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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Zeit wieder mein Heim, und zum erstenmal als Fremder. Die grellen, scharf kontrastierenden gelb-schwarzen Tönungen der nichtorganischen Materie stießen mich in eine Welt von Nebeln und Schatten, und nur das Sonar und meine Erinnerung halfen mir, mich zu orientieren.
    Ich fühlte die Computer-Verbindung, fühlte, daß sich die Tür der Schleusenkammer wieder öffnete, und fühlte, daß George hereinkam. Ich schloß das Außenluk der Schleuse, regulierte den Druck und öffnete die innere Tür. Als ich mich umwandte, sah ich eine blaue Gestalt in die Kabine treten.
    Es roch eigenartig, und ich fühlte mich fremd hier — eine ganz neue Erfahrung. Ich hatte bisher nicht gewußt, wie scharf mein Geruchssinn geworden war, der jetzt Tausende von verschiedenen Gerüchen wahrnehmen und unterscheiden konnte. Hier roch es unangenehm, trocken, metallisch, aseptisch.
    Außerdem waren Temperatur und Luftfeuchtigkeit für menschliche Bedürfnisse eingestellt, zu trocken und zu kühl für das Wohlbefinden von Chozen.
    »Festhalten!« rief ich George zu. »Wir brechen aus!«
    Ein kurzes Anheben und ein harter Ruck, als wir durch das Gewebe brachen. Und wir stiegen weiter. Der Andruck war etwas ungewohnt. Die Systeme waren auf ein ge adjustiert, etwas mehr als die Schwerkraft dieser Welt, für die wir geschaffen, und an die wir gewöhnt waren.
    Ich stellte den Thermostat auf eine Temperatur dicht über dem Gefrierpunkt ein. Die Kälte kam so plötzlich, innerhalb einer knappen Sekunde, daß wir sie wie einen Schock empfanden.
    Aber der Schock mußte für Moses' Viren noch viel größer sein, die sich plötzlich in einer Umwelt befanden, in der sie völlig funktionsunfähig waren. Wir empfanden keinen Schmerz, nur einen plötzlichen Antrieb, irgend etwas zu tun. Die ganze Welt erglühte in der Gefahrenfarbe, es war fast ein Flehen.

    Und dann die Erlösung.
    Zum erstenmal fühlte ich, daß George und ich Herren der Lage waren.
    »Mein Gott, ist das kalt!« murmelte George, und die Kälte drang selbst durch unsere dicke, behaarte Haut.
    »Bemerken Sie etwas, George?« Ich rief es ihm zu, obwohl wir dicht nebeneinander standen. »Drehen Sie sich um. Sehen Sie mich an.«
    »Keine Färbung!« sagte er erregt. »Sie haben überhaupt keine Färbung mehr! Wir sind jetzt ausschließlich sonarorientiert!«
    Ich nickte. »Die Färbung ist ein Kontroll- und Programmierungsmechanismus. Da das Virus jetzt zumindest dormant ist, sind wir endlich frei von Moses!«
    Instinktiv warf ich einen Blick auf meine Anzeigen und Instrumente, aber obwohl ich sicher war, daß ihre Skalen die Werte zeigten, die ich erwartete, sah ich nur leere Felder. Die Skalen schienen mit Plastik abgedeckt, die Bildschirme zweidimensionale Projektionen.
    Ich drängte mich an George vorbei zu den Reihen von Armaturen, die mir so vertraut waren, daß ich sie selbst im Schlaf gefunden haben würde. Ich wünschte, sie sehen zu können, ihre Skalenangaben zu erkennen, mir von ihnen die Versicherung zu holen, daß alle in Ordnung waren. Aber ich konnte es nicht. Ich flog blind.
    Na, wenn schon. Dieses Schiff konnte notfalls selbst ohne mich fliegen.
    »Wann werden wir die Peace Victory erreichen?« fragte George und zitterte vor Kälte.
    »Niemals, hoffe ich. Wir haben ein ganz anderes Ziel. Ich konnte es Ihnen nicht sagen, ohne Gefahr zu laufen, daß der alte Moses uns nicht doch belauschte, vielleicht durch die Viren in meinem Körper. Wir fliegen zu einem Kommunikationsrelais am Rand des erforschten Universums, ungefähr zwei Tagereisen von hier entfernt. Von dort aus kann ich mich mit Seiglein oder mit der Regierung in Verbindung setzen und ihnen einen kompletten Bericht geben. Und dann werden wir uns mit dem alten Moses befassen, und zwar sehr gründlich!«

10
    »Ich empfange etwas im Audio«, sagte ich zu George. »Ich wette, ich weiß, wer es ist.«
    George hockte in der unteren Bucht des Cockpits, normalerweise mein Schlafquartier, und versuchte, sich in dem Schiff zu orientieren, das mir so vertraut war.
    »Moses?« fragte er nervös.
    »Wer sonst?« sagte ich. »Wollen wir mal hören, was er uns zu sagen hat?«
    George war unsicher. »Interessiert Sie das wirklich? Ich meine, es ist verdammt kalt hier, aber wer weiß, wie kalt es wirklich sein muß, um vor den Viren sicher zu sein. Er könnte versuchen, wieder mit uns in Kontakt zu kommen, uns zur Rückkehr zu zwingen.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte ich zu. »Aber wenn ihm das durch das Virus möglich wäre, hätte er

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