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Das Nest

Titel: Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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lehnte sich sanft dagegen.
    »Mir sind Sie gar nichts schuldig; aber vielleicht Ihrer Schwester«, erklärte sie.
    Er war sichtlich verblüfft. »Ros? Was hat sie damit zu tun?«
    »Gestern abend sprachen wir miteinander im Rubinröte. Ihre Schwester versteht die Bedeutung meiner Arbeit. Wenn Sie sie anrufen, wird sie Ihnen sicher raten, mich zu unterstützen. Und wie ich höre, haben Sie auf dem Gebiet ohnehin noch ein paar Rechnungen offen…«
    Sein Gesicht verfinsterte sich immer mehr. »Dann kommen Sie eben rein.«
    Er ging voraus und Lindsay folgte ihm. Jetzt war sie an der Reihe, überrascht zu sein. Das Innere der schäbigen Garage wirkte wie die reinste High-Tech-Welt. Die Wände waren in einem matten Grau gestrichen, den Boden bedeckten schallschluckende Teppichfliesen und an der Decke klebten lärmdämmende Platten, da und dort aufgelockert von unaufdringlichen, gedämpften Klemmleuchten. Vollgeräumte Aktenschränke beherrschten die eine Wand. Auf vier Schreibtischen standen vier verschiedene Typen von Computerterminals, darunter ein kleines tragbares Gerät. Die beiden Bürostühle sahen nach teurem ergonomischem Entwurf aus. Darüber hinaus erspähte sie noch einen normalen Kassettenrecorder und drei Drucker. Im Hintergrund war leise Barockmusik zu hören. Simon stand da und starrte sie trotzig an, während Lindsay herumspazierte und verzweifelt versuchte, sich die Bezeichnungen auf den PCs einzuprägen.
    »Eine schöne Ausrüstung haben Sie hier«, bemerkte sie bewundernd. »Es geht Ihnen sicher nicht schlecht, wenn Sie sich das alles leisten können.«
    »Ich kenne mich ganz gut aus mit Computern«, erklärte er.
    »Welche Software produzieren Sie?«
    »Vor allem Programme für Führungskräfte – die ihnen helfen, ihre Produktionsdaten richtig zu interpretieren. Also, was meinten Sie vorhin mit meiner Schwester?«
    »Leute wie Ros und ich leben am Rande der Gesellschaft. Was das Weiterkommen um das berühmte kleine bißchen schwieriger macht. Ros ist es gelungen. Und Sie hätten ihr fast wieder alles kaputtgemacht, indem Sie Ihrem Vater erzählten, was Sache ist. Für meine Begriffe bedeutet das, Sie schulden ihr was. Und weil sich Ros selbst als Teil einer bestimmten Gruppe sieht, heißt das auch, daß Sie den Frauen, mit denen sie sich identifiziert, verpflichtet sind. Wie zum Beispiel meiner Freundin Deborah. Wenn Sie mit dieser Analyse nicht zufrieden sind, rufen Sie doch Ros an und fragen Sie sie selbst.« Lindsay brach jäh ab. Sie forderte ihn zu einem Telefonat heraus, das mit Sicherheit das sofortige Ende ihres Gesprächs bedeutete.
    Doch sie hatte richtig gepokert. Seine finstere Miene verschwand zwar nicht, aber das schlechte Gewissen ließ ihn widerwillig sagen: »Und was möchten Sie wissen?«
    Lindsay suchte hastig nach einer Frage, die ihre Anwesenheit rechtfertigte. »Diese abendlichen Spaziergängen ihres Vaters mit dem Hund auf dem Common – tat er das immer so ungefähr um die gleiche Uhrzeit? Hätte ihn jemand abpassen können?«
    Simon zuckte mit der Achsel. »Schwerlich. Rex wird regelmäßig zwischen zehn und Mitternacht spazieren geführt, was aber von allem möglichen abhängt – dem Fernsehprogramm zum Beispiel, oder wer gerade zu Hause ist. Mein Vater war auch nicht der einzige, der mit dem Hund rausgegangen ist. Manchmal hab’ ich das getan. Wenn da jemand auf der Lauer gelegen hat, dann hat er das stundenlang und öfter machen müssen. Und wäre ich am Sonntag früher nach Hause gekommen, hätte genausogut ich gehen können.«
    »Sie glauben also, er war verabredet?«
    »Nicht unbedingt. Es kann auch ein zufälliges Treffen gewesen sein, das dann ungemütlich wurde.«
    Lindsay stellte sich Crabtrees charakteristische Gestalt vor. »Für jemanden, der es auf ein zufälliges Treffen abgesehen hatte, wäre Ihr Vater auch von weiter weg leicht zu erkennen und zu verfolgen gewesen. Schließlich glaubt auch Deborah, ihn in der Nacht, in der er starb, aus einer ziemlichen Entfernung gesehen zu haben. Dabei befand sie sich nicht einmal auf dem Common. Sie ging vom Fernsprecher zum Camp zurück.« Simon schien unbeeindruckt. »Aber er trug eine Waffe, Simon«, fuhr Lindsay fort. »Das läßt doch darauf schließen, daß er mit Schwierigkeiten rechnete?«
    Simon legte eine Denkpause ein. »Ja schon, aber vielleicht nur ganz allgemein. Vielleicht hat er deshalb den Revolver immer eingesteckt, wenn er vor dem Schlafengehen mit Rex Gassi gegangen ist.«
    Lindsay schüttelte

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