Das Nest
haben.«
Warminster schüttelte wild den Kopf. »Absolut nicht. Undisziplinierter Haufen.«
»Woher wissen Sie das?« ließ Lindsay nicht locker. Sie hatte einen Widerspruch entdeckt und stürzte sich darauf.
»Woher weiß ich was?«
»Daß sie undiszipliniert sind. Wenn Sie nicht mit ihnen in Verbindung sind, woher wissen Sie’s dann?«
Er wirkte verärgert und aufgebracht. »Hat man mir erzählt, nicht wahr? Ein kleiner Ort, dieses Fordham, da hört man alles. Absurd von Ihnen zu glauben, daß ich mit denen was zu tun hätte. Fast genauso unfähig wie die Schwächlinge vom Verein.«
»Aber offensichtlich pflegen Sie den Kontakt zu einigen Ihrer alten Steuerzahler-Freunde «, tippte Lindsay vorsichtig an.
»Was wollen Sie damit sagen?« Jetzt war er zutiefst mißtrauisch. Seine Feindseligkeit ließ ihn die Grenze zur Grobheit überschreiten.
»Ich dachte, ich hätte Sie heute vormittag aus William Mallards Büro kommen sehen«, erklärte sie.
»Ach so? Der Mann führt in Fordham ein Geschäft. Und ich führe auch ein Geschäft dort. Es ist wohl kaum überraschend, daß uns unsere Verpflichtungen manchmal zusammenführen, oder? Ich kann schließlich nicht jedem Liberalen, den ich treffe, die kalte Schulter zeigen, nur weil ich mit seiner Art, die Dinge anzupacken, nicht einverstanden bin.«
Lindsay schüttelte den Kopf. »Es besteht überhaupt kein Grund, sich so aufzuregen, Mr. Warminster. Mich hat nur interessiert, ob Ihr Geschäft mit Mr. Mallard etwas mit der finanziellen Unterstützung Ihrer Aktionsgruppe zu tun hat.«
Der Schlag saß. Auf Warminsters Wangen machten sich tiefrote Flecken bemerkbar. »Schwachsinn«, tobte er, »absoluter Schwachsinn. Wenn das alles war, ich habe noch zu arbeiten. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann.« Er sprang auf und ließ Lindsay keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Vom Eingang aus beobachtete er, wie sie in den Wagen stieg und kehrte ins Haus zurück, als sie wegfuhr.
Eine interessante Begegnung, dachte Lindsay. Warminster konnte ein noch so sicheres Alibi für Sonntag nacht haben, ein Komplott zwischen ihm, Mallard und den Verrückten auf ihren Motorrädern erschien ihr alles andere als unwahrscheinlich. Lindsay konnte sich durchaus vorstellen, daß diese Freaks von ihm zu ihren Angriffen auf das Camp aufgestachelt worden waren. Ein einzelner Vorfall wäre als das Werk Betrunkener durchgegangen. Aber die konzentrierten Angriffe mit den Brandbomben, das Verschütten von Blut und Zerstören der Zelte roch nach etwas Unangenehmerem. Dazu kam, daß diese Art von Jugendlichen sich ohne Belohnung auf nichts einlassen würde. Sicher war Geld im Spiel. So gesehen, gäbe es plötzlich auch eine logische Erklärung dafür, was mit Mallards fehlenden Beträgen passiert war. Nachdenklich näherte Lindsay sich wieder Brownlow Common. Sie überlegte, wieviel es wohl kosten würde, daß einer dieser blutrünstigen Vandalen zum Mörder wurde.
ZWÖLF
In dem Moment, als Lindsay sich dem engen Kreis rund um das rauchige Feuer anschloß, stockte das Gespräch. Nicky funkelte sie an und drehte sich weg, aber Willow rutschte zur Seite und bot Lindsay Platz auf der Kiste an, auf der sie saß. »Wir sind gerade dabei, für heute abend eine Aktion vorzubereiten«, bemerkte Deborah eine Spur zu sonnig.
»Also, lauf schon und erzähl’s deinem zahmen Bullen«, knurrte Nicky vernehmlich.
Mit Mühe ignorierte Lindsay die feindliche Atmosphäre, die ihr die eigenen Gewissenszweifel in Bezug auf den Handel mit Rigano wieder bewußt machte und fragte nach den Plänen. Willow begann zu sprechen. »Ein paar Frauen standen gestern vor Gericht, weil sie ihre Strafen nicht bezahlt hatten und wurden wie üblich nach Holloway überführt. Aus diesem Grund veranstalten wir heute abend einen Fackelzug mit Mahnwache rund um den Stacheldraht. Wir erwarten eine Menge Leute aus London. Es dürfte eine große Aktion werden – Radio und Fernsehen sind auch verständigt, eigentlich kann nichts mehr schief gehen.«
»Und mit euch Journalisten, die ihr alle ganz geil seid auf Details aus dem Leben dieses Widerlings Crabtree, haben wir sogar gute Chancen, ausnahmsweise auch in den Zeitungen einmal groß rauszukommen«, fügte Nicky bitter hinzu.
»Das kann ich mir gar nicht vorstellen«, gab Lindsay süffisant zurück. »Warum sollte ein Fackelzug alle unsere Vorurteile über den Haufen werfen? Du glaubst doch nicht mehr ans Christkind, oder, Nicki?«
»Hört auf, ihr zwei, ich sag’s euch«, warnte
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