Das Netz der Chozen
empfindlichen Ohren fast betäubt wurden.
»Gärtner 41 und 42. Erwarten Anweisung.«
Ich lächelte. Kontakt! Jetzt blieb noch die Frage, wie aufnahmefähig sie waren. Aber eins nach dem anderen.
»Das sind keine Insekten«, sagte ich ihnen und wünschte, ich könnte mir die Ohren zuhalten, während ich sprach. Ich blickte George an, der bis zur Schleuse zurückgewichen war und schmerzhaft das Gesicht verzog. Ich wünschte, ich hätte auch etwas Abstand von dem Lärm nehmen können, und hoffte, daß Marsha entweder fest schlief oder unsere Geräuschempfindlichkeit noch nicht entwickelt hatte.
»Keine Insekten?« sagte die monotone Stimme. »Aber das Schiff ist steril. Sie sind Nichtmenschen, also müssen sie Schädlinge sein.«
»Keine Schädlinge!« sagte ich. »Es sind Menschen.«
»Keine Menschen«, antworteten die Maschinen.
»Andere Formen von Menschen«, sagte ich und mein Kopf dröhnte von dem Lärm, dem er ausgesetzt war.
»Wir sind nur auf eine Form von Menschen programmiert«, kam die Antwort.
»Dies ist eine andere Form des Menschen«, wiederholte ich.
»Ihr werdet sie in eure Programmierung aufnehmen. Die bisherige Menschenform ist nicht mehr an Bord. Dies ist ab sofort die einzige Form hier.«
Stille. Ich konnte fast das Klicken ihrer Relais hören, während sie die Information umzusetzen versuchten. Sie taten mir irgendwie leid. Sie hatten eine einfache Programmierung, die von einfachen Gegebenheiten und Möglichkeiten ausging, und jetzt wurde ihnen erklärt, daß diese Gegebenheiten falsch waren, daß die gewohnten Menschen nicht mehr da seien und daß diese neuen, fremdartigen Kreaturen Menschen sein sollten. Es war unmöglich, unbegreiflich — aber diese Information kam von der Brücke, der höchsten Instanz ihres Daseins. Sie standen vor einem Widerspruch. Sie konnten das Unmögliche akzeptieren — oder sich abschalten.
Sie akzeptierten.
»Nichtmensch ist Mensch«, summierten sie die neue Perspektive. »Wir haben die neue Programmierung gespeichert.«
»Ihr werdet von jetzt an Stimmenprogrammierung und Instruktionen nur noch von den neuen Menschen annehmen«, wies ich sie an. »Bestätigen.«
»Wir bestätigen«, kam die Antwort.
»Die neuen Menschen sprechen in einer höheren Frequenz«, sagte ich. »Habt ihr die technischen Möglichkeiten, sie zu empfangen? Wie ist euer Frequenzbereich?«
»Wir können auf jede Frequenz bis zu hunderttausend Hertz eingestellt werden.«
Okay, dachte ich erleichtert. Also konnten wir direkt zu ihnen sprechen, aber bestimmt nicht über Audiofunk. Ich fragte mich, ob sie so weit entwickelt waren, um den Intersystem-Code zu lernen. Ich hoffte es.
»Ich werde jetzt zu euch kommen«, sagte ich. »Ich werde mit euch sprechen. Ihr werdet eure Audiorezeptoren auf meine Frequenz umschalten.«
»Verstanden. Wir sind bereit.«
»Eva!« rief ich. »Abschalten! Ham! Lautstärke herunterdrehen, und dann kommt ihr herüber!«
Ich unterbrach die Verbindung und wäre beinahe zusammengebrochen. Meine Ohren dröhnten, mein Kopf schien zu platzen. Ich weiß noch heute nicht, wie ich diese Strapaze überstehen konnte, und ich war sicher, daß es mir nicht ein zweitesmal gelingen würde.
Ich lag auf dem Stahldeck und rang nach Luft.
George trat auf mich zu. »Sie sind verletzt«, sagte er und bemerkte erst jetzt die Schwellung auf meinem Rücken.
»Ich bin so fertig, daß ich am liebsten sterben möchte«, sagte ich. Selbst seine Stimme dröhnte wie Hammerschläge auf einen Amboß.
Ich hörte Ham und Eva durch die Schleusen laufen. George wandte sich nach ihnen um.
»Die Kinder können mir erzählen, was dies alles zu bedeuten hat«, sagte er mitfühlend. »Ich werde mich um alles kümmern, soweit ich es kann. Sie werden jetzt nach unten gehen und sich ausruhen. Wir brauchen Sie noch.«
Ich wollte protestieren, aber ich war so erledigt, daß sie mir nach unten helfen mußten.
»Sie riechen wie aufgewärmte Pisse«, sagte George und verzog das Gesicht. »Wenn wir zurück sind, werde ich Sie waschen. Am besten, Sie legen sich vor die Dusche.«
Ich nickte, schaffte es gerade bis zur Dusche und brach zusammen.
Wir waren natürlich zu groß, um in die enge Duschkabine zu passen, aber das Bassin konnten wir gerade erreichen, und wir benutzten es, solange das Wasser reichen würde.
George untersuchte mich, und die Kinder erzählten ihm von den Ereignissen. Ich konnte nur hoffen, daß mein Trick wirklich geklappt hatte.
Mein Rücken schmerzte derart, daß ich
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