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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Syrjänen einzog. Inzwischen arbeitete sie schon seit fünfzehn Jahren für Syrjänen. Sie hatte keine Vorstrafen, war ledig und kinderlos. Ihr Vater war tot, ihre Mutter und ihre verheiratete Schwester wohnten weiterhin in Pälkäne, wo Hanna sie gelegentlich besuchte. Hanna gefiel es ganz offensichtlich, dass Juri mit ihr flirtete, machte aber keinen Versuch, weiterzugehen. Auch Laitio wusste nichts über sie. Solche Menschen fand ich ganz besonders verdächtig.
    Ich drehte die Würstchen, damit sie rundherum gleichmäßig dunkel wurden. In New York hatte ich die finnische Grillwurst vermisst, ich hätte sie gern bei den gemeinsamen Grillabenden unseres Kurses serviert. Ich hatte mich nicht aufraffen können, komplizierte finnische Gerichte zu kochen, aber die mehlige Wurst mit finnischem Senf und Wodka wäre sicher gut angekommen. Stattdessen hatte ich für das Barbecue schwedische Fleischklößchen gekauft, die albern schmeckten, weil sie Anjovis enthielten.
    Ich reichte Juri das am wenigsten verbrannte Würstchen und fragte ihn, ob er Senf dazu wollte. Da er immer noch teilnahmslos auf den Grill starrte, forderte ich ihn auf, etwas zu essen, damit er es schaffte, noch ein Stück zu laufen. In der Zeit, in der er eine Wurst aß, vertilgte ich zwei. Mit Käse gefüllte, im Ofen gegarte Wurst war eine meiner Lieblingsspeisen gewesen. Erst als Erwachsene hatte ich begriffen, dass unsere Alltagsnahrung – Barsch, Hecht, Kaninchen und Elchbraten – heute vielen als Gourmetgerichte galten. Onkel Jari hatte seinen Beutetieren Respekt entgegengebracht. Als ich in New York die Kultur der Indianer kennengelernt hatte, war mir klargeworden, dass er das erlegte Wild auf die gleiche Weise um Verzeihung bat, wie es viele Angehörige indigener Völker taten.
    Ich schlug Juri vor, über das Eis an das Ufer mit dem Windkraftwerk zu gehen, wo gemäß seinen Entwürfen ein Panoramarestaurant entstehen sollte. Mir war immer noch nicht klar, warum David Stahl mir diese Zeichnungen zugespielt hatte. Syrjänens Vorhaben war natürlich unverschämt, er versuchte, sich öffentlichen Boden anzueignen, doch immerhin auf legalem Weg. Das allein konnte David doch nicht interessieren. In diesem Gebiet musste sich noch etwas anderes befinden. David wusste, worauf Gezolian hier aus war.
    Auf dem Eis hatten Rehe ihre Spuren hinterlassen. Stellenweise war es bereits dünn geworden, und die Wellen der Fahrrinne ließen es so sehr schaukeln, dass Juri an Land wollte. Wir kletterten auf einen hohen Uferfelsen. Ganz hinten am Horizont war das dunkle Fahrwasser zu sehen. Ein Wattestreifen, den ein Flugzeug hinterlassen hatte, durchschnitt den kaltblauen Himmel.
    «Ich möchte etwas Bleibendes schaffen, etwas Schönes. Ein Gemälde, das Besucher aus aller Welt anlockt, oder ein Haus, das scheinbar aus der Landschaft hervorwächst. Womit möchtest du der Nachwelt in Erinnerung bleiben?», fragte Juri.
    «Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Ich will eigentlich nicht in die Geschichtsbücher eingehen.»
    «Man findet dich nicht mal bei Google, außer auf der Liste der Absolventen der Sicherheitsakademie Queens. Kein einziges Foto, obwohl du doch auch im Sans Nom gearbeitet hast.»
    «Besser so.»
    Eine SMS traf ein, ich holte das Handy aus der Tasche. «Wann kommst du unsere Katzen besuchen? Die Frida ist ganz komisch, sie versteckt sich am liebsten unter dem Teppich und beißt ihre Mutter in den Schwanz und mich in die Zehen. Ich habe in der Religionsarbeit eine Eins minus bekommen, Oma war zufrieden. Ich bin jeden Tag Ski gelaufen. Vanamo.»
    Die Sorge um meine Schwester regte sich erneut. Ob Saara wohl schießen konnte? Auf dem Land gingen viele schon als Kinder mit auf die Jagd, und es hätte mich nicht gewundert, wenn die Huttunens eine beträchtliche Menge an Waffen besaßen. Auch das musste ich vor Ostern klären.
    Wohin würde mein Vater in seinem Urlaub gehen? Seine Eltern waren tot. Vielleicht zu seinen Schwestern, die eine wohnte in Juva, die andere in Vantaa, wie mir Kari Suurluoto erzählt hatte, der Vetter meines Vaters, mit dem ich ein paarmal telefoniert hatte. Kari hatte sogar ein Treffen vorgeschlagen. Bisher war ich nicht darauf eingegangen, aber die Nachricht über den Urlaub und die bevorstehende Freilassung meines Vaters war ein Grund, es mir anders zu überlegen. Plötzlich fiel mir ein, dass Hauptmeister Niilo Rämä nicht auf meine Mail geantwortet hatte. Sie war aber auch nicht zurückgekommen.
    «Geht es dir jetzt

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