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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gerudert … Dann wurde er wach, und ich musste ihn noch mal schlagen … Mit dem Ruder. Da ist er dann ins Wasser gefallen. Ich träume oft davon. Es ist ein schlechter Traum.»
    Keijo stand auf, jetzt war sein Blick klar und feurig.
    «Er wollte mich Hilja nicht sehen lassen, und du auch nicht!» Keijo kam auf mich zu. Er hatte einen Stein in der Hand, den er von der Erde aufgelesen hatte. Er ging direkt auf den Pistolenlauf zu. Mir blieb keine andere Wahl, als zu schießen.

27
    Ich schoss in die Luft und hoffte, Keijo damit abzuschrecken. Er zuckte zusammen, der erloschene Ausdruck kehrte in seine Augen zurück.
    «Wenn du näher kommst, ziele ich auf dich. Bleib, wo du bist.» Ich wusste nicht, was am heftigsten zitterte, meine Stimme, meine Hand oder meine Knie.
    «Warum darf ich meine Tochter nicht sehen? Ich tu ihr doch nichts. Ich würde meiner Kleinen doch nie im Leben wehtun. Wo ist sie?»
    «Hier. Ich bin hier.»
    Hinter der Brille funkelte der Teufel wieder auf.
    «Lüg nicht! Du bist erwachsen.» Der Mann warf den Stein nach mir. Ich konnte so weit ausweichen, dass er mich nur an der Schulter traf, verlor dabei jedoch kurz das Gleichgewicht, und Keijo reagierte überraschend schnell. Im Nu hatte er sich auf mich gestürzt und versuchte mir die Waffe abzunehmen. Er schaffte es, sie am Lauf zu packen, hatte aber nicht damit gerechnet, dass ich die Füße einsetzen würde. Mein Tritt traf ihn zwischen die Beine, und sein Griff lockerte sich. Ich trat ein zweites Mal zu, dann nahm ich die Waffe in die linke Hand und schlug ihm die rechte Handkante gegen den Adamsapfel, sodass ihm der Atem stockte und er auf die Erde sackte. Ich sah Rot, dasselbe schmierige, dunkle Rot, das aus meiner Mutter geströmt war. Dieses Rot verlangte nach mehr.
    Er hat mich blindwütig attackiert. Ich musste schießen. Ich musste schießen. Er war der Teufel selbst. Das würde ich der Polizei erklären. Vanamo konnte es bezeugen. Der Hass machte meine Hand fest, ich zielte auf Keijo Kurkimäkis Kopf. Der Scheißkerl sollte bekommen, was er verdiente, er hatte meine Mutter getötet. Ich sah meine eigenen Züge im Gesicht meines Vaters, in uns floss das gleiche Blut. Mein Vater war ein Mörder, ein Schurke, ein Ehrloser.
    Aber wenn ich ihn tötete, wurde ich wie er. Das Blut, das durch meine Adern strömte, war kein Killerblut. Ich wollte mich nicht mit dem Blut anderer Menschen beflecken. Dass ich die Tochter eines Monsters war, musste mich nicht zwangsläufig auch zum Ungeheuer machen.
    Blitzschnell schob ich die Waffe wieder in den Hosenbund. Dann drehte ich Kurkimäki auf den Bauch, wie ich es auf der Ringermatte in Queens unzählige Male geübt hatte. Der Schlag gegen den Adamsapfel war so hart gewesen, dass der Mann kaum Luft bekam. Ich hatte nichts, womit ich ihn hätte fesseln können. Also hielt ich ihn am Boden, für eine Zeit, die mir endlos erschien, bereit, ihn bewusstlos zu schlagen, wenn er auch nur die geringste Gegenwehr leistete.
    Endlich hörte ich wieder einen Bootsmotor. Diesmal war es Matti. Vanamo war so gewitzt, zum Steg zu laufen.
    «Bringt mir ein Seil!», rief ich ihnen zu. Matti wusste, dass er es im Schuppen finden würde. Keijo Kurkimäki bewegte sich unter mir, konnte aber nichts ausrichten. Seine Muskeln waren schlaff und untrainiert. Matti eilte mit einem Seil herbei. Teddy folgte ihm bellend, und beim Anblick des Hundes erstarrte Keijo.
    «Ich hab die Polizei alarmiert, aber es wird eine Weile dauern, bis die Streife hier ist. Ist das wirklich Keijo? Der ist aber gealtert.»
    Ich fesselte Kurkimäki, ohne Rücksicht darauf, dass ich mir dadurch eine Anklage wegen Freiheitsberaubung einhandeln konnte. Es war wohl besser, wenn die Polizisten meine Waffe nicht zu Gesicht bekamen, obwohl ich einen Waffenschein besaß. Vanamo näherte sich vorsichtig wie ein scheues Kälbchen und seufzte erleichtert, als sie sah, dass der Mann gefesselt war.
    «Alles in Ordnung. Prima, dass du Matti angerufen hast.»
    «Wer ist der Mann?»
    «Darüber reden wir nachher. Er wird dir nicht mehr gefährlich.»
    «Warum hat er geglaubt, ich wäre du?»
    «Er ist krank.»
    Die glutäugige Bestie aus meinen Albträumen lehnte mit geschlossenen Augen an einem Felsblock. Aus der Nase lief Rotz. Keijo Kurkimäki hatte gestanden, dass er Onkel Jari getötet hatte, aber meine Aussage allein würde ihn nicht vor Gericht bringen. Mord verjährte nicht, doch Keijo war zur Tatzeit unzurechnungsfähig gewesen. Ich hob die Mütze auf,

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