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Das Nazaret-Projekt

Das Nazaret-Projekt

Titel: Das Nazaret-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Hanf
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Gestalt näher, bis sie fast den Bildrahmen ausfüllte. Die Menge hatte sich jubelnd dem Manne zugewandt, der mit theatralischen Gesten das Wort an seine Kämpfer zu richten begann. Das Fadenkreuz der Optik schwenkte langsam auf die Mitte seines Kopfes ein. Jede Falte und jedes Barthaar des asiatisch geprägten Gesichts mit den tiefliegenden, fanatisch glühenden Augen war deutlich erkennbar. Auf der Stirn des Anführers tanzte plötzlich kaum sichtbar der winzige, rubinrote Punkt der Laser-Zielerfassung. Der Mullah rief seinen Leuten etwas zu und schüttelte seine Fäuste gegen den Himmel. Dann griff er nach seinem Schnellfeuergewehr und begann wild in die Luft zu ballern, wobei die ausgestoßenen Patronenhülsen wie kleine, glitzernde Insekten um seinen Turban schwirrten. Seine bekifften Krieger schlossen sich der Knallerei und Munitionsverschwendung mit Begeisterung an. Weil der Mullah dabei auf der Veranda hin und her lief, hatte der anonyme Schütze hinter der Optik offensichtlich Mühe, sein Ziel im Fadenkreuz zu behalten.
    Überraschend schnell schien sich der Kommandant seiner Würde wieder bewusst zu werden, denn er legte die Waffe beiseite, trat in die Mitte der Rampe und breitete die Arme in einer um Ruhe und Aufmerksamkeit heischenden Geste über den Köpfen seiner Anhänger aus. Offenbar hatte er die Absicht, seine Ansprache fortzusetzen.
    Irgend etwas schien mit dem großen Turban des Mullahs nicht in Ordnung zu sein, denn mit einem deutlichen Ruck rutschte er seinem Träger plötzlich tief in die Stirn und bis über beide Augen.
    Abu Said schien das aber nicht im Geringsten zu irritieren, steif und unbeweglich wie eine Statue blieb er mit ausgebreiteten Armen stehen. Nach einigen Sekunden begann er dann, langsam nach vorne zu fallen. Der Laserpunkt tanzte zitternd, fast ratlos und unschlüssig auf dem zur Hälfte unsichtbar gewordenem Gesicht des Mullahs, bis jener fast wie in Zeitlupe stocksteif kopfüber von der Veranda kippte und in die Arme seiner verblüfften Anhänger stürzte. Für einem kurzen Augenblick war dabei ein großer, roter Blutfleck oben auf seinem Kopf in der Mitte des weißen Turbans zu sehen. Dann brach der Film unvermittelt ab.
    Enzo blickte erwartungsvoll fragend durch seine dicken Brillengläser auf seinen Chef.
    »Donnerwetter!«, dröhnte Nathan Brock, brach in schallendes Gelächter aus und schlug sich vergnügt auf die Schenkel. »Der Kerl hat sich doch tatsächlich aus Versehen selbst erschossen! Was hochgeht, muss auch wieder mal runter kommen. Eine der Kugeln, die diese Idioten in die Luft geschossen haben, hat beim Herunterfallen genau die weichste Stelle seiner Birne getroffen und sein armseliges Gehirn zermatscht! Gepriesen sei die Gerechtigkeit Gottes!«
    Nathan Brock freute sich ungeniert geradeso, als hätte eine gegnerische Fußballmannschaft ein unverhofftes Eigentor geschossen. Auch Telly war durchaus angetan von der Art des Herrn, Rache zu nehmen. Was für eine wunderbare Demonstration seiner Macht!
    »Wunderbar, ausgezeichnet! Das ist fast so gut wie der Beitrag über diesen Wahabiten-Mullah, der im Münchner Hofbräuhaus inkognito bei Schweinshaxen und Starkbier die Sau herausgelassen hat und dabei dummerweise gefilmt wurde. Das hat ihn dann seinen Job gekostet!«
    Nathan Brock nickte Telly zu und erhob sich, wobei er Enzo Berlusconi ein anerkennendes ›O.K.‹ mit dem hochgereckten Daumen signalisierte.
    »Weiter so, Signore! Ich bin sicher, dass es kein Problem sein dürfte, diesen tollen Spot nachträglich mit einer überzeugenden Tonspur zu versehen, nicht wahr?«
    »Sogar mit lippensynchroner Hetztirade auf die Ungläubigen in Hocharabisch, Paschtu oder Farsi, wenn Sie es wünschen, Herr Brock! Wir besitzen genügend Originalaufnahmen mit Reden und Predigten Abu Saifs, wir haben eine geniale Ton- und Bildbearbeitungssoftware und einige phantastische Dolmetscher und Lippenleser. Alles kein Problem. Nicht einmal seine verlauste Mutter wird etwas bemerken!«
    »Das höre ich natürlich gerne. Legen Sie los, mein Lieber! Aber nun zu Ihnen, Bruder Suntide. Wir haben eigentlich Wichtigeres zu tun, als Filme anzusehen, nämlich anständig zu Abend zu essen! Was halten Sie davon?«
    Telly hielt sehr viel davon, aber er kam gar nicht mehr dazu, seine Zustimmung zu geben, denn Nathan Brock stürmte unverzüglich aus dem Schneideraum in der selbstverständlichen Gewissheit, dass alle seine Vorschläge stets diskussionslos angenommen wurden. Einen Moment lang regte

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