Das Netz Der Grossen Fische
kurzfristig zu ersetzen. In zwei Wochen werden wir das Vergnügen haben, ihn wieder in unserer Mitte begrüßen zu dürfen.«
»Was gedenkst du hinsichtlich der veränderten Zuständigkeiten zu tun?«, fragte Gilberto Mancuso.
Das interessierte ihn, weil er hoffte, auf den frühen Abend vorzurücken.
»Also, ich habe Folgendes beschlossen. Heute Abend werde ich selbst die beiden Nachrichtenjournale moderieren. Von morgen an, Gilbè, vertrittst du Alfio. Marcello macht weiterhin die Morgenausgabe und Pace die zweite Abendausgabe.«
Alle waren glücklich und zufrieden.
»Wir haben eine Erklärung von Di Blasi, die Marcello auf die persönliche Bitte des Staatsanwalts hin aufgenommen hat. Meiner Ansicht nach verdient sie es, an erster Stelle zu stehen. Ich werde sie so senden, wie sie ist, ohne Kommentar. Gleich im Anschluss daran wäre es meiner Meinung nach angebracht, über die Neubesetzung von Bonannos Posten durch Lo Bue zu berichten und folglich …«
»Darf ich dich unterbrechen?«, schaltete sich Scandaliato ein. »Da Di Blasi in seiner Erklärung auf diese Neubesetzung zu sprechen kommt, wäre es da nicht besser, in umgekehrter Reihenfolge vorzugehen? Zuerst diese Nachricht zu bringen und hinterher Di Blasis Erklärung zu senden? Dann wissen die Zuschauer, wovon er spricht.«
Stimmte es denn etwa nicht, dass bei manchen Aktionen das Endergebnis unabhängig von der Abfolge der Einzelbestandteile immer das Gleiche war?
»Du hast recht«, sagte Michele.
Das Nachrichtenjournal begann nach den Schlagzeilen gleich mit Micheles Brustbild als Aufmacher.
Guten Abend. Wir beginnen mit einer Nachricht, die gewiss nicht wenige Fragen aufwerfen wird. Commissario Dottor Bonanno, der dem Staatsanwalt Di Blasi bei der Ermittlung über den Mord an der Studentin Amalia Sacerdote zur Seite gestanden hat, hat aus rein persönlichen Gründen darum gebeten, von seiner Aufgabe entbunden zu werden. Der Polizeipräsident hat seiner Bitte entsprochen und ihn durch seinen Kollegen, Dottor Lo Bue, ersetzt. Wie unsere Fernsehzuschauer in der Nachrichtensendung um 13.30 Uhr erfahren konnten, hat der Haftrichter, Dottor Galletto, die Untersuchungshaft von Manlio Caputo, der des Mordes an der Studentin verdächtigt wird, nicht bestätigt. Daraufhin hat Staatsanwalt Di Blasi uns exklusiv die folgende Erklärung abgegeben.
Jetzt war Di Blasi zu sehen, dann erschien Michele wieder.
Dem bleibt nur noch hinzuzufügen, dass diese Erklärung uns alle zuversichtlich stimmen kann, weil Dottor Di Blasi sich mit einer heutzutage selten gewordenen aufrechten Gesinnung und nicht minder großem Mut bereitfindet, seine Überzeugungen im Licht möglicher neuer Tatsachen mit dem Ziel der Wahrheitsfindung neu zu überdenken. Und nun zu einem Bericht über …
Er hatte getan, was er tun musste. Es war, als hätte er auf einen Knopf gedrückt und eine Ampel auf Grün geschaltet. Auf diese Weise konnte die Maschine ohne weitere Hindernisse ihre Fahrt fortsetzen.
Elf
Als er sich während des Abspanns erhoben hatte und gerade das Studio verlassen wollte, stand Gilberto Mancuso vor ihm, der ihm lächelnd die Hand entgegenstreckte.
»Das war fabelhaft! Du hast nichts verlernt! Ich hoffe, dass du mir morgen sagst, wie ich mich in der Abendausgabe mache!«
»Hast du etwa Zweifel, Gilbè?«
Man konnte nicht gerade behaupten, dass Alfios vorläufige Versetzung die Redaktion in tiefe Trauer gestürzt hätte. Im Gegenteil. Wenn man diese Vertretung in die Länge ziehen konnte, wäre es für alle besser. Alfio war ein Arschloch, der den Posten des Chefredakteurs nicht verdient hatte, und er, Michele, hatte wiederholt einschreiten müssen, um wieder geradezubiegen, was er verbockt hatte. Aus Liebe zu Giuditta. Liebe?
Na ja, was immer es gewesen war.
Seit seiner Beförderung damals war Michele nicht mehr live auf Sendung gewesen, und das leichte Lampenfieber, das er vor der Fernsehkamera empfand, hatte seinen Appetit angeregt. Mittags hatte er keine Zeit gehabt, essen zu gehen, und jetzt spürte er die Folgen.
Er sah auf die Uhr. Viertel vor neun. Zeit für ein belegtes Brötchen hätte er gehabt.
Er wollte Cate kurz Bescheid sagen, dass er in die Bar hinunterging, also betrat er das Büro der Sekretärin. Doch sie hatte den Telefonhörer in der Hand und hielt ihn zurück.
»Direttore, Dottor Di Blasi ist am Telefon.«
Damit hatte er schon gerechnet.
»Stell ihn zu mir ins Büro durch.«
»Mein Verehrtester, ich wollte Ihnen für die wirklich
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