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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Eindruck. Aber die wirkliche Arbeit wird in dem großen Büro hinten am Computer erledigt: Auf IBM kompatibel mit Festplatte – Simons Vorschlag. Aber Rupert hatte kein Vertrauen in sowas. Er meinte, ein einziger Knopfdruck könne die ganze Arbeit zunichte machen, und er fühle sich wohler mit seinen Seiten Papier, die sich nicht in Luft auflösten. Der typische Jurist: Wollte immer alles schwarz auf weiß haben.«
    »Da war übrigens noch etwas, das ich Sie fragen wollte.«
    »Fragen Sie nur, meine Liebe, fragen Sie nur.«
    »Aus welchem Grund beabsichtigte Rupert Crabtree, beim nächsten Treffen Ihre Handhabung der Vereins-Finanzen zu diskutieren?«
    Mallards Gesicht verfärbte sich, aber er brachte es fertig, sein eingefrorenes Lächeln zu retten, während er erwiderte: »So? Davon weiß ich ja gar nichts.«
    »Natürlich wissen Sie davon. Sie beide waren aus diesem Grund in einen Streit verwickelt, und er meinte, der Verband solle entscheiden.«
    »Ich habe keine Ahnung, woher Sie Ihre Informationen haben, junge Frau, aber ich kann Ihnen versichern, daß sich nichts dergleichen ereignete.« Mallard versuchte, sich auf seine Ehre zu berufen. »Unser Verhältnis war sehr harmonisch.«
    »Meine Informanten behaupten aber das Gegenteil. Zwei verschiedene Personen haben mir die Geschichte erzählt, und ich glaube, die Polizei weiß auch davon. Für eine Story reicht’s auf jeden Fall. Offensichtlich wird im Ort darüber getratscht. Wäre es nicht viel besser, Sie brächten das Ganze in Ordnung, indem Sie mir Ihre Darstellung der Ereignisse mitteilen, bevor Ihr Ruf ganz zerstört ist?«
    Er verzichtete auf das großartige Flair und sah Lindsay listig an. »Auch wenn Sie erstaunlich wenig davon zu verstehen scheinen, so hat Ihre Zeitung doch sicher Anwälte, die sich mit Verleumdungen gut auskennen. Wenn Sie daran denken, einen Artikel über mich zu schreiben, sollten Sie dabei sehr vorsichtig sein.«
    »Wir müssen gar keinen Artikel über Sie veröffentlichen, um Ihr Ansehen zu ruinieren. Dafür sorgt schon die Gerüchtebörse. Ich brauche nur zu erwähnen, daß ›die Polizei im Zusammenhang mit Rupert Crabtrees Tod einen Fall von Veruntreuung durch den Angestellten einer örtlichen Organisation nachprüft‹«, antwortete Lindsay.
    Mallard musterte sie schweigend. Dann, nach einer Pause, die lange genug gedauert hatte, um alles folgende unglaubhaft wirken zu lassen, setzte er sein altes Lächeln auf und sagte: »Wirklich, dafür gibt es gar keinen Grund. Ich habe Ihnen versichert, daß wir Steuerzahler nichts zu verbergen haben. Und das gilt auch für mich persönlich. Allem Anschein nach ist Ihnen die stark verzerrte Version eines Gesprächs zwischen Rupert und mir zu Ohren gekommen. Es gibt eigentlich keinen Grund, weshalb ich Ihnen eine Erklärung geben sollte, aber weil ich ein Mißverständnis verhindern will, bin ich bereit, Ihnen von der Sache zu erzählen.
    Durch die Beitragszahlungen unserer Mitglieder verfügen wir über ansehnliche Beträge. Der Großteil davon wird für Gerichts- und Druckereikosten verwendet. Als Kassenwart bin ich für die Finanzen verantwortlich und weiß, wie wichtig es heutzutage ist, Geld arbeiten zu lassen. Natürlich können wir den gerechten Kampf um so besser führen, je mehr Mittel wir zur Verfügung haben. Kürzlich hat nun Rupert die Kontoauszüge überprüft und bemerkt, daß der Posten viel kleiner war, als er erwartet hatte. Er neigte schon immer dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen, und diesmal kam er in großer Aufregung hierher und verlangte einen Nachweis für die fehlende Summe. Ich erklärte, daß ich sie auf den Devisenmarkt verlagert habe, ein Gebiet, auf dem ich mich recht gut auskenne. Ich habe nichts anderes getan, als unsere Einkünfte zu maximieren. Rupert war ganz zufrieden mit meiner Erklärung. Und er hatte auch allen Grund dazu, denn es ist mir gelungen, substantielle Gewinne zu erzielen.«
    »Weshalb wollte er dann das Thema bei der nächsten Sitzung auf die Tagesordnung setzen?«
    »Weshalb? Selbstverständlich, um die gute Nachricht auch den anderen mitzuteilen. Rupert wollte, daß mir alle gratulieren, meine Liebe.«
    Seine Zungenfertigkeit verringerte in Lindsays Augen seine Glaubwürdigkeit nur noch weiter. Sie war fest entschlossen, ihn zu provozieren und rief sich Stanhopes und Alexandras Worte ins Gedächtnis, um etwas zu finden, wo sie ansetzen konnte. »Aber wie haben Sie ohne Crabtrees Wissen die Überweisungen getätigt? Sicher war dazu

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