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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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hatte. «Mutter hatte erwartet, dich bei der Beerdigung von Hauptmeister Laitio zu sehen, aber da du dort nicht warst, erledigen wir die Sache eben so.»
    «Laitio ist also beigesetzt worden. Wo?»
    «Er wurde im Krematorium in Hietaniemi ausgesegnet, aber was mit der Asche geschieht, haben seine Angehörigen nicht gesagt. Es war ein bisschen schwierig, dich zu finden. Zum Glück ist meine Mutter ein guter Spürhund. Wir werden bei der Zentralkripo ganz schön ins Schwimmen geraten, wenn sie in Rente geht.»
    «Bist du auch Polizist?»
    Tuomo Rantanen erzählte, er habe die letzten zwei Jahre im selben Team gearbeitet wie Laitio. «Es ist mir sehr schwergefallen, zu glauben, dass Teppo seinen Kollegen erschossen hat, aber wir haben keine andere Erklärung für Rytkönens Tod gefunden. Teppo wollte, dass du das Päckchen bekommst. Du möchtest mir wohl nicht sagen, warum.»
    «Nein.» Mein Herz machte einen schmerzhaften Sprung. Warum hatte Laitio seinem Kollegen die Verbindung zwischen uns enthüllt? Dieses Wissen hätte er lieber mit ins Grab nehmen sollen.
    «Dann wünsche ich noch einen schönen Abend.» Rantanen schwang sich aufs Rad, fuhr aber nicht zum Nachbarhaus, sondern nach Norden, zur Landstraße. Ich schob das Päckchen in den BH und lief in den Kontrollraum. Dort hielt ich die Kamera am Tor an und spulte die Aufnahme zurück. Rantanen erschien am Tor, verschwand dann wieder. Ich selbst stand mit dem Rücken zur Kamera, man sah nur, dass ich zweimal die Hand ausstreckte. Ich hatte zuerst die Streichholzschachtel überreicht, dann zögernd einen Euro als Bezahlung angenommen. Diese Erklärung würde ich liefern, falls mich jemand fragte. Aber wer sollte mich schon fragen? In aller Regel war ich die Einzige, die sich die Mühe machte, die Aufzeichnungen anzusehen. Doch wenn Gezolian die Ankunft des Fremden bemerkt hatte, würde er sich wohl erkundigen, was der Mann gewollt hatte. Um Streichhölzer bitten – das bewegte sich am Rand der Glaubwürdigkeit.
    Ich öffnete das Päckchen. Unter drei Schichten Papier fand sich ein schwarzer USB -Stick. Obwohl ich darauf brannte, sofort nachzusehen, was er enthielt, schien es mir ratsam, mich zu gedulden. Also musste ich den Stick verstecken. Außer dem Bettzeug hatte ich nur Schlafanzug, Zahnbürste und meine Handtasche ins Atelier gebracht, und die Tasche hatte kein Schloss. Das Handy trug ich an einem Band um den Hals, weil mein geliehenes Kleid keine Taschen hatte. Mein Schrank war abschließbar, doch er befand sich in meinem Zimmer, in dem in dieser Nacht der Abgeordnete Make Hannula schlafen würde.
    Ich trat auf die Terrasse. Hannula war nicht mehr auf dem Bootssteg, vielleicht war er noch einmal in die Sauna zurückgekehrt. Konnte ich es riskieren, in mein Zimmer zu gehen? Hanna bereitete in der Sauna ein spätes Abendessen vor, Kartoffel-Anchovis-Auflauf, Würstchen und Salate. Ich fragte sie, ob jemand im Haus sei.
    «Die Gäste sitzen vor der Sauna, außer den Hakulinens, die sind wohl im Ruderboot unterwegs. Hoffentlich behält der gute Mann den Hosenstall zu. Wo Juri ist, weiß ich nicht.»
    «Ich muss mal schnell in mein Zimmer, ich hab was vergessen.»
    «Wer war da am Tor?»
    «Ein Nachbar. Wollte Streichhölzer holen.»
    «Syrjänens Nachbarn haben manchmal seltsame Anliegen, ganz egal, wo er gerade wohnt. Wahrscheinlich war der Streichholzmann schwer enttäuscht, als ihm der Hausherr nicht persönlich geöffnet hat.»
    Mein Zimmer hatte eine Metamorphose erlebt: Hanna hatte eine neue Decke und Zierkissen mit Rosenmuster auf das Bett gelegt und ein technisch mangelhaftes Gemälde einer Landschaft in Lappland an die Wand gehängt, mit Rentieren, die gehörnten Kühen glichen. Die Signatur konnte ich nicht entziffern. Hannulas Kleidersack lag über dem Sessel, die Lackschuhe hatte er unter den kleinen Schreibtisch gekickt, wo ihnen braune Socken Gesellschaft leisteten. Ich öffnete meinen Schrank. Der größte Teil meiner Kleidung befand sich am Bulevardi, dennoch überlegte ich, ob Hannula wohl in meinen Slips und T-Shirts wühlte. Ich räumte das Kissen beiseite, das das oberste Regalbrett verbarg, und holte die Metallkiste herunter. Dann stellte ich die Ziffernkombination ein, öffnete den Kasten und ließ den USB -Stick darin verschwinden. Rasch verschloss ich den Kasten und hob ihn in sein Versteck. Ich hatte gerade das Kissen wieder an seinen Platz gelegt, als ich hinter mir jemanden lachen hörte. Verflixt, Hannula hatte mich

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