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Das Mysterium: Roman

Das Mysterium: Roman

Titel: Das Mysterium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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ein und ließ sich 1328 von ihm zum Kaiser krönen. (Dieser Gegenpapst gab zwei Jahre später
     auf und unterwarf sich dem regulär gewählten Papst.) Die Farben des Reiches hielten Einzug in Ludwigs Amtssitz München: Gold
     und Schwarz. München blieb bis zu seinem Tod 1347 kaiserliche Residenzstadt.
    1337 stellte König Eduard III. von England Ludwig 400.000 Florentiner Gulden in Aussicht, wenn er gegen Frankreich in den
     Krieg zöge. Am Ende konnten nur 100.000 Gulden aufgebracht werden. Kenner wissen: 1337 begann der Hundertjährige Krieg.
    Kaiser Ludwig ließ sich jeden Morgen durch Marsiglio Raimondini von Padua, seinen Leibarzt, einen Trank gegen Vergiftung reichen,
     den er nüchtern einnahm. Vieles, was im Roman über die Hofbeamten erwähnt wird, ist wahr. Es gab sie alle: den erwähnten Leibarzt;
     Prior Konrad, den Beichtvater; Hofkanzler Heinrich von Thalheim; Magister Ulrich Hofmaier, den kaiserlichen Protonotar in
     der Reichskanzlei; Hadamar von Laber, den Minnesänger; selbst die drei Spielleute sind überliefert. Leonhard von München erstellte
     als Schreiber und hochbegabter Miniaturmaler nach 1329 mehr als dreihundert Diplome. Das im Roman beschriebene ist eine Kaiserurkunde
     vom 28. Oktober 1336, die man sich heute noch anschauen kann.
     
    Amiel von Ax
    Nachdem sie im 13. Jahrhundert eigentlich ausgerottet waren, flammten zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Lehren der Katharer
     wieder auf und die Kirche der »Vollendeten« gründete sich neu. Die Inquisition ging hart gegen sie vor. Der letzte Katharer
     wurde 1330 in Carcassonne verbrannt. Die fiktive Romanfigur des Amiel von Ax stellt einen Katharer dar, der |469| noch vor dem Tod des letzten »Vollendeten« zum
Perfectus
geweiht wurde und nach München zog, um dort die geheime Lehre zu predigen. Der Glaube der Katharer kreiste um die Wiederherstellung
     gefallener Engelsseelen, Christus als Erlöser spielte keine Rolle. Sie kannten die
Endura
, das Fasten bis zum Tod, und verabscheuten die geschlechtliche Liebe, da ein neugeborener Mensch für sie bedeutete, daß wieder
     eine Seele in einen bösen Körper eingesperrt wurde.
    Nach dem Glauben der Katharer war nur die Seele von Gott geschaffen. Den Körper schuf Satan, um sie darin einzusperren wie
     in ein Gefängnis. Sie wurde ihrer Überzeugung nach wiedergeboren in zahllosen Körpern, bis sie in einem
Perfectus
geboren wurde, der die Seele am Ende in die Freiheit entließ und zu Gott zurückbrachte. Ein
Perfectus
aß nichts, das durch Zeugung auf die Welt kam, und rührte keine Frau an.
    Ihnen ist sicher aufgefallen, daß sich Amiel von Ax alles andere als perfekt verhält. Schauen Sie sich mal die Perfektionisten
     in Ihrer Umgebung an. Verhalten die sich perfekt? Der verzweifelte Versuch, keinen Fehler zu machen, führt oft genau dazu,
     einen zu begehen. Wenn ich die Treppe hinuntergehe und mich bemühe, nicht zu stolpern – probieren Sie es besser nicht aus.
     Ich bin froh, daß der christliche Glaube anders funktioniert: Gott vergibt, und aus lauter Dankbarkeit achten wir seine Lebensgebote.
     Ich habe mich mit einigen Perfecti des 14. Jahrhunderts beschäftigt und sehe den Lebensweg Amiels durchaus bestätigt.
     
    Nemo
    Man nannte im Mittelalter Findelkinder Nemo, lateinisch für niemand. Es ist sicher nicht gerade förderlich für ein gesundes
     Selbstverständnis, »Niemand« zu heißen. Nemo verstellt sich zu Beginn des Romans als »Habnit«, wie sie in den mittelalterlichen
     Steuerbüchern auftauchen, als Habenichts, der von der Hand in den Mund lebt. Daß er das nicht ist, nun, das haben Sie ja längst
     bemerkt.
    |470| Das Urteil im Roman zitiert einen wirklichen Urteilsspruch aus dem 14. Jahrhundert: »… beschließen wir, daß Ihr in strenger
     Haft einzuschließen seid, in einem sehr engen Raum, in Fesseln und Ketten, auf ewig.«
     
    Adeline
    Bitte glauben Sie nicht, meine Eltern hätten mir früher auf brutale Weise Eisenkämme durchs Haar gezogen. Wenn sie das taten,
     dann hatte ich mir im Kindergarten Läuse geholt und es war nötig. Ich hatte eine tolle Kindheit und habe liebevolle Eltern.
     Aber ich war ein sensibles, verletzliches Kind. Ich habe bei jeder Gelegenheit geheult. Es konnte passieren, daß wir als Familie
     beim Essen saßen, und plötzlich brach ich in Tränen aus, nicht, weil etwas Schlimmes passiert war, sondern nur, weil mir ein
     trauriger Gedanke gekommen war. Ich kann mir gut vorstellen, wie es einem derart zarten Kind im Mittelalter

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