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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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besser?», fragte ich Juri, als wir zu der Abzweigung gingen, an der sein Jaguar stand. Er antwortete nicht, unser Ausflug war also offenbar nutzlos gewesen. Kurz bevor wir den Wagen erreichten, kam uns ein freilaufender Schäferhund entgegen. Juri schrak zurück, als der Hund um ihn herumsprang.
    «Hast du Angst vor Hunden?»
    «Die Miliz in Workuta hatte solche Bestien. Die haben sie einmal auf uns gehetzt, als wir auf ihren Befehl nicht sofort stehen geblieben sind. Eins von den Biestern hat Pjotr ins Bein gebissen, er humpelt heute noch.» Juri hielt die Arme hoch, um sie vor dem Hund zu schützen, doch das Tier glaubte natürlich, es sei ein Spiel. Eine Frauenstimme rief in der Ferne den Namen Tellu, und der Hund sah uns an, als wolle er sich entschuldigen, weil er nun gehen müsse.
    «Willst du fahren? Dann könnte ich Makkonen anrufen, er wohnt am Weg.» Juri hielt mir den Autoschlüssel hin, an dem ein kleiner Jaguar hing, eine Miniaturversion der Figur am Bug des Wagens.
    «Wer ist Makkonen?» Ich schloss den Wagen auf. Juri hatte mich noch nie ans Steuer seines Prachtstücks gelassen. Sorgfältig klopfte ich den Schnee von den Schuhen ab, damit sie nicht von den Pedalen abrutschten.
    «Ein Waffenhändler. Ein Kumpel von Paskewitsch.» Juri setzte sich neben mich. Ich ließ den Motor an, der aufbrummte wie eine große Katze. Der Jaguar hatte nur dreißigtausend Kilometer auf dem Tacho und konnte höchstens zwei Jahre alt sein.
    «Wie hast du es geschafft, dir so eine Nobelkutsche zuzulegen?»
    «Ich habe sie gewonnen, übrigens gerade von diesem Makkonen.»
    «Gewonnen? Wie denn das?», fragte ich in dem Moment, als Juri am Handy Verbindung bekam.
    «Grüß dich. Bist du zu Hause? Ich hätte ein Anliegen. Eins, über das man nicht am Telefon spricht. Kann ich vorbeikommen?»
    Ich hielt vor dem Deli in Degerby. An den Wänden flackerte immer noch Weihnachtsbeleuchtung, obwohl es schon März war, und aus den Außenlautsprechern dröhnte rotziger Blues. Ich erstand Bio-Zwieback aus der Region, den Monika für das Sans Nom direkt vom Produzenten bezog. Am Hintertisch saßen einige Männer beim Bier, der Laden war ihre Stammkneipe. Das WWF -Los, das ich kaufte, brachte mir zwanzig Euro ein, doch ich nahm kein zweites, obwohl die schöne blonde Frau hinter der Theke meinte, ich hätte bestimmt eine Glückssträhne.
    «Makkonen würde es morgen Abend gegen acht passen», sagte Juri, als ich wieder einstieg, diesmal auf dem Beifahrersitz, da Juri in meiner Abwesenheit das Steuer übernommen hatte. «Kommst du mit?»
    «Wozu denn? Brauchst du etwa Personenschutz, oder was? Hast du ihm den Jaguar mit irgendwelchen krummen Tricks abgeluchst?»
    «Es war ein faires Spiel.» Juri brauste so wüst los, dass der Schnee aufstob. Er raste durch die Baustellenabschnitte, ohne sich um das Tempolimit zu kümmern, ganz, als wäre ihm jemand auf den Fersen.
    Von der Wohnung am Bulevardi aus rief ich Laitio an und berichtete, in ein paar Tagen hätte ich das Gewünschte. Er hieß Reiska willkommen, am besten passe es am Samstag, wenn seine Frau zum Bridge bei ihrer Schwester sei.
    «Das ist das Gute bei dem ganzen Schlamassel, dass sie mich nicht mehr zwingt, mitzugehen», krächzte er und ließ mich schwören, ihm wieder Zigarren mitzubringen. Von der vorigen Kiste sei nur noch eine übrig. Ich wusste noch nicht, ob Julia mich am Wochenende brauchen würde, versprach aber, mich zu melden.
    Syrjänen und Julia waren beim Abendbrot in sehr verliebter Stimmung, bei all der Turtelei kamen sie kaum zum Essen. Juri stocherte in seinem Gulasch herum, ich aß für zwei.
    Ich lag bereits im Bett und las ein Buch über die Zeit der russischen Besetzung in Porkkala, als eine SMS eintraf.
    «Lo weiterhin wohlauf.»
    Die Nummer gehörte Bruder Gianni. Ich schloss die Augen und sah Davids großporige Haut und seine tiefliegenden, hellblauen Augen. Ich erinnerte mich an das Gewicht seines Körpers auf meinem, an die Küsse und Bisse. Vielleicht war Leysin doch nicht das letzte Mal gewesen. Vielleicht gab es noch Hoffnung.
     
    Am nächsten Morgen bat Juri mich erneut, ihn zu dem Waffenhändler zu begleiten. Er hatte Syrjänen erzählt, er wolle mit mir ins Kino. Da er sich solche Mühe gab, meinen Freund zu spielen, und da mir zudem die Nachricht von David das Herz wärmte, stimmte ich zu, unter der Bedingung, dass ich mein Äußeres ein wenig verändern durfte.
    Syrjänen erwartete einen Besucher. Als es klingelte, öffnete ich und erkannte in

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