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Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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entschuldigen Sie, fünfzig Jahre für mich, für Sie natürlich dreihundert — fünfzig Jahre her ist, seit wir Elektronenmikroskope haben, mit denen man Vorgänge dieser Größenordnung überhaupt erkennen kann.«
    »Und haben Sie festgestellt, was Moses unternommen hat?«

    brachte ich ihn zum Thema zurück. George machte aus jeder Antwort eine Vorlesung, besonders, wenn sie dieses Gebiet betraf, das für ihn zu einem persönlichen Anliegen geworden war.
    Für ihn war es ein erregendes Abenteuer, nach zwanzig Jahren wieder in seinem Beruf arbeiten zu können.
    Er nickte. »O ja. Wenzel, ein Deutscher, hat einige der großen Menschheitsrätsel gelöst, so hat er zum Beispiel den Erreger der gewöhnlichen Erkältung entdeckt, neunzig Krebserreger und so weiter. Er hat auch ein völlig neues Forschungsgebiet erschlos-sen: die Molekularbiologie. Sie befaßt sich mit Organismen, die nur etwa dreißigmal so groß wie ein Wasserstoffatom sind, aber alle Elemente des Lebens besitzen. Es gibt wahrscheinlich Millionen verschiedener Formen — ich bezweifle, ob schon irgend jemand alle entdeckt und registriert hat. Sie sind eine neue Lebensform, die dritte Form, weder Pflanzen noch Tiere. Wir bezeichnen sie als Viren, weil sie denen am meisten ähneln.«
    »Und Sie haben das Virus abgerichtet?« drängte ich ihn wieder, beim Thema zu bleiben.
    Er schüttelte den Kopf. »Unsinn.« Seine Aura zeigte milde Verärgerung. »O ja. Ich kann ihm befehlen, das Wachstum einzustellen oder zu beschleunigen, aber das ist alles.«
    Ich sah Eva an, und sie grinste triumphierend.
    »Soll das heißen«, sagte ich ruhig, »daß es Ihnen gelungen ist, seinen Code zu knacken?«
    »Oh, das war relativ einfach«, erwiderte George mit einer irritierenden Bescheidenheit. »Moses besaß ein Breitband-Funksignal, das nur innerhalb bestimmter Frequenzgrenzen arbeitete.
    Ihr Abenteuer mit diesen Robotern hat mich auf eine Idee gebracht. Wenn Moses dem Virus Befehle erteilen konnte, so hatte er nur eine Möglichkeit dazu: über Funk. Das war mir von Anfang an klar. Um den Stimulus-Reaktions-Mechanismus hervorzurufen, mußte er uns dazu bringen, auf eine Frequenz anzusprechen, auf die auch das Virus ansprach. Aber welche war das?
    Sie mußte logischerweise auf oder nahe bei der Frequenz unserer Schallsignale liegen, also irgendwo zwischen achtzigtausend und einhundertvierzigtausend Hertz. Wenn man diese Frequenz findet und unsere Sehfrequenz von ihr subtrahiert, hat man die Sendefrequenz von Moses.«
    Es klang so einfach, wie jede wirklich geniale Entdeckung.
    Aber die logischen Schritte, mit denen man zu diesem Ergebnis gelangte, waren fantastisch. Wahrscheinlich war niemand außer George dazu in der Lage, dachte ich und sagte es ihm.
    »Unsinn«, wehrte er das Kompliment ab. »Das hätten viele in der Kolonie schaffen können — von den Ersten, natürlich. Wenn man auf einer fremden, unerforschten Welt siedeln will, braucht man vor allem Biologen.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, gab ich zu. »Aber ich wäre nie darauf gekommen, ich hätte nicht einmal gewußt, wonach ich suchen sollte. Zum hundertsten Male: ich bin froh, daß Sie bei uns sind, George.«
    Er lächelte und murmelte etwas von den seltsamen Wegen Gottes und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Ich ging zu unserer Plantage zurück und aß weiter. Da fiel mir auf, daß Ham fehlte.
    »Wo ist Ham?« fragte ich.
    »Er und Abel machen eine Inventur der Fracht«, murmelte George, ohne aufzusehen. »Abel kann lesen.«
    »Abel?«
    »Der andere Roboter«, erklärte Eva. »George hat diesen Kain genannt, und den anderen Abel.«
    Ich knurrte etwas, das die beiden glücklicherweise nicht hören konnten. George hatte ständig neue Überraschungen parat, und seine Bibelfestigkeit war unerschütterlich.
    Ich fand, daß ich hier ziemlich überflüssig war und ging wieder auf die Nijinski.
    Es dauerte eine Weile, bis ich Ham und Abel entdeckte.
    Ham begrüßte mich enthusiastisch und deutete auf den Roboter.
    »Er liest mir aus diesen großen Papieren vor — den Frachtlisten. Ich weiß nicht genau, wie er das macht, aber er wirft nur einen Blick darauf und weiß sofort, was dort steht. Wie macht er das, Bar?«
    »Er ist . . . « Es war schwer, ihm das zu erklären. »Er kann optisch sehen, und wir nicht. Darum kann der andere Roboter auch George helfen. Aber das kann ich dir später noch auseinandersetzen. Was für eine Ladung hat das Schiff?« Mein Gott, es war schwer, der Gründer einer neuen Rasse

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