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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Aber vergessen Sie bitte nicht: Wir sind hier bei der NSA. Hier gehört Lauschen zum guten Ton. Ein Unrechtsbewusstsein, was die Verletzung der Privatsphäre anderer Leute betrifft, werden Sie in der Agency vergeblich suchen.«
    »Hört, hört.«
    »Ich weiß, Mark. Sie haben diese Auffassung schon immer vertreten und ich gebe Ihnen sogar Recht. Wenn ich Sie schon mehrmals in Ihre Schranken verwiesen habe, dann nur deshalb, weil wir auf diesen verdammten Laden hier angewiesen sind. Ohne die technische Ausstattung der NSA könnten wir die Jagd auf den Cyberwurm von vornherein abblasen. Und Sie, Mark, sind nicht ganz unschuldig an der technischen Überlegenheit unserer Gegner.«
    »Vielen Dank, Agaf. Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    Der Nigerianer neigte den Kopf zur Seite und verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse. »Mark, das war kein Angriff auf Sie oder Stella. Der Verursacher einer Katastrophe muss nicht immer aus Bosheit oder grober Fahrlässigkeit handeln. Zeit und Umstände können jeden irgendwann zum Anlass eines Unglücks machen. Sie und Stella haben einfach Pech gehabt.«
    »Warum werde ich nur das Gefühl nicht los, Sie machen sich in Bezug auf Dr. DiCampo etwas vor, Agaf? Ich habe ihm nie getraut, aber jetzt, nachdem ich annehmen muss, dass er mich und Stella höchstpersönlich noch heute früh belauscht hat, kann ich es erst recht nicht mehr.«
    »Ich möchte ja nur, dass Sie sich nicht zu sehr auf eine Möglichkeit fixieren, Mark. Es könnte auch Fakten geben, die den Doktor entlasten und die uns bisher nicht bekannt sind.«
    »Das funktioniert auch umgekehrt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Erinnern Sie sich noch daran, wen DiCampo wegen der Computeranschläge verdächtigt hat?«
    Agaf hob mit den Händen die Hosenbeine über seinen Knien an und ließ sich wieder in den Sessel der kleinen Sitzgruppe sinken. »Natürlich. Als Kimiko ihn danach fragte, sagte er sinngemäß, die Iraner hätten sich ein paar Computerfreaks gemietet, um die westliche Welt aus den Angeln zu heben.«
    Salomon nickte bedeutungsvoll. »Vor einigen Jahren hat die US-Regierung eine Studie bei der RAND Corporation in Auftrag gegeben. Die Leute von RAND haben dann einen illustren Kreis hochrangiger Vertreter aus Regierung, Wirtschaft und Militär zusammengerufen und ein bemerkenswertes Szenario durchgespielt. Es ging um einen Informationskrieg. Der Abschlussbericht trug den Titel: Strategie Information Warfare: A New Face of War. Der Gegner der Vereinigten Staaten in dem darin beschriebenen Konflikt war niemand anderer als der Iran, ebenjenes Land, das DiCampo uns als Hauptverdächtigen präsentiert hat.«
    »Der Iran gehört wirklich nicht gerade zu den Busenfreunden der Amerikaner.«
    »Da haben Sie Recht. Aber die Parallelen zwischen dem Information-Warfare-Report und DiCampos Äußerungen sind trotzdem frappierend. Während der im RAND-Bericht dokumentierten fiktiven Krise versuchten Iran-gesteuerte Oppositionsgruppen Saudi-Arabien in ihre Gewalt zu bekommen. Natürlich sehen die USA einen Angriff auf ihren wichtigsten Öllieferanten als Bedrohung der nationalen Sicherheit an. Also wiederholen sie ihre Taktik vom Golfkrieg. Diesmal jedoch ändert der Iran seine Strategie. Er dingt eine Hand voll Hacker, die das amerikanische Computernetz attackieren.« Salomon beugte sich zu Agaf vor. »Jetzt sollte es eigentlich bei Ihnen klingeln.«
    Der Afrikaner blickte finster. »Das hört sich nun wirklich so an, als hätte DiCampo den Text seines Begrüßungsvortrages vom Mittwoch aus dem Bericht der RAND-Corporation abgeschrieben. Was für eine Lehre hat man denn aus diesem hypothetischen Waffengang im Cyberspace gezogen?«
    »Dass die USA verletzlicher seien als je zuvor. Die RAND-Leute haben sich hierfür ein ›hübsches‹ Beispiel ausgedacht: Die iranischen Hacker bringen auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung durch informationsterroristische Manipulationen an der Bordcomputersoftware einen Airbus zum Absturz, genau über dem Flughafen von Chicago.«
    »Und das wäre möglich?«, hauchte Agaf entsetzt.
    Mark nickte ernst. »Katastrophen von noch viel größerem Ausmaß sind denkbar. Ich kann DiCampos Sorge insofern verstehen, nicht aber seine Maßnahmen. Je mehr ich über all das nachdenke, was in dieser Woche geschehen ist, desto mehr drängt sich mir der Verdacht auf, DiCampo nutzt die Computervorfälle zur Verfolgung eines ganz persönlichen Ziels.«
    »Und an was haben Sie dabei gedacht?«
    »Ich

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