Das Nest des Teufels (German Edition)
der Reihe, im Monitorraum zu essen. Jouni goss mir ein halbes Glas Rotwein ein.
«Es bringt Unglück, wenn du nicht auf die Gesundheit des Brautpaars trinkst», behauptete er, woraufhin Monika kicherte wie ein kleines Mädchen. Hatte bei Jounis Hochzeit jemand den Wein stehenlassen, hatte er sich deshalb in Monika verliebt? Wie stand das Personal des Restaurants zu der Romanze zwischen der Besitzerin und ihrem Küchenchef, wusste Jounis Familie davon? Das alles ging mich natürlich nichts an, ich wünschte Monika einfach nur, dass sie nicht noch mehr Kummer bekam. Ich nahm das Weinglas und trank einen kleinen Schluck.
«Das wird wohl genügen.» Ich zog mich mit meinem Teller in den Monitorraum zurück.
Die eine Kamera zeigte den leeren Hinterhof. Vor dem Restaurant herrschte dagegen Gedränge. Vielleicht hätten wir für die Raucher eine andere Lösung finden sollen, denn der Vorplatz war nicht abgeschirmt. Die Paparazza war auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Stellung gegangen und fotografierte von dort aus mit einem riesigen Objektiv, das sie schier zu erdrücken schien.
Plötzlich fing die Kamera auf dem Hinterhof eine Bewegung ein. Eine Frau in Trauerkleidung, das Gesicht hinter einem schwarzen Schleier verborgen. Als sie an die Küchentür klopfte, sprang ich auf, lief in die Küche und schob Helinä beiseite, die gerade geöffnet hatte.
«Was willst du hier?» Hinter dem Trauerschleier erkannte ich Satu Syrjänens Gesicht.
«Hier wird Hochzeit gefeiert, aber ich habe keine Einladung bekommen.»
«Geh nach Hause, Satu. Störenfriede werden hier nicht gebraucht.»
«Der Störenfried bin nicht ich, sondern das Weib, das meine Ehe zerstört und mir Usko weggenommen hat! Sie hat mir den Glauben an alles geraubt, den Glauben an das Leben. Und dich müsste ich bei der Polizei anzeigen, ich habe nicht vergessen, wie du versucht hast, mich einzuschüchtern! Wenn du die Polizei alarmierst, packe ich aus.»
«Die Polizei brauchen wir nicht, wenn du jetzt gehst.» Als ich die Frau am Arm fasste, riss sie sich los.
«Fass mich nicht an, elende Hure!»
Kurz zuvor hatte ich auf dem Monitor gesehen, dass Syrjänen zum Vordereingang herausgekommen war, offenbar in der Absicht, eine Zigarre zu rauchen. Ich hatte den Verdacht, dass die Paparazza und ihre Zeitung die Szene geplant und Satus Trauerkleidung besorgt hatten. Aber sie wussten nicht, mit wem sie sich anlegten. Ich hatte Gezolian versprochen, dass Julia in Ruhe gelassen wurde, und dieses Versprechen musste ich halten. Ich folgte Satu auf den Vorplatz. Syrjänen steckte sich gerade eine Zigarre an, auch er erkannte Satu trotz Schleier. Die Kamera auf der anderen Straßenseite klickte unablässig, als sich Satu ihrem Exmann näherte. Ich kam ihr zuvor, nahm Syrjänen die Zigarre aus der Hand und sagte:
«Rein mit dir, Usko, und mit allen anderen, die ihr Konterfei nicht in der Zeitung sehen wollen. Das gilt auch für dich, Hannula. Diesmal ist keine positive Publicity zu erwarten, die dir Stimmen bringt.» Syrjänen gehorchte sofort, die anderen traten erst noch ihre Kippen aus. Pete, der auf seinen Posten zurückgekehrt war, sah mich um Entschuldigung bittend an.
«Aufnahmen von da drüben können wir nicht verbieten. Die Fotografin sagt, alle, die zum Rauchen vor die Tür kommen, befinden sich im öffentlichen Raum. Immerhin hat sie versprochen, mein Gesicht auf den Fotos unkenntlich zu machen, weil ich ja im Dienst bin», erklärte er. «Haben Sie eine Einladung?», wandte er sich dann an Satu, die zu der Fotografin gegangen war, ihr etwas gesagt hatte und nun wieder am Eingang erschien.
«Nein. Ich brauche keine.»
«Wie hier an der Tür steht, handelt es sich um eine geschlossene Gesellschaft», sagte Pete.
«Aber der Vorplatz ist öffentlicher Grund und Boden! Ich bin eine stille Demonstration gegen den Mord an der Liebe.»
«Du liebe Güte», zischte Pete mir frustriert zu. Ich sah, dass das Personal im Restaurant begann, die Tische beiseitezurücken, sodass in der Mitte Platz zum Tanzen frei wurde. Mein Handy piepte, aber ich hatte jetzt keine Zeit, eine SMS zu lesen.
«Am besten gehen Sie wieder. Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?» Petes Stimme klang immer noch freundlich, er hatte Übung darin, schwierige Situationen durch Reden zu entschärfen. Gerade deshalb hatte ich ihn angeheuert.
Die Tür ging auf. Es war, als würde Gezolian einen Schatten über den Platz werfen.
«Was geht hier vor?», fragte er auf Englisch. Obwohl er nur
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