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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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die er beim Kampf verloren hatte, und warf sie ihm in den Schoß. Aufsetzen konnte ich sie ihm nicht, ich wollte ihn nicht mehr berühren.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Polizei eintraf. Keijo sprach in der ganzen Zeit kein Wort. Zum Glück leistete Teddy Vanamo Gesellschaft, denn ich wollte Keijo keine Sekunde aus den Augen lassen. Die Streife kam aus Kaavi, Wachtmeister Juhani Turunen hatte den Job schon in meiner Kindheit verrichtet und zum selben Jagdtrupp gehört wie Onkel Jari. Ich brauchte ihm also nicht groß zu erklären, wer der gefesselte Mann war.
    «Jaris Schwager ist also in Hevonpersii aufgekreuzt. Da muss ich jetzt mal telefonieren und fragen, wo wir ihn hinbringen sollen. War er nicht ewig in Niuvanniemi? Vor ungefähr zehn Jahren wurde schon mal nach ihm gefahndet, damals hat man ihn in Paakkila gefunden.»
    Jani Perttula, sein jüngerer Kollege, löste das Seil, legte Kurkimäki stattdessen Handschellen an, half ihm auf die Beine und führte ihn in den Zellenteil des Streifenwagens. Vanamo beobachtete den Vorgang mit weit aufgerissenen Augen und zog sich schließlich in die Hütte zurück. Matti Hakkarainen folgte ihr, ich hörte, wie er Vanamo um ein Glas Saft bat. Ich achtete darauf, dass meine Waffe unter der Kapuzenjacke nicht zum Vorschein kam. Inzwischen war es so warm geworden, dass mir der Schweiß ausbrach.
    «Ja, Kurkimäki», sagte Turunen am Telefon. «Er hat hier in Hevonpersiinsaari bei Kaavi – ja, du hast richtig gehört, in Hevonpersiinsaari bei Kaavi – seine Tochter bedroht und – ist das Mädchen dein Kind, Hilja?»
    «Nein, sie ist das Ergebnis von Kurkimäkis vorigem Ausbruch.»
    Turunens Miene wurde noch ernster. Ich überlegte, wie ich Saara die Sache erklären sollte. Sie würde mir bestimmt nie mehr erlauben, ihre Tochter irgendwohin mitzunehmen.
    «Gut, wir bringen ihn nach Kuopio. An einem so schönen Tag fährt man ja gern durch die Gegend. Wir notieren nur noch die Aussagen der Anwesenden», bestätigte Turunen, beendete das Gespräch und verschwand hinter dem Schuppen. Bald darauf war ein Plätschern zu hören. Ich mochte dem alten Polizisten nicht zurufen, dass es auch ein Plumpsklo gab.
    Als Turunen zurückkam, fragte er mich ein wenig verlegen nach meinen Personalien. Ich sei also Sicherheitskraft? Wie hatte ich Kurkimäki überwältigt? Er hatte Vanamo mit mir verwechselt und sich drohend gebärdet, war es so gewesen?
    «Ich habe versprochen, meine Schwester am frühen Nachmittag nach Tuusniemi zu ihrer Mutter zu bringen, und am Abend muss ich schon wieder in Helsinki sein, weil meine Schicht beginnt. Kann ich den Rest bei der Polizei in Helsinki klären? Vanamo darf ja sowieso nur in Anwesenheit ihrer Mutter befragt werden.»
    «Wir haben keinen Grund, dich hier festzuhalten. Ich habe mich die ganzen Jahre darüber gewundert, dass Jari ausgerechnet dann ertrunken ist, als Keijo auf der Flucht war. Hat er dazu irgendwas gesagt?»
    «Er glaubte, er würde hier Onkel Jari und mich als kleines Mädchen vorfinden», erklärte ich nur. Es genügte mir, selbst zu wissen, wie mein Onkel gestorben war. Ich würde es nur dann weitererzählen, wenn ich es für nötig hielt.
    «Verdienen Sicherheitskräfte so gut, dass du dir solch einen Schlitten leisten kannst?», fragte Jani Perttula mit einem neidischen Blick auf den Jaguar.
    «Den hat mir ein Kollege geliehen. Ich besitze überhaupt kein Auto. Und mein Kollege hatte Glück im Spiel.»
    «Manche haben Schwein. Bei uns werden dauernd Stellen gestrichen.» Perttula spuckte vor den Streifenwagen. «Im Lotto hatte ich zuletzt drei Richtige, so viel zu meinem Spielglück. Und solche wie Kurkimäki kriegen vom Staat für den Rest ihres Lebens Kost und Logis. Da fragt man sich doch manchmal, ob das ganze System irgendeinen Sinn macht.»
    «Lass gut sein, Jani», beschwichtigte Turunen. «Natürlich macht es keinen Sinn, aber wir tun trotzdem unsere Arbeit.» Sein Handy klingelte, er meldete sich.
    «Ja, die Tochter ist hier, genauer gesagt, es sind zwei Töchter. Möchten Sie mit der älteren sprechen?» Turunen reichte mir das Handy.
    «Die diensthabende Ärztin in Niuvanniemi.»
    «Ich will nicht», versuchte ich abzuwehren, doch da drang mir bereits eine Frauenstimme ans Ohr.
    «Seiner Patientenakte nach hat Keijo Kurkimäki eine erwachsene Tochter, aber als nächste Angehörige ist seine Schwester vermerkt. Sie sind also die Tochter?»
    «Ja, aber ich habe seit dreißig Jahren nichts mehr mit ihm zu tun

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