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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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kleinen Teil dieses Gebietes überblicken können, aber nach meinen Berechnungen hätten es erheblich mehr sein müssen.
    Als die Sonne unterging — für mich unsichtbar, ich merkte es nur an dem Verblassen der Farben —, machte ich mich auf den Weg in das nächste Dorf, in der Hoffnung, dort ein Mitglied der ursprünglichen Kommunardengruppe, wie George, zu treffen, oder zumindest jemanden aus der ersten Nachkommengenera-tion dieser Pioniere.
    Als ich in die Stadt hüpfte — es war wirklich so etwas wie eine Stadt, erheblich größer als die Siedlung auf der anderen Seite der Bergkette —, kam ein junges Weibchen auf mich zu.
    »He, willst'n Pap?« fragte sie.
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte ich betont langsam und deutlich. »Gibt es Erste oder Zweite hier?« Das bedeutete Mitglieder der ersten oder zweiten Generation.
    Sie schien einiges davon zu verstehen. »Erst nut«, antwortete sie. »Zweit Mara.« Sie deutete mit ihrem Schwanz die Straße entlang, aber ich konnte nicht erkennen, auf was.
    Ich dankte ihr trotzdem, obwohl sie meine Worte sicher nicht verstand, und ging die Straße hinunter.
    Es herrschte ein ziemlich starkes Gedränge, als immer mehr Chozen von der Weide in den Ort zurückkehrten, um die Nacht in ihren Häusern zu verbringen. Sie sprachen alle in einem Kauderwelsch, das dem des Mädchens ähnlich zu sein schien, und ich verstand kein Wort davon.
    Ich erinnerte mich an die Feststellung eines meiner Lehrer, der behauptet hatte, daß Mutationen rascher und häufiger auftreten, je schneller eine Spezies sich vermehrt und je rapider der Wachstumsprozeß ist. Hier hatte offensichtlich nur eine einzige physische Mutation stattgefunden, aber die soziokulturelle Mutation war ein fortschreitender Prozeß. Die jüngste Generation hatte eine völlig andere Sprache, selbst nach so kurzer Zeit, und so nahe der Landungsstelle des Shuttles und dem Zentrum der Kolonisierung. Ich war sicher, daß sie noch veränderter, noch unverständlicher werden würde, je weiter ich mich von der Heimat eines Ersten, wie George, entfernte.
    Am Ende der Straße stand ein großes Gebäude, ähnlich dem, das George sich gebaut hatte. Aber ich sah nirgends etwas, das eine Kirche hätte sein können. Aus der Größe des Gebäudes schloß ich, daß es einem der führenden Mitglieder dieser Siedlung gehören müsse und ging darauf zu. Ich trat in die Türöffnung und sagte: »Ist hier jemand, der versteht, was ich sage?«
    Ich spürte Bewegung in dem Raum, und bekam Echos von drei oder vier fast ausgewachsenen Jungen.
    »Wat jerring ja?« sagte einer von ihnen, ein männliches Junge, das sich anscheinend sehr stark fühlte, in einem aggressiven Ton.
    Eine Mädchenstimme rief plötzlich: »Layrf! Mag!«, und sie kam zur Tür.
    »Entschuldigen Sie«, sagte das Mädchen, »aber es ist lange her, seit wir in dieser Gegend die alte Sprache gehört haben.«
    »Ich habe schon gemerkt, daß hier einiges anders ist«, sagte ich lächelnd. »Ich bin Bar Holliday, von der anderen Seite der Berge.«
    »Holliday! Dann sind Sie der Neue!«
    »Die Nachrichtenverbindung scheint ja immer noch gut zu funktionieren.«
    Sie hob die Schultern. »Die funktioniert überall, auch wenn die Genauigkeit etwas leidet, bis eine Nachricht zu uns gelangt.
    Kommen Sie! Sie können über Nacht in meinem Zimmer bleiben. Sie müssen mir alles erzählen!«
    Wir gingen in den hinteren Teil des Gebäudes — es war eine sehr sorgfältig ausgeführte Konstruktion mit acht Räumen —, und ich streckte mich dankbar auf einer dicken Matte aus weichen, breiten Blättern aus, die besser war als alles, was ich auf der anderen Seite der Berge gesehen hatte.
    »Ich spüre, daß Ihre Haut gesäubert werden muß«, sagte sie, und ich grunzte zustimmend. »Ich war vier Tage in den Bergen und hatte keine Gelegenheit dazu.«
    Sie begann sich mit meiner Haut zu beschäftigen, die diese Pflege nötiger hatte, als ich annahm. Trotz aller Vorsicht und Speichelbehandlung hatten sich einige Kletten und Insekten tief in die Haut gegraben.
    Als sie fertig war, setzte sie sich mir gegenüber und lehnte sich zurück.
    »Ich denke, wir sollten unser Gespräch damit beginnen, die Vorstellung zu Ende zu führen«, sagte sie lachend. »Ich bin Mara, Zweite Mutter von Gar — so nennen wir diesen Ort.«
    Ich dachte einen Augenblick lang nach. Eine Zweite! Bisher hatte ich noch nie ein Mitglied der zweiten Generation getroffen.

    George hatte mir gesagt, daß die ursprünglichen Siedler sich

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