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Das Nebelhaus

Das Nebelhaus

Titel: Das Nebelhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Berg
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hinaus in den stärker werdenden Regen, ohne sich etwas überzuziehen.
    Erst nachdem sie die Tür hatten ins Schloss fallen hören, sprachen Philipp und Vev wieder miteinander.
    »Die ist übergeschnappt«, sagte Vev.
    »Eine Furie.«
    »Eine übergeschnappte Furie. Ich meine das ganz im Ernst, Philipp. Leonie hat sie nicht mehr alle.«
    »Na ja, sie ist maßlos überreizt, warum auch immer.«
    »Sie scheint sehr oft maßlos überreizt zu sein. Ich habe mir mal die Pillen näher angesehen, die sie futtert, als wären es Schokonüsse. Lexotanil ist laut Internet ein starkes Beruhigungsmittel, wahrscheinlich ist nur ein Schlag auf den Hinterkopf heftiger, zu dem ich, nebenbei gesagt, immer mehr Lust verspüre.«
    »Du hast doch nicht etwa in ihrer Handtasche gewühlt?«
    »Ich wollte wissen, ob ihr Waffenarsenal erschöpft ist. Ich habe mit allem gerechnet, sogar mit Handgranaten. Stattdessen entdecke ich dieses Narkotikum, das einen Elefanten ruhigstellen könnte.«
    »Wie so oft übertreibst du. Wenn Leonie dieses Mittel verschrieben bekommen hat, wird es seine Richtigkeit haben. Wie auch immer, wir sollten uns mit Sticheleien zurückhalten.«
    »Wir sollten uns mit Sticheleien zurückhalten?«, echote Vev. »Oh ja, das werden wir, und zwar, indem sie auszieht. Ich werde diese Soziopathin keine Stunde länger ertragen. Sie ist gemeingefährlich.«
    »Gut, sie ist unerträglich. Aber gefährlich – nein, so weit würde ich nicht gehen.«
    »Ich bitte dich, sie trägt eine mit vier Kugeln geladene Pistole mit sich herum, sie ist die wiedergeborene Ma Baker. Die Pistole ist verschwunden – sagt sie. Aber stimmt es auch?«
    »Wieso sollte sie das erfinden?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es eine fehlende Pistole, eine tote Katze und einen zerschnittenen Morgenrock gibt.«
    »Du glaubst doch nicht … Jetzt übertreibst du aber wirklich, Vev. Nein, alles was recht ist, aber dass Leonie Morrison gekillt hat … Wie soll das gehen?«
    »Na, bestimmt nicht, indem Leonie ihn mit gezogener Pistole dazu gezwungen hat, sich vom Baum zu stürzen. Hast du die kleinen Schnittwunden an ihren Händen bemerkt?«
    »Das hat nichts zu bedeuten. Sie ist beim Fahrradfahren umgefallen.«
    »Na, das ist doch die perfekte Tarnung. Sie packt Morrison überraschend an den Hinterbeinen und schleudert ihn gegen den Baum.«
    Philipp blieb die Spucke weg. »Also, ich … Sich so etwas auszudenken, das ist doch … das ist … Vev, wirklich, nun gehen die Pferde mit dir durch. Erstens kannst du nichts beweisen …«
    »Ich bin nicht die neue Tatort -Kommissarin, ich muss überhaupt nichts beweisen. Mir genügt die Unterstellung. Leonie war in der Nähe, als Morrison gestorben ist, sie hat Verletzungen auf den Handflächen, und sie war heute früh im Bad, wo sie Gelegenheit hatte, den Morgenrock zu zerschneiden.«
    »Zweitens stimmt deine Eskalationstheorie vorne und hinten nicht. Zuerst eine Katze zu erschlagen und am nächsten Tag einen Morgenrock zu zerschneiden ist falsch herum. Umgekehrt wäre es logischer, denn es ist weitaus schlimmer, eine Katze …«
    Vev rieb sich die Schläfen. »Ich habe dich nicht um eine Expertise für meine Doktorarbeit in Psychologie gebeten. Ich fordere dich auf, zur Kenntnis zu nehmen, dass seit zwei Tagen die seltsamsten Dinge passieren und dass Leonie, die seit zwei Tagen bei uns weilt, ein äußerst seltsamer Mensch ist. Meines Erachtens könnte das irgendwie zusammenhängen.«
    Philipp dachte noch einmal darüber nach. Dann seufzte er: »Ich kann sie nicht einfach so vor die Tür setzen. Erstens ist die Morgenfähre schon weg, zweitens wird die Nachmittagsfähre aller Wahrscheinlichkeit nach wegen des Sturms nicht mehr fahren, und drittens sind die Fremdenzimmer in Neuendorf zu dieser Jahreszeit ausgebucht. Soll ich sie bei Wind und Wetter nach Vitte oder Kloster jagen, damit sie sich dort eine Bleibe sucht? Ich sage dir jetzt was. Wir werden lieb und nett zu Leonie sein, wir machen heute einen Dia-Abend mit Erinnerungsfotos aus alten Aktivistenzeiten – auf dem Speicher müsste eine ganze Kiste stehen –, morgen reist die Bagage ab, und alles ist gut.«
    »Was, wenn wir Leonie für eine Nacht bei den Nans unterbringen? Yim kann bei uns schlafen, und sie bekommt sein Jugendzimmer. Seine Eltern werden bestimmt einverstanden sein. Frau Nan gebe ich einen kleinen Bonus, und damit hat sich die Sache.«
    »Ich bin dagegen. Erstens wäre sie nur ein paar Meter weg …«
    »Bitte, Philipp, ich ertrage dein

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