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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Meinen Sie, wir können bei der Recherche nach einigen geheimen Informationen zu DiCampos Intruder-Projekt auf Kimikos Mithilfe zählen?«
    Inzwischen hatten beide die kleine Kaffeeküche am Ende des Flures erreicht und der Afrikaner füllte gerade zwei Styroporbecher. »Vergessen Sie doch einmal für ein paar Tage Ihr Misstrauen gegen den Doktor, Mark. Er ist einfach nur übereifrig, vielleicht sogar karrieresüchtig, sonst nichts.«
    »Sie haben leicht reden, Agaf. Es ist meine Tochter, die an dieser Apparatur dort vorne angeschlossen ist. Allein der Gedanke daran verursacht mir schon Magendrücken. Ich werde das Gefühl nicht los, DiCampo verschweigt uns irgendetwas.«
    »Sollte es einen berechtigten Anlass zur Kritik am Intruder oder an seinem Projektleiter geben, dann bin ich der Erste, der für Ihr Anliegen eintritt, Mark. Aber bis dahin wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie unser Team weiter unterstützten.«
    Der Nigerianer nahm mit halb zugekniffenem rechten Auge den ersten Schluck des heißen Getränks. Dabei musterte er Mark über den Rand seines Bechers hinweg. Es war dem besorgten Vater anzusehen, dass ihm die Unterstützung Agafs noch nicht weit genug ging, daher fügte Nbugu mit einem Lächeln hinzu: »Solange Sie mich nicht in Schwierigkeiten bringen, können Sie gerne auf Kimikos Fähigkeiten zurückgreifen – vorausgesetzt, sie selbst ist damit einverstanden.«
    »Werden Sie bei ihr ein gutes Wort für mich einlegen?«
    »Unter einer Bedingung.«
    Mark zog verwundert die Stirn in Falten.
    Agaf lächelte. »Erklären Sie mir, warum Ihr SKULL-Tester ein so unübertreffliches Werkzeug ist, dass selbst dieser gewiss nicht dumme DiCampo dahinter her ist wie der Teufel hinter der armen Seele.«
    Mark entspannte sich. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. Er versuchte an seinem Kaffee zu nippen, verbrannte sich jedoch die Zunge.
    »Also gut«, raunte er verschwörerisch. »Ich werde Ihnen mein Geheimnis verraten. Spitzen Sie die Ohren, Agaf: Achtzig Prozent des SKULL-Testers, der nun teilweise auch im Intruder steckt, basiert auf der Dummheit oder sagen wir besser dem Leichtsinn der Leute.«
    Agafs Augen weiteten sich. »Was wollen Sie damit sagen, Mark?«
    »Nun, viele sind zwar stolz auf die Leistungsfähigkeit ihres Computers, aber sie können sie gar nicht ausnutzen oder sind zu faul, es zu tun. Mit dem Thema Sicherung von Rechnern und Daten verhält es sich ganz ähnlich. Nehmen wir nur das Betriebssystem Windows von Microsoft. Was diese Software, die ja die Basis fast aller PCs dieses Planeten darstellt, an Sicherheitsfunktionen zu bieten hat, ist schlichtweg ein Witz. Wäre Microsoft-Chef Bill Gates nicht der reichste Mann der Welt, könnte man fast glauben, er stünde auf der Gehaltsliste der NSA. Aber selbst die wenigen Schutzfunktionen von Windows werden kaum genutzt. Da gibt es so genannte ›Freigabedienste‹, mit denen man den Zugriff auf die Festplatten unterbinden kann. Auf vielen PCs sind diese jedoch gar nicht oder nur unzureichend definiert. Allein das wirkt schon wie ein offenes Scheunentor, Agaf, durch das – vorausgesetzt der PC arbeitet in einem Netzwerk – jeder Hacker hereinschneien und sich nach Herzenslust bedienen kann. Ich glaube, Leute wie Bill Gates denken zuallererst an ihr eigenes Geld. Das Prinzip ist ganz einfach: Je mehr Sicherheit, desto weniger Funktionen. Ein Maximum an Sicherheit stünde einem Minimum an Optionen gegenüber. Aber Computersysteme, die einen nicht mit Funktionen überschütten, lassen sich in einem hart umkämpften Markt nicht verkaufen – jedenfalls ist das eine weit verbreitete Ansicht.«
    »Ich finde, man sollte die Sicherheit seiner Kunden trotzdem stärker berücksichtigen«, widersprach Agaf.
    »Natürlich haben Sie Recht. Aber wo wollen Sie die Grenze ziehen? Nehmen wir ein Beispiel aus dem RL…«
    »Wie bitte?«
    »Dem Real Life, dem ›richtigen Leben‹ eben. Der amerikanische Präsident wäre vor Attentätern ziemlich gut geschützt, wenn man ihn in eine Raumkapsel steckte und in die Erdumlaufbahn schickte. Auf die Wahrnehmung seiner Amtsgeschäfte hätte eine Existenz als lebender Satellit dagegen fatale Folgen. Die Konsequenz da raus ist ein Kompromiss, einer, der auf Kosten der Sicherheit des Präsidenten geht.«
    »Das leuchtet mir ein. Allerdings hat der Präsident seine Bodyguards vom Secret Service. Wenn ich aber über Ihre Bemerkungen zur Sicherheit von Standardsoftware nachdenke, dann muss ich mich doch sehr wundern. Mir

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