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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Mann, bevor ich ihn sah, und stellte überrascht fest, wie genau ich mich an seinen Geruch erinnerte, obwohl unsere letzte Begegnung schon fast drei Jahre zurücklag.
    «Bist du feige geworden, Junge?», fragte Valentin Paskewitsch. «Traust du dich nicht mehr, was zu riskieren? Ein bisschen Roulette macht doch immer Spaß.» Er sah mich an, und ich musste mich anstrengen, um das Gesicht nicht abzuwenden. «Zur Erklärung, mein Fräulein: Wir sprechen nicht von der Art Roulette, die man im Casino spielt, sondern von einem Gesellschaftsspiel aus unserer Heimat. Vom russischen Roulette.»

12
    «Valentin, was zum Teufel tust du hier?», rief Juri auf Russisch. Für die paar Worte reichten meine Kenntnisse.
    «Ich besuche meinen alten Freund Jussi. Gegen mich ist nie Anklage erhoben worden, und warum auch? Ich bin unschuldig wie ein Lämmchen, du warst es doch, der diese Abgeordnete entführt hat. Ich wusste nichts davon. Und da jetzt auch Boris Wasiljew vor seinen Schöpfer getreten ist, Friede seiner Seele, habe ich keinen Grund mehr, nicht in unser schönes Nachbarland zu reisen, sooft es mir gefällt. Du scheinst dich ja bleibend hier niedergelassen zu haben.»
    Paskewitsch sprach Englisch. Er blickte Juri unverwandt an, ich war ihm gleichgültig. Unsere vorige Begegnung hatte bei Schummerlicht stattgefunden, ich hatte eine blonde Perücke getragen und war stark geschminkt gewesen. Außerdem war ich damals halb nackt, jetzt aber züchtig gekleidet. Ich hatte keine Angst vor Paskewitsch. Juri dagegen starrte seinen Vater an, er schien zu überlegen, ob er zuschlagen oder weglaufen sollte.
    «Beim letzten Mal hast du geschummelt, Juri. Du hast mir den Jaguar mit List und Tücke weggenommen. Wenn du diesmal gewinnst, darfst du den Wagen und die Waffe behalten», erklärte Makkonen.
    «Ich habe nicht geschummelt! Du hast die Waffe doch vorher überprüft!»
    «Es war aber deine eigene Waffe. Du wusstest genau, wie du die Trommel drehen musst, damit die Patrone unten liegt und nicht im Lauf landet.»
    «Du lügst! Es war ein faires Spiel! Ich habe den Jaguar verdient!»
    «Lass es gut sein, Jussi. Der Junge ist ein elender Feigling. Verkauf ihm die Waffe, dann sind wir ihn los und können uns verlustieren. Wann kommen die Frauen?» Offenbar hatte Paskewitsch in Bromarv nichts dazugelernt, sondern vertraute immer noch auf käufliche Frauen.
    «Du bist natürlich ein braves Mädchen», sagte er zu mir. «Brave Mädchen geben sich mit Weicheiern ab, die im Bett nach der Mama weinen.» Ich hatte meinen Ohren nicht trauen wollen, als Makkonen sagte, Juri habe russisches Roulette gespielt. Ohne Schummeln hatte er es bestimmt nicht gewagt.
    Juri hob die Hand, um seinen Vater zu schlagen, hielt sich aber in letzter Sekunde zurück.
    «Okay, ich spiele», sagte er heftig atmend. «Glaubt bloß nicht, ich würde keinen zweiten Versuch wagen.»
    «Gut.» Nun klang Makkonens Stimme wie das Fauchen eines Marders. «Ich habe meine schwarze Katze schon vermisst. Mal sehen, ob ich sie zurückbekomme. Gehen wir in den Spielsalon, da ist es gemütlicher, und uns Männern schmeckt sicher vor dem großen Ereignis ein Whisky. Damen haben Vortritt.» Makkonen öffnete die Tür zum Nebenzimmer und deutete eine Verbeugung an. Beide Türen des Waffenraums waren aus Stahl, was dem Raum den Anstrich einer Gefängniszelle gab.
    Ich überlegte, was Juris fiktive Freundin, das brave Mädchen, in dieser Situation tun würde. Wahrscheinlich entsetzt aufschreien und versuchen, Juri von dem Unsinn abzubringen. Ich musste meine Rolle spielen und mich gleichzeitig darauf vorbereiten, zu handeln, obwohl das leere Holster unter meiner Achsel mir so lächerlich vorkam wie ein beim Überstreifen gerissenes Kondom.
    Hoffentlich würde Paskewitsch mich nicht doch noch erkennen. Ich war erst in den Dienst seiner Freundin Anita Nuutinen getreten, nachdem sie Paskewitsch kräftig übers Ohr gehauen und Juri daraufhin ihrem vorigen Leibwächter mit einer Eisenstange das Knie gebrochen hatte. Paskewitsch und seine Gorillas hatten nicht nur Anita Nuutinen beobachtet, sondern auch mich: Auf mich war Juri angesetzt worden.
    Mitten im Spielsalon stand ein Billardtisch, ringsherum war reichlich Platz. An einer Wand standen ein Kartenspieltisch mit vier Stühlen, an der nächsten Wand zwei Ledersessel und ein Rauchtisch, auf dem sich ein Feuerzeug und ein schwerer Aschenbecher aus Glas befanden. In einer Ecke fletschte ein ausgestopfter Wolf die Zähne.
    Ich setzte mich so

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