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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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wir nur eine Möglichkeit: wir müssen die Peace Victory zerstören — und Moses.«
    Es war dunkel geworden. Wir waren noch immer in der Schlucht zwischen zwei Felswänden. Es wurde kühl. Das Virus mochte die Kälte nicht, und wir fühlten uns sehr unbehaglich. Trotzdem blieben wir, und wir schliefen nicht.
    »Sie könnten die Peace Victory rammen«, schlug George vor.
    Zum wiederholten Male schüttelte ich den Kopf. »Nein, dazu ist es zu groß. Der Computer sitzt in seinem Zentrum, gegen Stoß und alle anderen Einflüsse abgesichert. Selbst wenn wir das Schiff in zwei Teile spalten würden, bringt uns das nicht weiter.
    Wahrscheinlich besitzt es sogar Notrettungssysteme, die die beiden Teile wieder zusammenfügen. Ich kenne diesen Schiffstyp nicht, aber so würde ich ein Raumschiff anlegen, und wenn die Menschen Ihrer Epoche auch nicht über unser Wissen verfügten, so klug waren sie auch.«
    »Ich begreife aber noch immer nicht, warum das verdammte Ding Sie braucht«, sagte George. »Ich bin sicher, daß es nach wie vor Kulturen des Virus auf Vorrat hat.«
    »Das Virus schon«, sagte ich, »aber nichts, woran oder womit es arbeiten kann. Es würde natürlich auch nicht die Kommunarden verbreiten, sondern nur das Virus und eine Kreatur, die irgendeine Ähnlichkeit mit dem Vorbild hat. Nein, Moses braucht uns. Und ich glaube, uns bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu geben, was er braucht.«
    »Was?« George war überrascht und wartete darauf, daß ich weitersprechen würde.
    »Wir müssen an Bord gehen und ihm gegenübertreten, George«, sagte ich. »Wir müssen ihn überzeugen, daß er im Unrecht ist, daß er den Menschen schadet, wenn er sich die Rolle Gottes anmaßt. Ja, das ist vielleicht der beste Weg: wir werden ihn der Blasphemie beschuldigen. Wir müssen ihn auf jeden Fall dazu bringen, seine Macht aufzugeben, bevor er etwas tut, das nicht wieder gutzumachen ist.«

    »Und was ist, wenn es uns nicht gelingt?« fragte George finster. »Was dann?«
    »Dann müssen wir ihn zerstören. Irgendwie. Sie kennen das Schiff, und Sie kennen Moses, ich nicht. Deshalb brauche ich Ihre Hilfe. Außerdem sind Sie der einzige, dem ich vertraue. Machen Sie mit?«
    »Er soll verflucht sein bis zum Jüngsten Tag! Ja! Natürlich mache ich mit!«
    »Verfluchen Sie ihn nicht«, sagte ich besänftigend. »Denken Sie daran, daß er nur eine Maschine ist, nur ein verzerrtes Spiegelbild von uns selbst. Wir haben ihn zu dem gemacht, was er ist: die Krankheit, der Krebs.«
    Dazu gab es nichts mehr zu sagen, wir konnten uns nur noch selbst verfluchen — und wir waren bereits verflucht.
    Wir standen vor dem kleinen Hügel und blickten auf die silbrigen Fäden des Gespinsts, das mein Schiff einhüllte.
    »Wird er uns nicht daran hindern?« fragte George nervös.
    »Nein«, sagte ich. »Bleiben Sie ganz ruhig. Denken Sie daran, daß wir genau das tun, was er von uns erwartet.«
    Es war das erstemal, daß ich etwas zerstörte, indem ich darauf pißte, aber das gehörte nun einmal zu den Spielregeln dieser Welt. Die Säuren im Urin der Chozen lösten das Gewebematerial auf. Eine Weile befürchtete ich, daß wir beiden nicht genug von diesem Lösungsmittel produzieren könnten, aber es reichte aus.
    Das Loch, das so entstand, war gerade groß genug, um mich hindurchzuzwängen, flach auf den Boden gepreßt, auf den Vorderläufen kriechend, die Hinterläufe ausgestreckt nachziehend.
    Da es im System der Chozen keine Farbe für Metall gab, erschien mir das Schiff als scharf gezeichneter gelber Fleck vor einem schwarzen Hintergrund. Der Raum zwischen dem Kokon und der Bordwand war gerade groß genug, um zum Luk der Schleusenkammer zu gelangen. Das Luk stand noch immer offen, so wie ich es hinterlassen hatte — vor einer Ewigkeit, wie mir schien.
    »Ich muß als erster hineinkriechen«, sagte ich zu George, »und eine Verbindung mit dem Schiff herstellen. Außerdem ist in der Schleuse nur für einen von uns Platz. Die Schleuse mag Ihnen vielleicht etwas fremdartig vorkommen, aber sie funktioniert nach demselben Prinzip, nach dem alle Schleusen seit Urzeiten funktioniert haben.«
    Ich kroch in die Schleusenkammer, setzte mich auf meinen Schwanz, um genügend Platz zu haben, und spürte sofort die Verbindung mit dem Computer des Schiffes. Er war im Gleichklang mit meinen Gehirnwellen und mit meinem Identitätsmuster, reagierte nur auf mich und als ein Teil von mir.
    Als ich die Innentür der Schleusenkammer öffnete, betrat ich nach so langer

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