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Das Netz Der Grossen Fische

Das Netz Der Grossen Fische

Titel: Das Netz Der Grossen Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
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unerwarteten Worte danken, die Sie die Güte hatten …«
    Höflich wie ein Chinese, obwohl eine derartige Höflichkeit selbst für asiatische Verhältnisse ein wenig übertrieben war.
    »Ebenso notwendige wie spontane Worte, Dottore.«
    »Vor allem tröstende Worte, würde ich meinen«, sagte Di Blasi nach einer Weile.
    Und er seufzte, dass es auch am anderen Ende der Leitung deutlich vernehmbar war. Michele begriff auf der Stelle. Das war kein Anruf, um mal eben danke zu sagen. Der Staatsanwalt hatte ihm etwas mitzuteilen. Nur brauchte er dazu etwas Ermunterung.
    »Hat es Reaktionen auf die Nichtbestätigung gegeben?«
    »Reaktionen? Einen wahren Sturm!«
    Er hatte das richtige Thema getroffen.
    »Mein Chef, Dottor Sallustio, wird im wahrsten Sinn des Wortes mit Anrufen bombardiert. Alle fordern meinen Kopf. Vor allem, wie Sie sich unschwer vorstellen können, die Politiker von der Fraktion des Abgeordneten Caputo. Außerdem hat der Minister beschlossen, die Inspektoren zu schicken. Das hat mich besonders tief getroffen. Können Sie sich das vorstellen? In siebenundzwanzig Berufsjahren habe ich niemals, ich sage: niemals, auch nur die geringste Rüge wegen meiner Vorgehensweise erhalten! Jetzt dagegen … Mir ist auch ein Gerücht zugetragen worden, das, wenn es stimmt, der berühmte Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt.«
    »Könnten Sie mir nicht einen kleinen Wink geben?«
    »Es ist ein Gerücht, wie ich schon sagte, doch ich befürchte, dass es stimmt. Wie es aussieht, werde ich morgen von dem Fall abberufen, und Dottor Sallustio wird die Ermittlungen übernehmen. Verstehen Sie? Das ist, als würde mir öffentlich mein Versagen bescheinigt, finden Sie nicht?«
    »Aber nein, Dottore, so würde ich das nun nicht sehen. Wenn er die Sache einem anderen Kollegen übertragen hätte, würde ich Ihnen zustimmen, aber so …«
    »Nein, nein, glauben Sie mir, es ist, wie ich es Ihnen sage. Umso mehr, als …«
    Di Blasi lenkte das Gespräch. Und unterbrach sich im richtigen Augenblick, damit Caruso die entsprechende Frage stellen konnte.
    »Umso mehr, als?«, fragte er, so wie der andere es von ihm erwartete.
    »Umso mehr, als die Zusammenarbeit mit Dottor Lo Bue sich von den ersten Sätzen an als ausnehmend problematisch darstellt.«
    »Ach, wirklich?«
    »Leider. Ich habe ein langes Gespräch mit ihm gehabt. Er verfolgt völlig andere Ziele.«
    »Und die wären?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Ermittlungsgeheimnis. Aber glauben Sie mir, ich bin zu einer unvermeidlichen Schlussfolgerung gelangt: Wenn Dottor Sallustio die Ermittlungen übernimmt, werde ich mein Rücktrittsgesuch als Staatsanwalt einreichen.«
    »Was sagen Sie denn da, Dottore?!«
    »Um meine Würde zu schützen, meinen guten Ruf, bleibt mir kein anderer Ausweg.«
    »Überlegen Sie sich das noch einmal, Dottore. Es ist doch nicht das erste Mal, dass so etwas vorkommt. Und niemand hat auch nur im Geringsten gedacht …«
    »Ich für meinen Teil sehe das aber anders. Meine Entscheidung ist daher unwiderruflich. Ja, Wertester, soll ich Ihnen etwas sagen? Sobald Sie hören, dass Sallustio die Ermittlungen übernommen hat, können Sie getrost meinen Rücktritt bekanntgeben, ohne mich vorher um Bestätigung zu bitten. Ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie sich angehört haben, wie ich meinen Gefühlen ganz privat Luft gemacht habe.«
    Von wegen privat. Di Blasi beabsichtigte eindeutig, seine Entscheidung irgendwie in Umlauf zu bringen. Anderenfalls hätte er ihm diese Geschichte nicht erzählt. Er war viel zu clever, um nicht zu wissen, wann er den Mund halten musste und wann er reden konnte. Aber er, Michele, konnte diese Neuigkeit nicht in den Nachrichten verbreiten, dort konnte er nur gesicherte Fakten mitteilen, und das war eine Einschränkung seines Handlungsspielraums, über die er sich momentan in keiner Form hinwegsetzen wollte. Vielleicht, weil er gezwungen sein könnte, diese Grenzen in einigen Stunden zu überschreiten, in der Spätausgabe des Nachrichtenjournals, sofern die Dinge sich in einer bestimmten Weise entwickelten. Daher wäre es völlig unangebracht gewesen, dies innerhalb derselben Sendung zweimal zu tun. Für Di Blasi gab es da wirklich keinen Platz. Dennoch konnte er ihm durchaus ein wenig entgegenkommen; damit wäre allen geholfen.
    »Cate? Klingle doch mal für mich bei Lamantia an und sag ihm, er soll mich sofort auf dem Handy anrufen.«
    Augenblicklich läutete sein Handy.
    »Michè, was gibt’s

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