Das Nazaret-Projekt
gemacht haben?«
Rechtsanwalt Pietro DiSalvo rieb sich stumm und nachdenklich das Kinn, obwohl er die Antwort auf diese Frage schon seit seiner Ankunft am Flughafen längst parat hatte. Würde Katzmeier gleich staunen oder war er selbst schon auf diese Idee gekommen?
»Ich nehme an, Hochwürden, dass Ihr als gebürtiger Deutscher den Ausdruck kennt, ›jemandem den Schwarzen Peter zuschieben‹ , nicht wahr? Warum also nicht den schmutzigen und unerfreulichen Teil der Arbeit zum Beispiel einem gewissen Herrn Attabek Zenghi und seinen Spießgesellen überlassen? Deutliche Hinweise und ein klarer Absender würden außerdem für eine gewisse Rehabilitation des Vatikan in den Augen der Islamistenführer sorgen! Ich bin mir sicher, dass diese Herrschaften sofort und drastisch reagieren würden, weil ihre Nerven seit geraumer Zeit quasi blank liegen.«
Ägidius Katzmeier staunte natürlich angemessen und war ganz froh darüber, nicht preisgeben zu müssen, dass er ebenfalls diese schlitzohrige Option im Sinne gehabt hatte.
»Commendatore, ich bewundere Ihren Scharfsinn und Ihr strategisches Geschick! Dem Herrn sei Dank, dass er Sie zum Nutzen des Christentums damit gesegnet hat! Äh … ich nehme doch an, dass es für Sie kein Problem sein wird, mit diesen zornigen und rachsüchtigen Kriegern Allahs möglichst bald Kontakt aufzunehmen, nicht wahr?«
»Keine Sorge, Hochwürden, das lässt sich über meine geschäftlichen Kontakte viel einfacher und gefahrloser als über das diplomatische Parkett bewerkstelligen. Auf Ihren Wunsch werde ich also alles Notwendige noch heute in die Wege leiten. Parallel dazu werden wir natürlich mit Nachdruck weiterhin nach dem geheimen Versteck des Herrn Brock und seiner Anhänger suchen. Meine Leute werden ihn sicher bald gefunden haben!«
DiSalvo verabschiedete sich dann in aller Form und ließ sich von dem Chauffeur des Kardinals zu einem Hotel am Tiber bringen. Er wollte gerade den wunderschönen Ausblick von seiner Suite auf den Fluss und die Engelsburg genießen, als das Mobiltelefon zu piepen begann.
»DiSalvo, was gibt’s?«
»Ich bin’s, der Schriftsteller. Der Chef des Sportvereins hat das Schiff verlassen und einen Flug gebucht. Mailand, München, Berlin, Stockholm. Soll ich ihn begleiten?«
»Begleiten sie ihn unbedingt«, sagte DiSalvo knapp und legte auf.
Al-Quaida
Tief erleichtert und fast beschwingt eilte der dicke, aber erstaunlich bewegliche Mullah Attabek Zenghi mit wehendem Kaftan durch die Flure seines kleinen Palastes zurück in den Versammlungsraum, wo er von den anwesenden Islamisten-Führern schon mit leichter Ungeduld und teilweise auch Missmut erwartet wurde. Einige der Scheichs in der Runde, die seine unhöfliche Unterbrechung des Disputes als kindisches Ausweichmanöver zu interpretieren geneigt waren, hatten in ihrem Ärger sogar schon erwogen, die Runde sofort demonstrativ zu verlassen. Zuhause warteten schließlich schon genügend Probleme auf sie, die ebenso dringlich einer Lösung bedurften!
Abdallah konnte kaum Schritt halten mit seinem Herrn, der behände und wieselflink die Treppe hinunter flitzte und dann einfach – weil sein Adlatus nicht rechtzeitig zur Stelle war – wie ein Eisbrecher die Flügel der Doppeltüre mit seinem imposanten Bauch rammte, so dass sie mit einem Knall weit aufsprang und die Mullahs erschrocken von ihren Divans und Sitzkissen hochfuhren. So manch einer hatte sogar im Affekt blitzschnell nach seinem Dolch gegriffen.
»Oh ihr treuen und tapferen Diener Allahs, der Allmächtige hat unsere Gebete erhört! Ein wahres Geschenk des Himmels wurde soeben in unseren Schoß gelegt! Die Zeit der ohnmächtigen Racheschwüre ist nun zu Ende und die Tage des Handelns sind gekommen! Unser Feind, dieser Handlanger des Scheitan, dieser unwürdige, schamlose Frevler an der gottgefügten Hierarchie der heiligen Propheten, er hat endlich einen Namen und ein Gesicht bekommen!«
Attabek wäre kein geborener Schauspieler und Geschichtenerzähler gewesen, hätte er an dieser Stelle nicht eine dramatische Pause eingelegt. Sofort schnatterten alle aufgeregt durcheinander.
»Wer ist es? Nennt uns seinen Namen! Wir werden ihn in Stücke hacken und den Schweinen zum Fraß vorwerfen! Bis zu den Knien wollen wir im Blute seiner Anhänger waten! Wir werden ihn und seine Schlangenbrut zurück in die Hölle schicken!«
Zenghi genoss sein Comeback in vollen Zügen.
»Er ist ein Abgesandter des Teufels, ein Ungläubiger, dessen Reichtum und
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