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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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eines Neugeborenen in einem relativ unstrukturierten Zustand. Maßgeblich ist schließlich nicht die Anordnung der einzelnen Zellen untereinander, sondern ihre Verknüpfung. Erst im Laufe der Zeit bilden sich nämlich sinnvolle Muster heraus.«
    »Das ist richtig. Im Gehirn gibt es nur wenige ›Verdrahtungen‹, die genetisch vorbestimmt sind. Der Rest entsteht in einer Art Selbstorganisierungsprozess, der in ständiger Rückkopplung mit der auf den Sinnesapparat einwirkenden Umwelt vonstatten geht. Nach dem gleichen Prinzip werden übrigens neuronale Computernetze konstruiert.«
    »Wie auch Teile Ihres SKULL-Systems?«
    »Das ist richtig.«
    »Gut«, sagte DiCampo zufrieden. Ihm war anzusehen, dass sich in seinem neuronalen Drahtgeflecht gerade ein Gewitter von Blitzen entlud. »Das hieße also, ein Kind bliebe auf ewig ein Schwachkopf, würde man zum Zeitpunkt seiner Geburt alle Verbindungen zwischen den Nervenzellen seines Gehirns kappen?«
    Mark nickte. Er ahnte, worauf DiCampo hinauswollte. »Es hätte vermutlich nicht einmal eine Chance zu überleben.«
    Der Projektleiter wirkte nun so zuversichtlich wie lange nicht mehr. »Dann mache ich Ihnen einen Vorschlag, Professor, der sicher Ihre Zustimmung finden wird. Stellas Cyberspace-Reisen bringen uns im Augenblick nicht schnell genug voran. Deshalb bin ich dafür, sie einzustellen.«
    Mark sah DiCampo verwundert an. Hatte seine Szene vom späten Nachmittag den Projektleiter etwa doch zur Einsicht gebracht? Noch bevor er etwas erwidern konnte, wandte sich der Italiener Agaf zu und sprach genau den Punkt an, den Mark schon viel früher erwartet hatte.
    »Und Ihnen, Mr. Nbugu, möchte ich etwas vorschlagen, was mir sehr viel vorteilhafter erscheint als eine dauerhafte Deaktivierung sämtlicher Computer. Die Maßnahme, an die ich denke, dürfte schon binnen kurzem zum Erfolg führen. Schalten Sie auf diesem Planeten nur für eine Stunde das Internet ab.«

 
    EINE ANSICHTSKARTE
    AUS DEM CYBERSPACE
     
     
     
    »Du hast keinen Grund, dir irgendwelche Vorwürfe zu machen, Sternchen.«
    Stella kauerte auf ihrem Lieblingsplatz, dem Bett, und blickte trübe vor sich hin. Neben sich hatte sie einen Stapel mit Papieren. Es war kurz vor zehn Uhr abends. Sie fühlte sich immer noch wie zerschlagen, viel erschöpfter als nach ihrer ersten Cyberspace-Reise. Wenigstens hatte sie einige Stunden geschlafen und auch schon etwas gegessen. Kimiko hatte sich für kurze Zeit entschuldigt, wollte aber bald mit Benny und Agaf zurückkehren.
    Mark war inzwischen über Stellas jüngstes Illusion-Abenteuer informiert und er kannte ihre Meinung dazu. Er selbst sah die Ergebnisse der Reise viel optimistischer als seine Tochter. Nach kurzem Innehalten fügte er nowoge hinzu: »Ich habe mich übrigens entschlossen, dich nicht mehr an den Intruder zu lassen.«
    Stella blickte entsetzt zu ihrem Vater auf. Sie wusste von dem Telefonat zwischen DiCampo und Dr. Gerrit. »Aber Paps, nur mit dem Intruder können wir den Cyberwurm schnappen!«
    »DiCampo hat die Aussetzung deiner Cyberspace-Reisen selbst vorgeschlagen, ehe ich sie noch einfordern konnte. Mir ist das nur recht, Sternchen. Notfalls können wir dich auch an eine Tastatur setzen und dich konventionell durch das Internet surfen lassen. Dann wäre es immer noch dein strategisches Denken, das die Vorgehensweise bestimmt.«
    »Und was ist mit der Zeit? Also, ich glaube, mir ist inzwischen einigermaßen klar, was die Vorteile des Intruders sind, Paps. Was mir in meinen Wachträumen manchmal wie Minuten oder sogar Stunden vorkommt, dauert in Wirklichkeit nur Sekunden. Ich bin mit dem Ding unheimlich schnell! Außerdem… Warte mal…ja, du hast gesagt, in meinen Wachträumen würde ich sehr viele Entscheidungen intuitiv fällen. Ich reagiere also ganz anders als vielleicht jetzt, wo mir meine Zweifel und Bedenken so manchen Stein in den Weg legen. Das hast du doch gemeint, oder?«
    »Natürlich, aber…« Salomon wand sich. »Du hörst dich fast wie ein adrenalinsüchtiger Drachenflieger an, der mit jeder Herausforderung ein bewusst höheres Risiko eingeht.«
    »Na, lebensgefährlich wird der Intruder schon nicht sein.«
    »Aber deine Halluzinationen machen mir Sorgen. Wie du sagst, scheinen sie dieses Mal länger angehalten zu haben. Auf jeden Fall hast du im Vergleich zu Samstagabend heute viel länger gebraucht, um wieder zurück auf den Teppich zu kommen. Ist dir das nicht auch aufgefallen?«
    Natürlich war es das. Die merkwürdige

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