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Das Mysterium: Roman

Das Mysterium: Roman

Titel: Das Mysterium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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München retten, den Kaiser, William.
    Nemo stand auf. Er ging zur Tür, öffnete sie. Es war dunkel, er sah nichts, aber er wußte, wo Adelines Bettlager sich befand.
     Mit tastenden Schritten ging er dorthin, kniete sich vor ihr Bett. Er fand ihren Arm und strich sanft über die zarte Haut
     an der Innenseite.
    Adeline sagte leise: »Gebuin?«
    »Ja.«
    »Hattest du Sehnsucht? Komm, leg dich zu mir. Es ist kalt.«
    Mit Mühe widerstand er dem Verlangen, ihrer Einladung zu folgen. Sie fühlte sich warm an, und er roch ihr Haar, ihre Haut.
     Dennoch, es wäre nur eine Flucht. Er mußte dieser Unruhe folgen. »Ich bin hier, um dir etwas zu sagen.«
    »Was ist es?« Sie klang müde.
    »Ich reite morgen zurück nach München.«
    Abrupt richtete sie sich auf. »Was? Gebuin, du verläßt mich doch nicht?«
    »Nein, bitte glaube mir, ich komme wieder. Wenn ich zurückgekehrt bin, wollen wir uns dann einen Priester suchen und heiraten?
     Ich würde dich gern zu meiner Frau machen.«
    »Heiraten …« Sie schwieg. »Ich möchte dich heiraten. Ich möchte deine Frau sein. Aber warum gehst du nach München? Es ist
     gefährlich. Und du hast versprochen, mich nie wieder allein zu lassen.«
    »Ich muß mich von jemandem verabschieden, sonst finde ich keine Ruhe.«

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    Die Sonnenscheibe zeigte sich golden und gleißend über den Baumwipfeln. Die eisbedeckten Felder vor Münchens Mauerbrüstung
     glänzten. Raubvögel kreisten am Himmel. Angespannt blickte Amiel auf den Waldrand. Er wartete auf das Blitzen einer Rüstung,
     ein erstes Rumpeln von heranrollendem Belagerungsgerät, er wartete darauf, daß sich eine Kette von Reitern zeigte, daß sie
     Aufstellung nahmen gegen ihn und seine Stadt.
    Die Bürger waren vorbereitet. Man hatte auf sein Geheiß die städtische Rüstkammer im Turm beim Weinwirt Krug ausgeräumt und
     Schwerter, Schilde und Brustpanzer verteilt. Wer nichts erhalten hatte, stand mit einem Dolch und einem Prügel, mit Dreschflegel
     oder Mistgabel auf der Mauer. Kleinere Heerhaufen warteten hinter den Stadttoren. An den Wurfmaschinen, Krapparmbrüsten und
     Spannbänken standen Zimmerleute und Ermenrichs neue Gehilfen bereit, auf sein Zeichen hin würden sie das Feld mit Geschossen
     bedecken.
    Amiel legte die Hände auf die kalte Steinzinne. Warum ließ er heute Menschen sterben? War das die Aufgabe der reinen Kirche,
     Bürger zu bewaffnen, Steinblöcke auf Reiter zu schleudern, Armbrustbolzen zu schießen? Je mehr er die Gründung der neuen Kirche
     vorantrieb, desto ärger kam er vom Wege ab. Es war wie das Schwimmen in reißender Strömung, der Fluß riß ihn vom Ufer weg,
     er zog ihn mit sich. Würde Gott nicht das Blut der Menschen von seiner Hand fordern? Sie starben für ihn. Sie starben, weil
     sie glaubten, er habe Gott verstanden. Dabei hatte er seit Tagen kein Gebet mehr gesprochen.
    Ein Wiehern im Wald. Amiels Körper spannte sich. Sie kamen. Also hatte er recht gehabt, der 22. Februar war ausgewählt |441| worden für den Angriff, und die Vorladung war eine Finte gewesen, um ihn in den Stadtkern zu locken.
    Ein Reiter löste sich aus dem Wald und hielt auf das Tor zu. Er ritt geruhsam im Schritt, ohne Furcht, als wisse er ein Heer
     hinter sich. Das Pferd war weiß, es setzte die Hufe selbstsicher in den Schnee. Warum trug der Reiter keinen Helm, keine Lanze
     mit einer Fahne? Ein seltsamer Unterhändler.
    Als der Reiter den Mauerring fast erreicht hatte, sagte Amiel: »Öffnet das Tor.« Ermenrich gab den Befehl weiter. Bald knirschte
     es unter Amiels Füßen, der Wehrgang zitterte, während die großen Flügel von Unseres Herrn Tor aufschwangen. Amiel beugte sich
     über die Mauerbrüstung, um den Reiter zu betrachten. Er stutzte, sah genauer hin. Die gelockten Haare, das längliche Gesicht
     – das war Nemo! Was hatte Nemo beim feindlichen Heer zu suchen? Warum sandten sie ausgerechnet ihn als Unterhändler?
    Er eilte zu den Treppen. »Ermenrich«, rief er über die Schulter, »kommt mit mir!« Während er noch im Turm abwärts hastete,
     hörte er schon das Hufgeklapper unter dem Torbogen. Vor der letzten Treppenflucht verlangsamte er und trat betont ruhig aus
     dem Turm. Die Torwachen hatten Nemo schon umringt und hielten den Schimmel am Zaumzeug fest. Die Menschen machten Amiel Platz.
     »Schließt das Tor!« rief er.
    Nemo erblickte ihn. Er stieg vom Pferd.
    »Wer schickt dich?« fragte Amiel.
    Der Streuner sagte: »Niemand. Ich bin aus freien Stücken hier.«
    Warum

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