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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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jetzt.
    Vielleicht hatte ich doch geträumt, früher und auch jetzt, konnte mich aber niemals daran erinnern, und das läuft schließlich auf dasselbe hinaus.
    Dieser Traum, von dem ich spreche, war einer von den unheimlichen, verschwommenen, von denen nur eine dunkle, bruchstückhafte Erinnerung bleibt, aber ich weiß, daß er von der Farbe Grün beherrscht wurde, von seltsamen Gefühlen, Trieben und Impulsen. Über alles schien ein helles, violettes Netz gebreitet zu sein, ein Netz von Waben, aktiv, wachsend, ausgreifend, konstruierend, voll von emsiger Geschäftigkeit. Ich schien zwischen den Maschen dieses violetten Netzes hin und her zu laufen, das sich immer enger um mich zog und versuchte, mich gegen das grüne Feld zu drücken, doch gelang es mir Immer wieder, durch die wabenförmigen Löcher des Netzes zu entkommen.
    Ich schreckte aus dem Schlaf, seltsam beklommen, und mein Mund fühlte sich an, als ob er mit Moder gefüllt wäre. Ich führte eine rasche Überprüfung des Raums durch. Mara schlief fest, und alles war still. Ich fühlte, daß ich wirklich etwas im Mund hatte, eine weiche, schwammige Masse, und stellte fest, daß ich zum erstenmal aus dem röhrenförmigen Auswuchs an der Zungenspitze Gewebematerial ausgestoßen hatte, das jetzt rasch hart wurde. Ich konnte das Ende des Gewebefadens noch im Zungenkanal spüren, wie ein Stück Kreide, aber noch weich und flexibel.
    Ich lag eine ganze Weile wach und versuchte, diesen Vorgang zu begreifen, aber nach einer Stunde oder so fiel ich wieder in einen seichten, unruhigen Schlaf.
    Am nächsten Morgen entschuldigte ich mich bei Mara für den Schmutz, den ich verursacht hatte. Der Gewebefaden, den ich ausgeschieden hatte, war länger, als ich angenommen hatte, und lag jetzt wie eine Art Abgrenzung zwischen mir und ihr. Sie lachte und sagte scherzhaft, daß ich anscheinend im Traum meine wahren Gefühle offenbart hätte. Dann erklärte sie mir, daß so etwas völlig normal sei und man das Zeug ganz leicht beseitigen könne.
    Das Gewebematerial wurde von Urin aufgelöst.

    Diese Möglichkeit war nicht so außergewöhnlich, als daß sie mir nicht irgendwann selbst einmal eingefallen wäre, aber sie eröffnete mir jetzt einen erregenden Ausblick: vielleicht gelang es mir so, mein Schiff zu befreien. Ich war fast jeden Tag zu dem Hügel hinausgepilgert, dessen Gewebe mein Schiff gefangen hielt. Es befand sich noch immer dort, dessen war ich sicher. Den Grund dafür konnte ich mir allerdings nicht vorstellen. Warum hatten sie es nicht zerstört wie den Rest meiner Ausrüstung? Mir schien sogar, daß dieser Gewebehügel eher einen Schutz darstellte. Zwei bis drei Minuten, mehr brauchte ich nicht. Nach zwei oder drei Minuten konnte ich das Schiff starten. Auch ohne Hände.
    Mir fiel Georges Bericht ein, daß ein paar der Kolonisten den Planeten mit dem Shuttle verlassen hätten. Aber ihre Flucht war von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen, weil sie den Orbit nicht verlassen und ihr Raumschiff mit einer so kleinen Mannschaft nicht starten konnten. Doch war das Shuttle erst vernichtet worden, nachdem man es als Gefahr erkannt hatte. Das Virus war offensichtlich nicht in der Lage gewesen, es rasch genug zu vernichten, um seinen Start zu verhindern. Und der Raum hatte die Viren getötet, die an der Außenwand des Shuttle saßen.
    Warum war das Virus so wirkungslos gewesen?
    Vielleicht lag es an dem Material. Raumschiffe, auch die kleinen Landungsboote, wurden aus den härtesten, dauerhaftesten Metallen hergestellt, die zur Verfügung standen.
    Und ich hatte kein altmodisches, sondern ein kleines FTL-Schiff, das man nicht mit mechanischen Knöpfen und Schaltern bediente, sondern durch direkte Gehimimpulse.
    Jetzt hatte ich es noch eiliger, auf die andere Seite der Berge zurückzukommen.

7
    Der Rückweg war leichter. Wir waren zu zweit und konnten uns bei schwierigen Stellen gegenseitig helfen. Die Viren hatten noch immer etwas gegen die kalten Gebiete, aber mit Hilfe meines Drängens und meiner Ermutigungen erwies sich Mara genau so entschlossen und dickköpfig wie ich.

    Während wir unterwegs waren, begannen wir beide die Veränderung zu spüren. Ich fühlte sie sehr deutlich und wußte, daß sie es war, die sich veränderte, und ich nur darauf reagierte. Doch als das Brennen einmal begonnen hatte, ließ es sich nicht mehr löschen. Ihre Färbung schien von Tag zu Tag heller zu werden, anziehender, intensiver, ihr ungefüger, plumper Chozen-Körper schöner,

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