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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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mittelgroß war, wirkte er weitaus furchteinflößender als Pete. Lescha stand hinter seinem Boss, als warte er nur auf den Befehl zum Angriff.
    «Das ist die frühere Frau Syrjänen», sagte ich. Lügen wäre zwecklos gewesen. Lescha trat neben mich und ließ kurz seine Waffe unter dem Jackett hervorblitzen.
    «Haben Sie die Fotografin herbestellt? Sagen Sie ihr, sie soll verschwinden.» Gezolian sprach mit Satu, als ginge es um Abfall, den das Personal wegfegen sollte. «Heute ist der Hochzeitstag meiner Tochter, der wichtigste Tag in ihrem Leben. Ihr Gejammer kann ihn nicht verderben, aber ich mag keine Störfaktoren. Sie wurden bereits einmal gewarnt. Dies ist die zweite Warnung. Eine dritte wird es nicht geben. Lescha, führ die Frau weg und sag der Fotografin, auch sie soll lieber verschwinden, wenn ihr daran liegt, dass ihre teure Ausrüstung unversehrt bleibt. Objektive gehen schnell kaputt, wenn sie zufällig herunterfallen.»
    Gezolians Stimme ließ mir kalte Schauder über den Rücken laufen. Sein bisheriges Verhalten bei der Feier hatte mich irregeleitet, ich hatte nur den liebevollen, besorgten Vater gesehen und darüber vergessen, wie Gezolian wirklich war. Er mochte zwar die erste Partie verloren haben, aber keineswegs das ganze Match, und das Ende des Spiels würde wahrscheinlich allen Beteiligten unangenehme Überraschungen bringen, auch mir und David.
    Lescha packte Satu an beiden Armen und hob sie hoch. Verließ sich Gezolian darauf, dass die diplomatische Immunität auch seinen Leibwächter schützte? Die Fotografin schoss ein Bild nach dem anderen von dem näher kommenden Paar. Satu schien nichts gegen Lescha ausrichten zu können. Als sie die Straße überquert hatten und vor der Fotografin standen, schubste Lescha Satu überraschend gegen die Paparazza, sodass beide Frauen stürzten und das Objektiv auf den Asphalt schlug. Lescha nahm der Fotografin den Apparat vom Hals und schüttelte den Kopf, als er die gesprungene Linse sah. Dann öffnete er wie selbstverständlich die Kamera, entnahm ihr die Speicherkarte und steckte sie in die Tasche. Anschließend reichte er Satu Syrjänen die Hand, um ihr aufzuhelfen. Ich hörte nicht, was auf der Straße gesprochen wurde, denn zwischen uns fuhr gerade ein mit Kies beladener Laster vorbei. Als er fort war, sah ich, dass die Fotografin auf der Straße nach etwas suchte. Sie brüllte Lescha auf Finnisch an:
    «Du Scheißkerl, das hast du mit Absicht getan! Dafür ziehe ich dich zur Verantwortung.»
    «Sorry, I don’t understand»
, erwiderte Lescha mit übertrieben starkem Akzent.
«Njet ponimaju, djewuschka.»
Er breitete in gespieltem Bedauern die Arme aus und überquerte dann wieder die Straße. Ein kleiner roter Skoda hielt brav an, um den großen Mann hinüberzulassen. Die Fotografin betrachtete erschüttert die Glassplitter und das verbogene Objektiv, Satu Syrjänen hinkte. Ihre schwarze Strumpfhose hatte ein Loch am Knie, so groß, dass es über die Straße hinweg zu sehen war.
    «Die Sache ist erledigt», sagte Lescha zu Gezolian. So weit reichten meine Russischkenntnisse, aber von dem anschließenden Wortwechsel verstand ich nichts. Als Lescha ins Restaurant zurückkehrte, wandte sich Gezolian an mich:
    «Ich bin wirklich enttäuscht von dir, Hilja. Wenn ich mich bei Kleinigkeiten wie Frau Syrjänen nicht auf dich verlassen kann, wie steht es dann um die wichtigeren Angelegenheiten?»
    «Satu Syrjänens Eifersucht ist offenbar größer als ihre Furcht», versuchte ich mich zu verteidigen. «Die Klatschzeitung hat ihr für diese Szene sicher ein nettes Sümmchen bezahlt.»
    «Wenn es nur um Geld ginge …», brummte Gezolian. «Du hast wohl gesehen, wie Lescha vorgegangen ist? Bedauerliche kleine Unfälle, sowohl, dass die ehemalige Frau Syrjänen gestolpert und auf die Kamera gefallen ist, als auch, dass Lescha die Speicherkarte aus den Fingern gerutscht ist, als der Laster kam. Du hast noch viel zu lernen, mein Mädchen.»
    Mir lag die Antwort auf der Zunge, man habe uns an der Sicherheitsakademie Queens gelehrt, zu schützen und nicht zu zerstören, doch ich hielt es für ratsam, Demut vorzutäuschen. Als auch Gezolian ins Restaurant zurückgekehrt war, fragte Pete: «Was ist das für einer, der Brautvater? Du hast mich nicht vorgewarnt, dass jemand vom Sicherheitspersonal unter Umständen ungesetzlich handelt. Was da gerade passiert ist, hat mir gar nicht gefallen.»
    «Mir auch nicht, aber offenbar schützt die diplomatische Immunität

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