Das Mysterium Des Himmels
Trupp gewartet. Da es niemanden unter den Menschen gab, der nicht an seine Vorbestimmung glaubte, war das Geschehene für sie kein Zufall. Nun fürchteten die Ruderer die beiden. Für Ekuos und Amanda bedeutete diese Situation zunächst einmal eine gewisse Sicherheit vor Übergriffen des Glenn. Es war immerhin möglich, dass seine Spione in Boiodurum den Weg der wirklichen Palmira verfolgt hatten und sie damit rechnen mussten, dass es zu Problemen kam. Glenn‹s Männer im Boot würden die anderen schon in Kenntnis darüber setzen, über welche Kräfte Ekuos verfügte und sich nicht so ohne Weiteres an Attentaten auf ihn oder Amanda beteiligen. Das könnte sich allerdings schnell ändern, falls Atles und die Freunde in den Bergwerken schuften mussten und sie eine Befreiungsaktion durchführen würden. Ekuos ließ seine Blicke schweifen. Es sah ja niemand zu ihm hin. Das heißt, jemand sah es schon, nämlich die Eule, die still und großäugig auf dem Ast saß. Er ließ das Boot zum Ufer steuern, stieg aus und verschwand im Wald. Ekuos wollte einen Moment für sich sein, um über die Lage nachzudenken. Er hatte außerdem mehr als nur die Vermutung, dass Matu ihnen gefolgt war. Das Boot war gegen die Strömung sicher langsamer vorangekommen, als es einem geübten Reiter möglich gewesen war. Er täuschte sich nicht. Von der Flussseite aus sah er, wie Matu und Amadas davonritten. Sie waren bereits ein ganzes Wegstück weiter vorangekommen als das Boot. Ekuos schlug mit einem Stock gegen das Boot. Die Eule erschrak und flog daraufhin schimpfend davon. Dieser minimale Aufruhr genügte, um die Aufmerksamkeit von Matu zu erregen, der seine Doppelaxt zur Hand nahm und den Weg zurückritt. Ekuos flocht mehrere Zweige so ineinander, dass sie die Rautenform der Eulenaugen bekamen. Er kehrte zum Boot zurück und gab Amanda ein Zeichen.
»Hier wollen wir ruhen und uns die Nacht über aufhalten«, sagte sie zu dem Ruderführer und der wunderte sich über diese Entscheidung, denn über dem Fluss stand noch der helle Himmel, auch wenn er dazu den Kopf schon sehr weit in den Nacken legen musste. Unvermittelt sah er die Wölfin am Ufer und dachte an nichts mehr.
Amanda schaute zu Ekuos, der sich schon auf seine Decken gelegt und die Augen geschlossen hatte. Sie glaubte, Ekuos sei wohl mit den Dingen zwischen Himmel und Erde beschäftigt und so wollte sie ihn nicht stören. Doch Ekuos hatte bereits im Wald den Geruch der Wölfin aufgenommen. Amanda beobachtete die Ruderer, die in einiger Entfernung am Ufer hockten.
»Kida«, rief Ekuos plötzlich laut und sie begann, ihr Wolfsgeheul anzustimmen.
Die Ruderer hielten inne und warteten angespannt auf das, was nun geschehen würde. Einige von ihnen befürchteten, dass die Wölfin zu ihnen hinüberschwimmen könnte.
»Aus der Nacht kehrt zurück die schlafende Göttin. Sie tastet mit kalten Händen unsere Körper ab, um sich zu wärmen. Die Muttergottheit wird von der Sonne berührt. Die Hitze der Mutter Erde wärmt unser Blut. Aus ihrem schwarzen Blut nehmen wir den Atem, um zu leben. Die Haut der Großen Mutter Erde ist schwarz wie der Boden, auf dem sie uns wandeln lässt. Die Süße der Erde wird uns über den langen Winter retten. Nichts ist, nichts wird sein. Das Ende ist nah und die Wasser werden verbrennen.« Ekuos hielt eine kleine, aus Eisen geschmiedete Eule in den Händen.
Kida zog sich in den Wald zurück und die Männer schwiegen. Sie wagten es nicht einmal mehr, ihren gesalzenen Fisch zu essen. Als die Nacht kam, lag das Boot an Land, aber die Männer waren wegen Kida hineingesprungen und hatten sich geweigert, es zu verlassen. Nur selten lugten sie über den Bootsrand in die Dunkelheit. Dann sahen sie es. Ganz langsam kam ein brennendes Etwas stromabwärts auf sie zu. Ein Boot hatte Feuer gefangen und die Männer an Bord hatten sich vielleicht bereits mit einem Sprung in das Wasser retten können. Niemand wusste es. Knisternd und stöhnend schwamm das sterbende Schiff an ihnen vorbei. Jeder im Boot dachte, dass es eine Warnung ist, aber keiner sprach es aus. Sie schauten zum Wald, in den Ekuos mit Amanda, die sie für Palmira hielten, so überraschend verschwunden war.
Matu war nicht sehr klug, aber er fürchtete die Götter und respektierte sie. Seine ganze Verehrung galt der Großen Mutter, der Schöpferin des Lebens, ohne sie würde nichts sein auf dieser Welt. Und nun, in diesem Wald der ewigen Nacht, sah er sie, die Große Mutter, als Eule, wie sie sich nur
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