam dafür in Betracht. Vielleicht wollen die Feinde ihren Toten holen, wenn Ekuos und die Seinen sich wieder auf den Weg begeben haben. Dann werden sie sehen, was mit ihnen geschieht. Man wird ihnen die Haare abschneiden, damit sie nicht ungeschoren davonkamen. Alles Weitere wird man den Göttern überlassen. Ihr Wille geschehe.
    Bevor Matu die Leiche auf sein Pferd lud, um sie von dort in den Baum zu heben und mit Zweigen festzubinden, stach Ekuos dem Feind symbolisch mit dem Kurzschwert in das Herz. Stellvertretend tötete er den Feind symbolisch noch einmal, um die Ehre des Bruders wiederherzustellen.
    Ekuos nahm eine heilige Eiche in Augenschein. Er näherte sich vorsichtig, umrundete ihr Areal und stellte fest, dass andere Menschen dem Baum bereits Tribut gezollt hatten. Das Feld um ihn herum war geräumt und gejätet worden, sodass die Eiche den Mittelpunkt bildete und jeder, der an dieser Stelle der Straße vorbeikam, sie verehren konnte. In ihrer Nähe war ein Bach aufgestaut worden, der den Pferden der Fuhrleute als Tränke diente. An den unteren Ästen der Eiche fand Ekuos Knochenscheiben, wie sie aus den Totenköpfen zurechtgeschnitten wurden. Dort sollte auch ihr Toter aufgehängt werden. Matu zerrte die Leiche in den Baum, setzte sie auf einen starken Ast und band den Körper fest an den Stamm.
    Ekuos trat unter den Baum. Aus dem toten Körper lief das Blut über den Stamm zum Boden hinab. Die Entscheidung zum Aufbruch fiel schnell und war sofort zu befolgen. Man saß auf und ritt in hohem Tempo davon. Amadas kam gehörig ins Schwitzen, denn er war mit Abstand der Älteste und an diese Art des Reisens nicht gewöhnt. Erst als die Kraft der Tiere nachließ, wurde das Tempo verringert, bis in einer schnell erreichbaren Entfernung eine Gruppe Fuhrleute mit ihren Wagen ausgemacht wurde, die sich offensichtlich auf einen Angriff aus den Wäldern einstellte. Matu begrüßte sie und es war unschwer zu erkennen, dass die Fuhrleute froh waren, als sie die Bewaffnung der Ankommenden sahen.
    Ekuos ließ sich zurückfallen. Diesmal blieb Matu hinter ihm, denn die Gefahr aus den Wäldern war nicht gebannt. Ekuos dachte an seinen Bruder Atles. Wie mochte es ihm unter den Feinden ergangen sein? Er hatte bereits häufig überlegt, was die Gründe der Feinde dafür waren, weshalb sie aus den Orten seiner Leute die jungen Männer raubten. Sie konnten das unmöglich ohne Gegenwehr lassen, denn die jungen Männer sollten eines Tages die Arbeit und das Auskommen der Älteren übernehmen. Es war schon frevelhaft genug, dass es den Feinden überhaupt gelungen war, so tief in ihr Land einzufallen. Und niemand wusste so recht zu sagen, woher die Feinde kamen. Manche erklärten sie für Nordmänner, die aus der Dunkelwelt kamen, andere sprachen davon, man habe sie aus dem Osten kommen sehen, woher sie die Nacht mitgebracht hatten.
    Ekuos sah sich um. Rundum nichts als Wald und noch einmal Wald. Sie mussten sich sputen, wenn sie nicht erst zur pechschwarzen Nacht einen sicheren Platz erreichen wollten. Für einen nächtlichen Rückzug in den Wald war es zu spät. Bevor sie einen ordentlichen Ruheplatz finden konnten, käme die Nacht über das Land. Sie mussten es jetzt darauf ankommen lassen. Aber kein Laut traf auf sein Ohr. Die Menschen vor ihm duckten sich ab und machten sich klein. Sie fürchteten sich vor der Stille. Ekuos betrachtete den Lichtfleck am Himmel. Von allen Leuten war er der Einzige, der hinaufschaute. Ekuos war sich sicher, dass der Himmel mit ihm sprach, aber er verstand ihn nicht. Es war kein richtiges Leuchten zu sehen, eher ein Glimmen wie bei einem Feuer, über das man ein feuchtes Tuch gelegt hatte. Dann veränderte sich das Licht und es sah aus, als umgebe es ein dunkles Fenster. Eine Wolke passierte das Fenster und Ekuos vermutete,

Weitere Kostenlose Bücher