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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Tatverdächtige Polizist war. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Laitios Telefon abgehört wurde. Er stand unter Mordverdacht, doch seine Geschichte war nicht ganz schlüssig. Gerade in solchen Fällen wurden Abhörgenehmigungen bereitwillig erteilt. Vielleicht beobachtete man auch, wer das Haus in der Urheilukatu betrat, das war gesetzlich zulässig. Konnte ich es überhaupt wagen, hinzugehen?
    Laitio hatte auch das bedacht.
    «Vielleicht ist es besser, wenn du nicht selbst kommst. Du könntest doch deinen Kumpel schicken … wie heißt er noch gleich?»
    «Reiska Räsänen. Glaubst du, das wäre sicherer?»
    «Reiska könnte zum Beispiel als Bote des Zigarrengeschäfts kommen. Hätte er morgen Zeit?»
    «Ich denke schon. Versuchen wir es gegen Mittag.»
    Julia musste um elf Uhr beim Friseur sein, aber ich würde Zeit brauchen, mich in Reiska zu verwandeln. In Syrjänens Wohnung konnte ich mich nicht umziehen, denn Hanna würde dort sein. Juri Trankow kannte mein
alter ego
und wäre sicher bereit, mir zu helfen, wenn ich ihm sagte, ich würde Laitio besuchen, aber Juri wollte ich nicht ins Vertrauen ziehen. Ich musste einen anderen Ort finden, wo ich mich verkleiden konnte, und die einzige Alternative, die mir einfiel, war meine ehemalige Nachbarin, Tante Voutilainen, in der Untamontie. Ich hatte Elli Voutilainen, die fast achtzigjährige Witwe, bei der ich gelegentlich meine Habseligkeiten aufbewahrte und die mich auf Juri Trankows Spur gebracht hatte, ohnehin viel zu lange nicht gesehen. Sie hatte mir oft vorgeschlagen, sie beim Vornamen zu nennen, doch das brachte ich nicht fertig. Für mich war sie eine Tante, obwohl sie altersmäßig eher meine Großtante hätte sein können. Die Mutter meines Vaters hatte seit der Beerdigung meiner Mutter keine Verbindung mehr zu mir gehalten, und meine Großmutter mütterlicherseits hatte vor Trauer den Verstand verloren und war zwei Jahre nach dem Tod meiner Mutter mit nur dreiundfünfzig Jahren gestorben. In meiner Jugend hatte ich kein sogenanntes normales Familienleben gekannt; die Familie waren Onkel Jari und ich, und zwei Jahre lang hatte auch Frida dazugehört. Onkel Jari hatte mich liebgehabt, und mehr brauchte es wohl nicht für eine glückliche Kindheit.
    Julia hatte während unserer Abwesenheit wieder zwei Briefe bekommen, in denen sie als Hure beschimpft wurde. Wir hatten abgemacht, dass ich ihre Post öffnete, wenn kein Absender daraufstand. Vermutlich war die Verfasserin Usko Syrjänens Exfrau Satu. Ich archivierte die Schmähbriefe im Waffenschrank. Falls Julia etwas zustieß, konnten sie als Beweismittel dienen. Syrjänen meinte, es sei vorläufig nicht ratsam, die Polizei einzuschalten, denn dadurch würde die Sache publik und Satu bekäme genau das, was sie wollte: Aufmerksamkeit.
    Menschen, die nach Öffentlichkeit gierten, waren seltsam. Anstelle von Sichtbarkeit hätte ich selbst mir eher ein Mittel gewünscht, das unsichtbar machte. Als Kind hatte ich die Winski-Bücher von Aapeli vor allem deshalb geliebt, weil der Held ein Unsichtbarkeitspulver besaß. Deshalb gefiel es mir, als Reiska aufzutreten, denn in seiner Gestalt war ich ein finnischer Durchschnittsmann, auf den man kaum achtete, es sei denn, er provozierte eine Prügelei. Aber meistens war Reiska schlau genug, sich nicht in Gefahr zu begeben. Er würde den Mund halten, selbst wenn eine Bande Teenager einer alten Oma das Portemonnaie klaute oder im Vorortzug eine junge Somalin anpöbelte.
    Ich musste mir überlegen, wie ich Tante Voutilainen Reiskas Gestalt erklären sollte. Sie war allerdings nicht so leicht zu erschüttern. Ich rief sie an und warnte sie vor, ich hätte ein merkwürdiges Anliegen. Mein Zeitplan würde so eng sein, dass sich Reiska ganz gegen seine Gewohnheit ein Taxi leisten musste.
    Ich begleitete Julia ins Fitness-Studio und zum Schwimmen. Hanna kochte zum Abendessen Avocado-Suppe, von der ich zwei Portionen aß, während sich Julia mit einer begnügte. Sie wollte gerade aufstehen, als ihr Handy klingelte.
    «Unbekannter Teilnehmer. Soll ich drangehen?», fragte sie mich.
    «Gib mal her.» Ich drückte auf die grüne Taste und murmelte undeutlich Hallo. Daraufhin setzte eine russische Redeflut ein, von der ich kaum etwas verstand. Die Stimme der Anruferin wurde immer wütender, je länger ich stumm blieb. Ich schaltete den Lautsprecher ein, damit Julia mithören konnte. Sie fuchtelte mit den Armen: Leg auf! Ich gehorchte. Hanna hatte die Szene beobachtet. Ich hatte

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