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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Deborah. »Ihr seid wie die Kinder. Wenn euch nichts Gescheiteres einfällt, dann spart euch den Atem und uns die Zeit.«
    Lindsay ringelte sich hoch. »Jetzt hab’ ich zu arbeiten, aber zur Demo bin ich wieder zurück. Wann geht’s los?«
    »Gegen sieben«, antwortete Deborah. »Treffen wir uns an Tor Sechs, in der Nähe von Brownlow Common Cottages. Kannst du das den anderen Reportern weitersagen, wenn du welche triffst?«
    »Klar«, versprach Lindsay. »Wenn das nicht zu sehr unter Konspiration mit dem Feind fällt.«
    Deborah warf ihr einen mahnenden Blick zu, den sie mit einem Grinsen quittierte. Dann machte sie sich auf in Richtung Bus. Lindsay schmetterte ihr Notizbuch auf den Tisch, von wo es auf die lange L-förmige Bank fiel, die in der Nacht zum Bett wurde. Sie öffnete die Tür zu dem winzigen Kühlschrank neben dem Gaskocher mit den zwei Ringen und dem Rohr und nahm die Milchflasche heraus. Sie trank ein paar Schluck, dann setzte sie sich und begann zu arbeiten. Sie fühlte sich wohl in dem Bus, einem umgebauten Ford Transit, der genug Platz für Bewegung bot. Es war sogar möglich, aufrecht darin zu stehen.
    Lindsay kritzelte die Rohfassung ihrer Story über die inneren Kämpfe im Steuerzahler-Verein in ihr Buch. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß sie Glück hatte, wenn der Artikel überhaupt erschien. Schließlich und endlich handelte es sich lediglich um eine ziemlich dumme Geschichte über einen Haufen erwachsener Männer, die sich wie Schulbuben aufführten. Sie befürchtete, daß Duncans sicherer Instinkt für gute Stories zur selben Einschätzung gelangen würde. Ihr wachsender Verdacht hinsichtlich Mallards Verwicklung in den Mordfall war etwas, das sie noch nicht zu Papier bringen konnte. Bis dahin hatte sie nur die Vereins-Story: Viel war es ja nicht – aber das exklusiv, immerhin.
    Im MG brauste sie los in Richtung Fordham und machte sich auf die Suche nach einem öffentlichen Fernsprecher, von wo sie ihren Artikel durchgeben konnte. Während der Fahrt fiel ihr das Computerband in ihrer Tasche wieder ein. Sie sollte herausfinden, mit welchem System Simon Crabtree arbeitete, um den Inhalt entschlüsseln zu können. Schließlich hatte er für Mallard die Rechner ausgesucht. Die einfachste Methode, das Problem zu lösen, war wohl ein Besuch in seiner Garage, die er unter Verschluß hielt. Was ein weiteres vorheriges Wortgefecht mit Rigano erforderlich machte.
    Nachdem sie am Stadtrand eine Zelle gefunden hatte, las sie ihren Text langsam herunter. In Gedanken hoffte sie inständig auf den nächsten Schritt in der Computertechnologie, der dank tragbarer und ferngesteuerter Geräte die Übermittlung von Artikeln in Sekundenschnelle ermöglichen würde. Nach der Schwerarbeit sprach sie noch ein paar Worte mit Duncan. Sie informierte ihn über die abendliche Demonstration zum Stützpunkt und errang mit einiger Mühe seine Zustimmung zu einem Artikel, den sie später nachreichen wollte.
    Dann wählte sie Riganos Nummer. Nach einiger Verzögerung, während der sie nacheinander der Telefonistin, dem diensthabenden Beamten und Riganos direkt Untergebenem lang und breit erklären mußte, wer sie war und was sie wollte, wurde sie schließlich verbunden. Rigano reagierte so kurz angebunden, daß es an Grobheit grenzte. »Worum geht’s?« schnauzte er sie an.
    »Ich brauche Ihre Unterstützung«, antwortete Lindsay.
    »Also was tut sich? Was brauchen Sie?«
    »Nur eine Adresse. Von Simon Crabtrees Computer Workshop. Ich möchte auf seinem eigenen Territorium mit ihm reden.«
    »Schauen Sie doch im Telefonbuch nach. Ich dachte, Sie wären so energiegeladen.«
    »Und wie soll ich im Telefonbuch nachschauen, wenn ich nicht einmal weiß, wie die Firma heißt?«
    Es entstand eine kurze Pause. »Na gut. Ich hinterlasse Ihnen am Eingangsschalter eine Nachricht. Und dann will ich mit Ihnen über Ihre Ergebnisse sprechen. Ich habe Grund zur Annahme, daß Sie einiges nicht an mich weitergeleitet haben. Rufen Sie mich morgen vor zehn Uhr früh an«, sagte er und legte auf.
    Verwirrt und verärgert darüber, jetzt noch einen Umweg übers Kommissariat machen zu müssen, brach Lindsay auf. Warum konnte ihr Rigano die Adresse nicht einfach am Telefon geben? Weshalb diese umständliche Art? Ein Vorwand, Sie ins Polizeigebäude zu locken, um sie dort auszuquetschen, war es jedenfalls nicht. Denn dann hätte er sicher keine Verabredung für den nächsten Tag getroffen. Natürlich konnte das auch reine

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