Das Nest des Teufels (German Edition)
Makkonen? Ein dummer Junge wie Juri bringt es doch nicht fertig, sich eine Freundin zuzulegen. Das warst du! Deine alberne Verkleidung hat mich nicht lange getäuscht.»
Paskewitsch ging wohl davon aus, dass ich alles zugab, doch darauf konnte er lange warten. «Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Von einem Makkonen in Saunalahti habe ich noch nie gehört. Im Übrigen haben Sie eine sehr merkwürdige Vorstellung von Ihrem Sohn. Die Frauen laufen ihm doch scharenweise nach. Warten Sie mal ab, was heute Abend passiert.»
Paskewitsch schnaubte und ging hinaus. Er schaffte es nicht, sich seine Zigarette anzuzünden, sondern musste Pete um Hilfe bitten. Ich hoffte, das Feuerzeug meines Kollegen würde die Haare versengen, die Paskewitsch aus der Nase wuchsen.
Seine Bemerkungen hatten allerdings mein Selbstvertrauen empfindlich erschüttert. Ich war doch nicht so gut darin, mich zu verkleiden, wie ich gedacht hatte. Sowohl David als auch Juri hatten Reiskas Maske durchschaut. Aber bei dem Spiel mit Gezolian musste ich sowieso ohne äußerliche Verkleidung auskommen, ich konnte nur meine Seele maskieren, um ihn zu betrügen.
Nach dem Fischgericht waren die ersten Reden an der Reihe. Während ich Gezolians vor Glück und Herzlichkeit triefende Brautvaterrede anhörte, versuchte ich mich in ihn hineinzuversetzen. Wie würde ich es seiner Einschätzung nach anstellen, David in die Falle zu locken? Mit Sex? Sollte ich David also im Gasthof verführen und ihn mitten im Akt an Gezolian ausliefern? Würde der Gangster es wagen, David in aller Öffentlichkeit zu töten, und würde er mich als Zeugin am Leben lassen? Das zu glauben fiel mir schwer. Andererseits war es leichter, eine Leiche verschwinden zu lassen als zwei, auch wenn sich das Meer zur Entsorgung anbot.
Als Fleischgang gab es Schaschlik vom Lamm. Der Geruch von Knoblauch und Kräutern zog durch den Raum, und ich bekam allmählich Hunger. Wir hatten abgemacht, abwechselnd im Monitorraum zu essen, und ich hoffte, dass ich bald an der Reihe war. Pete war schon nach dem Fischgang zum Essen verschwunden, an seiner Stelle stand nun sein noch bulligerer Kollege draußen vor dem Restaurant.
Meine Aufmerksamkeit galt in erster Linie den Ereignissen im Lokal, doch ich sah draußen ein Blitzlicht aufflammen und blickte mich um. Dort stand der alte Quälgeist, die Paparazza des Klatschblatts. Eine hartnäckige Tussi, dachte ich mit widerstrebender Bewunderung, während der dreimal so schwere Wachposten zu verhindern versuchte, dass sie näher an das Restaurant herankam. Ihre Gesten ließen darauf schließen, dass sie sich darüber stritten, ob es erlaubt war, den auf der Straße, also im öffentlichen Raum, stehenden Sicherheitsmann und die vor der Tür rauchenden Gäste zu fotografieren. Unter den Rauchern war gerade zu diesem Zeitpunkt auch ein Minister der derzeitigen, bald zurücktretenden Regierung. Der Kollege schien auch ohne meine Hilfe mit der Situation fertigzuwerden.
Nach dem Hauptgericht ergriff Make Hannula das Wort. Syrjänen hatte keinen Trauzeugen, doch Hannula übernahm diese Rolle und hielt eine Rede, die mit schlüpfrigen Bemerkungen und anzüglichen Hinweisen auf die vitalisierende Wirkung einer jungen Ehefrau gespickt war. Ich sah Gezolian an, dass ihm die Rede nicht gefiel. Zoten waren etwas für Stümper, erfolgreiche Geschäftsleute ließen sich zu so etwas nicht herab. Als Hannula auch noch begann, die Reize der Braut genießerisch und im Detail zu beschreiben, sah ich Gezolian unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschen. Würde er dem selbsternannten Trauzeugen eine runterhauen?
Doch Gezolian war ein Profi und fähig, sich zu beherrschen. Allerdings hegte ich den Verdacht, dass Hannula in den nächsten Tagen irgendetwas Unangenehmes zustoßen würde. Für meinen Kollegen Lescha war es zweifellos Routine, Leuten die Finger zu brechen oder schwierige Fälle sogar zu überfahren. Oder Hannula etwas ins Glas zu tröpfeln, das heftige Übelkeit auslöste.
Obwohl Kopparnäs rund fünfzig Kilometer entfernt war, spürte ich Davids Anwesenheit, so wie ich manchmal wahrnahm, dass sich in meiner Nähe ein Luchs aufhielt. Ich blickte zu oft auf mein Handy, ich erwartete Davids Anweisungen, aber bis die Hochzeitstorte angeschnitten wurde, hatten weder er noch Jaan etwas von sich hören lassen. Ich beobachtete, wie Julia beim Anschneiden Syrjänen auf die Zehen trat, offenbar hatte Hanna ihr den finnischen Hochzeitsbrauch beigebracht. Dann war ich an
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